Kapitel 20

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  Ich höre, wie sich die Badezimmertür im Flur öffnet und kurz darauf wieder ins Schloss fällt. Es ist der erste Moment, in dem ich wirklich begreife, dass Damien und ich alleine in seinem Appartement sind. Rosa ist wahrscheinlich zu ihrer Familie in die Innenstadt gefahren. 

  Die Stille breitet sich aus. Und aus dem Nichts heraus, bekomme ich Lust auf eine kleine Erfischung. Vielleicht einen kalten Früchtetee.

 Ich nehme mir gleich einen der Stühle mit, damit ich an den Korb mit den Teebeuteln auch herankomme. Ich hole das gekühlte Mineralwasser aus dem Kühlschrank, das ohne Kohlensäure, und werfe mir zwei Würfel Zucker in die schwarze Teetasse. Dann widme ich mich dem Kletterparkour, vor dem ich selbst bei dieser Höhe Respekt habe. Doch ich merke sofort, dass etwas nicht stimmt, als ich, bevor ich überhaupt den zweiten Fuß auf den Stuhl stellen kann, das Gleichgewicht verliere. Doch sobald mich große Hände auffangen, fühle ich mich auf Anhieb sicher. 

"Vorsicht!", warnt er mich. Jedoch kommt dieser Kommentar für meinen Geschmack ein wenig zu spät. "Du willst doch nicht eine weitere Narbe auf der Stirn im Spiegel begrüßen.", er schmunzelt trotz seines ernsten Blickes. Die klitschnassen Haare kleben an Damiens Stirn. Einige nasse Stellen zeichnen sich auf seinem grauen Shirt ab. Ich richte mein Oberteil zurecht und räuspere mich. Die unangenehme Hitze in meinen Wangen, versuche ich unauffälig zu ignorieren. 

 Dann bemerke ich den kleinen weißen Strich auf seiner Unterlippe und kann mein Kichern nicht zurückhalten. "Was ist?", fragt er mich mit seinem weltberühmten Stirnrunzeln. Ich nähere mich ihm, um auch wirklich sicher zugehen, dass der Strich nicht nur eine Einbildung war, aber nein, er ist genau an der Stelle, wo er sich gerade auf die Lippe beißt. 

"Du hast noch Zahnpasta auf deiner Lippe. Also,... ich denke, dass es wohl Zahnpasta ist!?" Meine Wangen glühen, bis zu dem Punkt, dass ich die Hitze nicht mehr ignorieren kann. An Hamiltons, ich meine Damiens Stelle wäre ich nun peinlich berührt. Aber von Scham ist keine Spur. Stattdessen lehnt er seinen Kopf ein kleines, beinahe unbedeutendes Stückchen vor. Ich zucke erschrocken zusammen, als ich seine Hände an meiner Taille spüre. Meine dünne, knochige Taille. Die Berührung ist mir auf einmal noch unangenehmer als die Frage des Doktors vor ein paar Tagen. 

  Ich rieche das Aftershave, bevor die weiche, glatte Haut auf meine trifft und ich die Minze schmecke. Ja, es ist auf jeden Fall Zahnpasta! , ist das Einzige, an das ich in diesem Moment denken kann, als sich unsere Lippen berühren und meine Augen sich schließen. Ich genieße jeden Augenblick, jede der zarten Bewegungen. Zwei Welten verschmelzen für einen Bruchteil weniger Sekunden.

"Ich weiß nicht, warum, aber ich musste es wenigstens einmal getan haben.", haucht Damien gegen meine empfindliche Haut, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Ich schlucke den scharfen, aber doch so süßen Geschmack herunter. Der Bereich um meine Lippen ist feucht. Damien ist immer noch klitschnass. Ich schaue in seine eiskalten Augen, die mir abermals eine Gänsehaut bereiten. Mein Herz pocht wie wild. 

 Doch das offensichtliche Knistern zwischen uns, wird von dem Vibrieren seines Handys, das auf der Küchenablage liegt, unterbrochen. "Hamilton!", antwortet Damien genervt und verdreht seine Augen. Sein ernster, geschäftlicher Ton verrät den Anteil an Freude über den eingegangenen Anruf, der jedoch wichtig zu sein scheint. Er schaut mich kurz an, aber ich stehe wie angewurzelt da und weiß nicht, was mit mir geschieht. Dann dreht er sich um und verschwindet in den Flur. Ich folge ihm bis ich mich dazu zwinge stehenzubleiben. Das Handy klebt praktisch an seinem Ohr, bevor er kurz vor der Treppe zu seinem Schlafzimmer das Telefonat beendet und von der Bildfläche verschwindet. 

 Ich wage einen zweiten Versuch und hole mir mit Erfolg einen der Teebeutel aus dem Korb, ohne einen wiederholten, direkten Abgang zu machen. Meine Gedanken können sich jedoch nicht mehr von Damiens weichen Lippen lösen. So wie sich das Rot der Früchte im Wasser ausbreitet, verspüre ich das Gefühl der Enttäuschung nun in jeder Zelle meines Körpers. 

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt