Kapitel 13

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Um mich herum war Wasser. Ich stand bis zur Hüfte im Wasser. In einem Fluss um genauer zu sein. Hinter mir lag ein smaller Strand, der bedeckt war mit Kies. In der Mitte des Flusses fuhr gerade ein Frachter Richtung Meer. Links war eine rotlackierte Stahlbrücke für Autos und Züge. Am anderen Ufer verlief eine Art Promenade. Menschen standen dort, schauten auf den Fluss, beobachten die Schiffe oder fotografierten die Brücke. Ich stand im Wasser und blickte umher. Fluss aufwärts, Fluss abwärts, immer wieder auf und ab...

Ich schrie irgendwas, aber ich hörte mich nicht. Ich merkte nur das ich schrie. Immer und immer wieder. Ich ging weiter ins Wasser. Mitsamt meiner Kleidung. Schritt für Schritt, bis ich bis zur Brust im Wasser war. Ich schrie weiter. Ich glaube, es war ein Name, aber niemand hörte mich. Keiner antwortete mir oder half mir. Ich stand allein in einem Fluss und schrie um unser Leben.

Auf einmal fiel mir etwas auf. Irgendwas trieb auf der Wasseroberfläche einige Meter vor mir. Etwas was aussah wie blauer Stoff. Eine Jacke. Ein Schrei blieb mir im Hals stecken. Ich schwamm los, so schnell ich konnte. Als ich die Jacke greifen konnte, zog ich sie und damit den kleinen Jungen, der sie trug, an mich. Ich hörte auf zu schreien. Ich hörte auf zu schwimmen. Ich ließ mich einfach fallen, in ein dunkles, schwarzes Loch aus dem ich nie wieder auftauchen wollte...

Plötzlich griffen Hände nach mir, zogen an mir, zogen mich aus meinem Loch. Sie versuchten meine Hände von der blauen Jacke zu lösen, aber ich hielt sie fest umklammert. Es war vorbei, das wusste ich. Ich wollte wieder in mein Loch, mit dieser Jacke, diesen kleinen, unschuldigen Jungen. Erst als ich vertraute Stimmen hörte, ließ ich allmählich los. Ich wurde eingepackt in Decken, wurde von Menschen umarmt und getröstet. "Es war nicht deine Schuld", war alles was ich hörte, Tränen alles was ich sah, Leere alles was ich fühlte...

Doch nichts konnte das schwarze Loch füllen. Mit dem Jungen hatte man mir ein Stück meines Körpers, meines Herzens entrissen. Man hatte mein Klammern gelöst, ihn weggebracht, sodass ich ihn nur noch einmal sehen konnte. Gebettet auf weichen Kissen, einen kleinen Anzug tragend in einer Holzkiste. Ein Meer aus Menschen, Blumen und Tränen verschwamm vor meinen Augen.

Das war alles zu viel. Das war zu schwarz. Zu falsch. Das alles war meine Schuld.
Wegen mir war sein Leben vorbei, bevor es begann. Wegen mir lag er jetzt da, kalt und regungslos. Sein Gesicht bedeckt mit Küssen und Tränen von Menschen, die ihn liebten und mir sagten es sei nicht meine Schuld gewesen, obwohl die meisten anders dachten.

Es war meine Schuld. Meine ganz allein...


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 07, 2015 ⏰

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