Kapitel 25

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Tausend kleine Ameisen krabbeln über meine Haut, als sein Knie meinen Oberschenkel streift. Ich schlucke die Nervösität herunter. Du spinnst doch! Natürlich würde er in seinem Bett so schlafen, wie er es gerne hätte. Es ist ja schließlich sein Bett. Sein Reich. Ich schließe meine Augen wieder und tue so, als hätte ich nichts davon mitbekommen, gefangen in den Tiefen meiner Träume. Aber ich bin hellwach.

"Birdie...?", höre ich ihn vorsichtig nach mir fragen. Ich antworte nicht, schwebe immer noch in dem Rausch des ekligen Weins, obwohl ich doch so müde war, kann ich nicht einschlafen. Nicht jetzt. Nicht so. Die Matratze bewegt sich ein weiteres Mal -- Er dreht sich mit dem Gesicht zu mir. Ich spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut. Aber ich lasse mit all meiner Kraft meine Augen geschlossen und hoffe, dass er von meinen Anstrengungen, ihn zu ignorieren, nichts mitbekommen kann. "Ich..." Er schnappt tief nach Luft, als ob er wüsste, dass ich ihn hören könnte. Weiß er, dass ich nur so tue? ...Oh Gott, bitte nicht! Nichts ist schlimmer, als auf frischer Tat ertappt zu werden! "Ich...sorge mich wirklich um dich. Ich mag dies vielleicht nicht offen zeigen, aber es ist so. Du gehst mir nicht mehr aus den Kopf." Ich öffne so schnell meine Augen, wie noch nie zuvor. Und ich würde lügen, wenn ich sage, dass er sich nicht erschrocken hätte. Mein Blick wandert über seine Gesichtszüge, so weit ich sie im trägen Licht erkennen kann. "So ist es.", fügt er seiner Beichte hinzu, als wollte er es mir noch ein mal beweisen. "...und ich kann rein gar nichts dagegen tun."

"Rein gar nichts?" Mir fällt nichts Besseres ein und mit meiner durchaus dummen Antwort folgt die pure Scham.

"Ich habe bereits alles versucht...", gibt er zu und stützt seinen Ellbogen auf, um den Kopf auf die Hand zu legen und mich todernst zu begaffen.

Das Blut pumpt durch meine Adern. Die Ameisen erreichen jeden Millimeter meiner Haut. Und auch innerlich bin ich am Brodeln. Mein Herz pocht wie wild, als ich mich zu ihm lehne und ihn einfach nur küssen möchte. Doch er geht mir aus den Weg. "Nein!", brummt er mit einer rauen Stimme. Aber ich kann ihm ansehen, dass auch er sich zurücknehmen muss. "Nicht, wenn du betrunken bist." Ich falle zurück auf das Bett und lasse die angestaute Luft aus meiner Lunge entweichen. Ich spüre die Wärme, die er ausstrahlt. Fühle mich ihm hingezogen, darf diese Begierde jedoch nicht in Betracht ziehen. Werd' doch mal wieder klar im Kopf!!!

Doch die Wärme wird zu einer unerträglichen Hitze, als er sich über mich lehnt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt. "Gute Nacht. Schlaf dich erst ein mal aus." Wow. Jetzt bereue ich es wirklich, Alkohol getrunken zu haben.


Am nächsten Morgen ist es dunkel. Zu dunkel für meinen Geschmack. Ich richte mich auf und verspüre die Leere in meinem Magen und das unerträgliche Verlangen nach etwas zu trinken. Mein Mund fühlt sich trocken an -- jedoch kann ich mich glücklich schätzen, da ich keine Kopfschmerzen habe. Mir wurde erzählt, dass man diese auf jeden Fall bekommen würde, wenn man zum ersten Mal Alkohol getrunken hat -- oder zu viel davon.

Die Tür öffnet sich und als Rosa hineinplatzt, erschreckt sie sich. Ich schaue sie verwirrt an, bis ich realisiere, dass ich immernoch in Damiens Bett liege. Es war also kein Traum! Oh Gott, bitte kneif' mich!

"Birdie?" Sie legt ihre Stirn in Falten, während sie den Korb gefüllt mit Socken auf den Teppichboden abstellt. "W-Was hab' ich denn verpasst?", fragt sie mich und ich fange an panisch zu meiner Linken zu schauen, jedoch ist Damiens Seite vom Bett bereits bis auf die kleinste Falte glatt gestrichen.

"I-Ich...", stottere ich, bevor wir das Klingeln des Fahrstuhls hören und unsere Augen sich weiten. Nur wenige Sekunden später steht Damien im Türrahmen.

"Geht es dir besser?", fragt er mich und Rosas Gesichtsausdruck strahlt nur so vor Verwirrung. Und auch ich bin verwirrt. Es ist das erste Mal, dass er mich vor Rosa nicht mit dem fremden "Sie" anspricht, sondern dem vertrauten "Du". Innerlich grinse ich, aber ich kann nicht genau urteilen, wie ich mich wohl äußerlich preisgebe. In vielen Dingen mag ich ein offenes Buch sein, aber manchmal, da weiß ich selbst kaum, was ich eigentlich will. Ich befinde mich in einer Zwickmühle. Was soll ich bloß tun?

"Ja, danke, mir geht es besser.", sage ich und schlüpfe mit meinen Beinen unter der seidigen Bettdecke hervor, um von dem weichen Bett aufzustehen. "Wie spät ist es?", frage ich Rosa, die immer noch unbeholfen neben Damien zu Stein gehärtet ist und nicht weiß, ob sie etwas sagen soll, oder lieber nicht.

"E-Es ist kurz vor 1 Uhr.", informiert sie mich mit weiterhin aufgerissenen Augen. EIN UHR? "Mr. Hamilton, ich habe Ihnen die Hemden für nächste Woche gewaschen und gebügelt. Sie hängen im Ankleidezimmer. Mögen Sie auch schon die Socken in den Koffer gelegt bekommen, oder soll ich diese erst einmal in den Schrank einsortieren?" Es liegt offen auf der Hand, dass Rosa versucht, sich abzulenken, beziehungsweise aus der etwas peinlichen Situation zu entfliehen. Von welchem Koffer ist jedoch die Rede?

"Ja, bitte kümmern Sie sich erst einmal um die Vollständigkeit meines Koffers, bevor Sie die restlichen Paare dann in den Schrank sortieren. Danke." Rosa nickt und guckt noch ein letztes Mal mit einem Blick zu mir, der mir sagt, dass ich ihr eine Erklärung schuldig bin, bevor sie die Treppen hinunter verschwindet.

Damien schließt die Doppeltür hinter sich und zieht das graue Jacket aus. Es landet auf der sauberen, gemachten Seite des Bettes. Ich hätte nicht erwartet, dass er sein eigenes Bett machen würde. Rosa macht ja schließlich beinahe alles für ihn, zumindest was den Haushalt betrifft.

"So... und jetzt möchte ich mit dir über letzte Nacht reden."



Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt