Kapitel 31

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Damien 

  Der Dreck unter meinen Fingernägeln erinnert mich an den nassen Boden des Friedhofes. Der Regen und Birdies Versuche, ihn zu entfernen, waren erfolglos geblieben.

 Je höher das Wasser der Badewanne steigt, desto nervöser wird Birdies Gesichtsausdruck. Ich spüre eine gewisse Leere in meiner Brust. Eine schmerzende Leere... und diesen unerträglichen Druck.

"Wir müssen das nicht tun. Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst.", sage ich schließlich, und fühle mich, als wären wir Teenager, aber wenigstens lässt dieses unangenehme Gefühl eines egoistischen Handelns wieder nach. Die Röte ihrer Wangen zeigt die Scham, die sie verspüren muss. "Ich kann auch warten und dich zuerst das Bad beanspruchen lassen. " Ich wäre ein verdammter Egoist, wenn ich nur an meine Wünsche denken würde...und wenn ich Birdies Ängste dabei komplett verbannen würde.

"Nein...bitte. Ich möchte das doch auch.", antwortet sie mit zittriger Stimme und ich ziehe meine Augenbrauen hoch. "Jetzt schau mich doch nicht so an!", scherzt sie und ich muss schmunzeln, während ihre Augen mir die Luft abschnüren. Ihr Gesichts wirft mich in eine andere Dimension. Scheiße... weiß sie, dass sie wunderschön ist? "Es ist nur..."

"Was?", unterbreche ich sie verwirrt.

"Das ist das erste Mal, dass..." Ich brauche mir das Ende ihres Satzes nicht anhören, denn ich weiß, was ihr Problem ist. Ich wusste es die ganze Zeit. Ich erinnere mich an den Moment, indem wir vor dem Spiegel standen -- als ich ihr beweisen wollte, dass sie sich nicht zu verstecken braucht. Ganz und gar nicht...

"Du brauchst keine Angst zu haben... Ich werde auch nicht gucken." Meinen Scherz scheint sie nicht zu begreifen. Aber genau das liebe ich an ihr. Sie ist einfach in einer einzigartigen Art und Weise einzigartig. Die runden Augen blicken zu mir auf, bevor sie zu dem Handtuch auf dem Waschbecken greift. Aber ich lege meine Hand auf ihre.

"Können wir -"

"Nein!", sage ich. Die Härte meiner Worte verängstigt sie. Es ist das Letzte, was ich mit ihnen erreichen wollte. "Wir schaffen es ohne das Handtuch. Gemeinsam." Ihr Blick wandert zu unseren Händen, bevor die angestaute Luft aus ihrer Lunge entweicht. Und auch ich atme erleichtert auf.

"Ich möchte nicht, dass du dich umdrehst, okay?" Die Entschlossenheit in ihrer Stimme überrascht mich. Ich bin der Letzte, der ein Angebot wie dieses ablehnen würde. Aber bei Birdie ist es irgendwie... anders. Ich sehe verdutzt zu ihr herab. Am liebsten würde ich sie wieder küssen, nur weiß ich, dass es in einem Moment, wie diesem einfach nicht fair wäre. Ich möchte ihr meine Anerkennung zeigen -- nicht das bloße, gierige Verlangen. Sie verdient das Gute in mir. Sie verdient das Beste der Welt... Und ich bin mir sicher, dass nur ich es ihr geben kann.

"Wenn ich mich entscheiden muss, dann bist du der bessere Spiegel.", sagt sie und zieht das dünne Oberteil über ihren Kopf. Überraschenderweise trägt sie keinen BH. Der Anblick der verheilten Narben auf ihrer blassen Haut lässt mich schwer schlucken. Wer oder was auch immer ihr diese Verletzungen zugefügt haben mag, soll in der Hölle schmoren. "So muss ich mich nicht betrachten, aber ich kann dir geben, was du verdienst."

"Was verdiene ich?" Birdie wird nun auch ihre Hose los, sodass sie nur in Unterhose vor mir steht. Weiß sie eigentlich, dass sie immer noch wunderschön ist?

"Du verdienst es, dass man ehrlich mit dir ist." Da ist es wieder, das Stechen in meiner Brust. Während sie sich wortwörtlich mir gegenüber entblößt, plagen mich die Schuldgefühle. Sollte ich auch ehrlich mit ihr sein? "Du verdienst es, zu sehen, wer ich wirklich bin.", haucht sie.
Ich möchte sie wissen lassen, dass sie mir nicht durch ihre Nacktheit zeigt, wer sie wirklich ist. Denn schon weitaus bevor ich sie nackt gesehen habe, wusste ich, wer diese Person ist -- Das Beste, was mir passieren konnte. Selbst damals, als das arrogante Arschloch aus der frühen Vergangenheit sie von der Straße geholt hat und ihr das Leben rettete, nur um sich einmal wie ein Held fühlen zu dürfen, wusste er, dass sie etwas ganz Besonderes sein muss. Mit einem Helden ist dies jedoch in keinster Weise zu vergleichen. Es fühlt sich richtig an... aber die Vergangenheit wird immer da sein, mich weiterhin jagen. Und da frage ich mich wieder: Sollte ich ehrlich zu ihr sein?

"Die Narben, Kratzer und Flecken sind ein Teil von mir, den ich nicht vor mir und erst recht nicht vor dir verstecken kann. Aber ich lasse lieber dich urteilen, als dass ich sie wieder und wieder betrachten muss." Ich nähere mich ihr, obwohl ich dies nicht tun  wollte. Sie schreckt leicht zurück... und es ist genau die Reaktion, die ich zu vermeiden versuchte. Aber dann halte ich sie in meinen Armen.

"Der Spiegel sagt, dass es Zeit für ein erholsames Bad ist.", schmunzel ich in der Hoffnung, dass es die Anspannung in ihrem Körper ein wenig auflockern würde.

"Ach ja? Und was sagt der Spiegel noch?" Die Vibration ihres Kicherns erwärmt meine Brust. Ich muss es ihr einfach sagen...

"Außerdem sagt der Spiegel, dass du wunderschön bist, weißt du das eigentlich?"


Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt