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Ein wenig Licht drang durch das Fenster, wodurch ich wach wurde. Ich blieb liegen und hörte der Natur zu. Es schien, als wäre noch niemand wach, also lief ich zum Fluss und wusch erst einmal meine langen Haare. Das Problem an diesen Haaren ist immer noch die Länge, denn ich hatte sie noch nie in meinem Leben geschnitten und so gingen sie mir bis an die Kniekehlen. Ich flocht sie zu einem Zopf und kletterte in meinen Baum. Ich zog mir frische Sachen an und kletterte ganz oben auf den Baum. Hier war eine Plattform, die schon von der Sonne warm war. Ich legte meine Klamotten, die ich im Fluss gewaschen hatte darauf und ließ sie trocknen. Nun wusste ich nicht, was ich machen sollte, also lief ich planlos durch die Gegend. Irgendwann tat sich dann doch etwas. Die Männer wurden wach und machten sich für die Jagd bereit. Ryan war der erste, der in den Wald lief. Er war sehr schnell und ich sah nur sehr undeutlich, wohin er lief. David war sichtlich müde, denn er gähnte und ging gemütlich in das Gebüsch. Davor lächelte er mich noch an und winkte mir zu. Nach ungefähr 20 Sekunden kam er aber wieder und fragte mich: „Hast du Lust nachher mit mir schießen zu üben. In diesem Dorf muss das jeder können." „Klar" antwortete ich ihm, obwohl ich es eigentlich schon konnte. Auf dem Bauernhof mussten wir das üben, um Angreifer zu töten oder zu verletzten. Jetzt wusste ich auch, was ich tun konnte. Ich wollte mir einen richtigen bogen bauen. Ich holte im Baum die richtige Ausrüstung. Alles, was mir noch fehlte war eine Sehne für den Bogen. Anastina war die älteste Frau in dem Dorf und für alles zuständig, deshalb lief ich zu ihrem Baum, der altersgerecht gebaut war. Ich lief hoch und klopfte an. „Ja. Herein" Ich ging hinein und ihr Gesicht lächelte sofort. „Tamina, was für eine Freude. Was kann ich für dich tun?" Ich sagte, was mir noch fehlte und sie gab mir sofort eine Sehne. „Danke." Sie umarmte mich und ich lief hinunter in den Wald. Ich brauchte einen Baum, der ganz gerade Äste hat. Ich lief lange umher, bis ich einen perfekten Ast fand. Ich schnitt ihn vorsichtig ab und schnitzte an ihm herum, bis er die richtige Form besaß. Er war sehr beweglich, aber brach nicht. Das war das gute an dem Holz. Ich ritzte Löcher an die Enden und spannte die Sehne. Der Bogen war fertig. Das dauerte auch nur eine halbe Stunde. Zur Sicherheit machte ich mir noch einen Zweiten. Den Ersatzbogen brachte ich zusammen mit den Sehnen in meinen Baum. Nun brauchte ich noch Pfeile und zwei Köcher, einen als Ersatz. Ich beschloss zuerst zwei Köcher zu bauen. Ich nahm mir Baumrinde und legte sie eine Stunde in den Fluss. In dieser Zeit suchte ich nach toten Vögeln, um mit deren Federn die Pfeile zu machen. Ich fand schon nach fünf Minuten genug, sodass ich die restlichen 55 Minuten Pfeilspitzen erstellte. Sie waren aus Stein, den ich zuschliff. Am Ende hatte ich 30 Pfeilspitzen. Die Rinden waren nun weich und ich konnte aus ihnen Köcher flechten. Zuletzt band ich noch je ein Lederband daran fest, um den Köcher über die Schulter zu nehmen. Ich tat alles, was ich bisher geschafft und gemacht hatte in den Baum und lief los, um Äste zu finden. Äste, die alle gleich groß waren und alle ganz gerade. Nach gefühlten zwei Stunden hatte ich 30 beisammen. Gefrühstückt wurde in diesem Dorf nie, denn die Männer aßen im Wald und die meisten Frauen wachten erst um die Mittagsstunden auf. Jetzt war es 10 Uhr vormittags. Ich kletterte in den Baum und faltete erst einmal meine fertig getrockneten Klamotten zusammen. Dann setzte ich mich auf den Baum und zündete ein kleines Feuer an. Ich nahm die Äste nacheinander und klebte mit einem natürlichen Kleber, den man heiß machen musste, die Pfeilspitzen an sie. Es hielt richtig gut und ich bekam sie nicht ab, auch wenn ich es versuchen würde. Ich löschte das Feuer und begab mich in das „Haus". Mit Hilfe von Schnüren befestigte ich die Federn und um Punkt 11 Uhr war ich fertig. Ich packte 15 Pfeile als Ersatz in den Ersatzköcher und warf mir den anderen über die Schulter. Mit Pfeilen, Köcher und Bogen machte ich mich auf in den Wald. Ich wollte nichts erlegen, ich wollte es nur ausprobieren, ob meine Pfeile funktionierten. Ich stellte mich 30 Meter von meinem Baum entfernt auf und versuchte einen genauen Punkt zu treffen. Ich brauchte ein paar Anläufe, aber dann traf ich nie daneben. Ich packte wieder alles zusammen. In einer halben Stunde würden die Männer wieder kommen und die Frauen langsam aufwachen und um 13 Uhr sollte es dann Mittagessen geben. Eineinhalb Stunden hatte ich frei. Ich lief Ziellos umher, bis mir plötzlich ein Gedanke kam. Ich wollte versuchen, auf Pferden zu reiten. Das Pferd, dass ich am Tag zuvor so schön fand, war ganz sicher ein Shire-horse. Es war ein sehr großes Pferd. Ich konnte nicht über den Rücken schauen. Ich vermutete, dass es ungefähr 1.90 Stockmaß hatte. Das war sehr groß. Ich suchte nicht lange nach der Herde. Ich fand auch sofort das wunderschöne Pferd mit dem braunen Fell und en weißen Hufen. Es war männlich und ich suchte nach einem Namen für ihn. Anscheinend konnte er sich an mich erinnern, denn er kam auf mich zu und schaute mich neugierig an. „Tyrone." Flüsterte ich. Ja, das war der perfekte Name für ihn. „Tyrone, komm her." Langsam gewöhnte er sich an den Klang des Namens. Ich stand da und hielt ihm meine Hand entgegen. Er kam auf mich zu und schmiegte sich in meine Hand. Ich streichelte ihm und sah, wie sich seine warmen Nüstern weiteten und verengten. Plötzlich machte es hinter mir ein Geräusch und Tyrone floh. Ich entfernte mich und sah, dass es nur ein Reh war, das gelaufen war. Ich rief: „Tyrone", obwohl ich wusste, dass es unsinnig war. Aber er kam. Tyrone hatte sich an mich gewöhnt und hörte auf mich. Er kam, wenn ich ihn rief. Ich stellte mich auf einen Baumstamm und versuchte auf ihn zu steigen, aber er war einfach zu groß. Ich legte meine Hand auf ihn und drückte leicht und Tyrone verstand. Er legte sich hin und ich konnte mich auf ihn setzten. Ich klopfte leicht auf seine Schulter und er stand auf. Das war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich auf einem Pferd saß. Mit meiner Ferse gab ich ihm das Zeichen, dass er losgehen sollte. Er verstand das nicht so, wie ich und fing an, rückwärts zu gehen. Ich zog an seiner Mähne und er blieb stehen. Wenigstens das. Ich drückte nochmals mit der Ferse gegen ihn und dieses Mal ging er vorwärts. Ich versuchte ihm alles beizubringen und er lernte schnell, wenn ich mit dem rechten Knie anstieß, so musste er nach rechts, wenn ich nach links wollte, stieß ich mit dem linken Knie. So brachte man es den Pferden auf dem Bauernhof auch bei. Ich versuchte, mit beiden Fersen ihn anzutreiben und bald lief er in einem leichten Trab. Auch Galopp bewältigten wir perfekt. Es war wunderbar. Ich liebte es, wenn meine Haare flogen und der Wind durch das Gesicht brauste. Leider war es schon viertel vor 1 und so musste ich ihn bei seiner Herde zurücklassen.


TaminaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt