Kapitel 27

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"Nicht einmal ich durfte die Flasche mit meinem Staubwedel berühren." Rosa stellt mir eine Tasse heiße Schokolade auf den Tresen --  genau das, was ich jetzt brauche. Dann setzt sie sich auf den Barhocker neben mir. 

"Danke, da fühlt man sich schon gleich besser!", antworte ich mit einem sarkastischen Unterton in meiner heiseren Stimme. 

"Nein, ich meine das nicht so, wie du denkst.", entgegnet Rosa mir, bevor sie an ihrer Tasse Tee schlürft. Warum fahren bloß alle auf dieses Zeug so sehr ab? "Wenn ich die Flasche nicht einmal anfassen durfte -- du sie aber leer trinken darfst, ohne irgendwelche Konsequenzen davon tragen zu müssen, dann kannst du dir sicher sein, dass da mehr hinter steckt." 

"Wo steckt was mehr hinter?", will ich wissen, obwohl ich die eigene Antwort in meinem Kopf lieber verdrängen würde. Jedoch bin ich neugierig und möchte es auch aus ihrem Mund hören. 

"Ich hätte es nie gedacht, dass der Tag einmal kommen würde, aber ich glaube Mr. Hamilton liegt etwas an dir und er scheint dich ja ganz schön in den Schutz zu nehmen. Außerdem; Ich bin nicht blöd, ich habe gehört, wie er dich jetzt auch mit 'du' anspricht." Sie zwinkert frech.

"Das hat doch nichts zu bedeuten!" Viel zu schnell setzen meine Lippen an der Tasse an und ich verbrenne mich. Ich höre Rosa kichern, während der heiße Kakao wieder in der Tasse landet. Ich beiße mir vor Schmerzen auf die Innenseiten meiner Wangen. "Hamilton könnte sich hunderte dieser Flaschen kaufen. Ich denke nicht, dass das so ein großes Problem für ihn wäre, wenn du diejenige gewesen wärst, die sich an seiner Bar bedient hätte."

"Oh doch! Aus irgendeinem Grund lag ihm besonders viel an dieser einen Weinflasche." Ich blicke zum Weinregal, welches links neben der Bar steht und erspähe den leeren Platz in der kleinen Glasvitrine.

"Ich fühle mich auch nicht besonders gut..." 

"Hast du einen Hangover, oder wie?" Rosa lacht und die weißen Zähne blitzen hervor. 

"Nein! Ich meinte, dass ich einfach nur sauer auf mich selbst bin, dass ich mich überhaupt an der Flasche vergriffen habe..." 

Rosa starrt mich wortlos an. Nun sag doch was...bitte!

"Warum habe ich bloß das Gefühl, dass wir hier nicht von der Weinflasche sprechen?" Wie bitte?

Ich runzle meine Stirn und verrühre den braunen Teppich, der sich in meiner Tasse gebildet hat, wieder mit der Milch. Es ist dieselbe Milch, die ich vor wenigen Tagen im Supermarkt geholt hatte. Für einen kurzen Moment sehe ich wieder das Bild der alten Dame vor meinen Augen und ich muss schlucken. Birdie, nun schau dich doch mal an... Ich kann die Gefühle, die mich innerlich auffressen, weder beschreiben, noch mich ihnen gegenüberstellen.

"Tut mir leid, aber deine Worte sind wahre Rätsel für mein Hirn!", gebe ich zu und gebe dem Kakao eine neue Chance. Ich habe Glück; Das Getränk ist immer noch sehr warm, aber nicht mehr kochend heiß. 

"Kann es sein, dass wir hier nicht doch eher über Mr. Hamilton reden?" Ich verschlucke mich beinahe. Dann schüttle ich mit meinem Kopf. Nein. "Warum hast du überhaupt den Wein getrunken? Gibt es etwas, worüber du reden möchtest?" 

"Nein. Darf man denn nicht einfach mal einen Wein trinken? Das macht Hamilton doch auch jede Nacht um 1 Uhr, oder nicht?" Oh ja, wie konnte ich nur seinen 1-Uhr-Wein noch nicht in das Gespräch einbringen...

"Doch, das darf man. Aber doch nicht eine ganze Flasche? Birdie, du musst dich erst mal wieder etwas aufpäppeln und ein paar Pfunde zunehmen!" 

"Warum-" denkt eigentlich jeder, dass es mir so schlecht gehen würde? Ich meine ja, ok, ich meide gerne mein Spiegelbild und vielleicht hatte ich nicht viel zum Essen in den letzten Monaten alleine auf der Straße, aber ich bin doch nicht todkrank! Jedoch traue ich mich nicht, dies laut anzusprechen, denn irgendwo tief in mir weiß ich, dass Rosa sehr wahrscheinlich Recht hat und ich wirklich noch an mir arbeiten muss, bevor ich mich auf eine ganze Weinflasche stürze. "Ach, du hast wahrscheinlich Recht..." Außerdem habe ich keine Kraft mehr für eine weitere Diskussion. 

"Hast du schon gefrühstückt?", fragt sie mich, worauf ich mit "Nein, noch nicht." antworte.

"Dann werde ich uns mal etwas Schönes zaubern; Ich habe nämlich auch noch nichts im Magen." Ihr warmes Lächeln ist ansteckend und ich bin froh, dass wir zu einem neuen Thema gewechselt sind. 

"Sehr gerne! Kann ich dir bei etwas helfen?" 

"Nein. Lassen Sie sich überraschen.", antwortet Rosa mit einem französischen Akzent, der mir einen kleinen Tipp geben soll, auf was ich mich vorbereiten darf. "Aber während ich meiner Spezialität nachgehe, kannst du ja schon mal damit anfangen, das Alphabet auf eines dieser Blätter zu schreiben." Sie zeigt auf einen Papierblock, der auf der Theke liegt.

 Ich hätte niemals gedacht, dass sich jemals jemand so sehr darum kümmern würde, mir das Lesen und Schreiben beizubringen. Es gleicht einem Wunder, dass dieser jemand Rosa ist.


Vielen lieben Dank für die 100.000! Das ist der Wahnsinn! Ich hätte niemals gedacht, dass es eine Geschichte von mir, die keine Fan Fiction ist, so weit schaffen würde. Das bedeutet mir wirklich viel! :) (Wenn ich es zeitlich schaffe, kommt nachher noch ein weiteres Kapitel)

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt