Kapitel 36

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   Auf allen Vieren krieche ich durch Damiens Schlafzimmer. Irgendwo hier muss sie sein. Die ganze Nacht lang habe ich nach der dunkelroten Decke gesucht. Selbst der weiche Teppichboden lädt zu einem kurzen Nickerchen ein. Ich wende mich hin und her, bevor mich Rosas Stimme aus dem Schlaf entreißt. Meine Augen starren sie erschrocken an, bevor ich mein Umfeld erkunde. Ich muss wirklich auf dem Boden eingelschafen sein. Die Taschenlampe, die ich in Damiens Arbeitszimmer gefunden hatte, liegt eingeschaltet neben mir, und in der Nacht muss ich nach der seidigen Bettdecke gegriffen haben, die nun zur Hälfte meine Beine bedeckt. Damiens Geruch schwebt in der Luft, aber er ist nicht da. Er kommt erst Montag Abend wieder. Zwei Tage muss ich es noch ohne ihn aushalten.

"Da lässt man dich ein einziges Mal alleine!", lacht Rosa, die sich zu mir herunterbeugt und Damiens Decke zurück auf das Bett legt. "Was hast du denn die ganze Nacht über gemacht?", fragt sie mich daraufhin und bemerkt das immer schwacher leuchtende Licht der Taschenlampe. Ich schalte sie aus und setze mich auf.

"Sag' mal, weißt du, wo meine dunkelrote Decke ist?" Rosa schüttelt mit dem Kopf und ich atme scharf ein. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir so sehr fehlen würde, selbst, wenn ich sie nicht einmal brauche. Trotzdem vermisse ich es, mich in den weichen Stoff einzukuscheln, sodass der Fleeze meine Wangen streichelt und ich sicher in den tiefen Schlaf eintauchen kann. Ich bin überrascht, dass ich nicht schon viel früher angefangen habe, nach ihr zu suchen.

 "Vielleicht solltest du Mr. Hamilton fragen, sobald er zurück ist. Ich glaube, er hatte sie zuletzt in der Hand.", sagt sie schließlich und hilft mir auf. "Apropos, was ist jetzt eigentlich zwischen ihm und dir?" Wir gehen die Treppen hinunter und in das Wohnzimmer. Ich blicke aus dem Fenster. Es regnet und der bedeckte Himmel wirft einen Schatten auf London.

 "Genau darüber wollte ich mit dir reden." Wir setzen uns auf die Couch, dort, wo wir saßen, bevor uns Damien mit einem Dreck beschmierten Gesicht vom Friedhof Gesellschaft leistete. Rosa schaut mich besorgt an, und in diesem Moment bin ich froh, mich dafür entschieden zu haben, mit ihr darüber zu reden. Dieses Gefühl, zu wissen, dass es jemanden gibt, der für dich da ist, wenn du seine Hilfe brauchst, ist unbeschreiblich. Einzig und allein meine Familie konnte bisher dieses Gefühl in mir auslösen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals einen Ersatz finden könnte, der mir dieses Geschenk der Geborgenheit geben kann. "Ich hoffe du bist nicht sauer, dass ich bereits mit Daisy darüber gesprochen habe -- zumindest ein wenig." Sie schüttelt mir dem Kopf, sodass die schwarzen Haare ihres Bobs um ihr Gesicht legen.

   Nachdem sie mich einige Male gefragt hat, ob es mir gut geht, muss ich mir schließlich auf die Lippe beißen, um nicht zu weinen. Ich will nicht weinen. Nicht jetzt. "Er hat es mir gesagt." Ich denke an seine schwache, gebrochene Stimme. An die Unsicherheit, die ich noch nie zuvor bei ihm gespürt hatte. Ich denke an die blutunterlaufenen, von den Tränen gereizten Augen zurück, die mich aufmerksam musterten. Raus damit, Birdie!  Ich kann mich nun nicht mehr davor drücken. Rosa ist bereits zu aufgewühlt -- zu neugierig, um sie nun im Dunkeln zurückzulassen.

  "Damien hatte eine Schwester. Sie war genau wie ich -- obdachlos." Das stumpfe Geräusch, welches aus Rosas Mund tritt, ist eine Mischung aus einem Räuspern und einem erschrockenem Aufstöhnen, das sie versucht zu zähmen.

  "Das erklärt so Einiges.", lautet ihre Antwort und ich merke die Tränen in meinen Augen, die nur darauf warten, meine Wangen zu befeuchten, als ich in Gedanken meinen nächsten Satz formuliere.

  "Er macht sich für ihren Tod verantwortlich. Ich bin nur hier, weil er seine Fehler begleichen will.", presse ich hervor und muss gezwungenermaßen den Kloß in meinem Hals herunterschlucken. Dann spüre ich Rosas warme Hand auf meinem Oberschenkel. Den Blcik hat sie auf die Marmorfliesen gerichtet. Das ist kein gutes Zeichen. Bestimmt glaubt sie mir nicht, oder sie wird mir etwas viel Schlimmeres sagen, das alles, womit ich bisher herausgerückt bin, in den Schatten stellt. Aber vielleicht mache ich mir auch einfach wieder viel zu viele Gedanken. Vielleicht braucht sie einfach nur Zeit, um diese Information zu verarbeiten -- Ich weiß, dass ich nicht der einzige Mensch auf Erden sein kann, der genauso denkt.

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt