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Kurz nach dem Mittagessen wurde dann ein Zaun errichtet, indem viele Stöcke in den Boden gerammt wurden. Es entstand ein Kreis mit 8 Metern Durchmesser. Langsam wurde ich nervös. Ich schaute zu Kamilla und Sophie. Wir drei mussten uns auf einen besonderen Platz setzten und die vier Jungs standen mitten im Kampfplatz. Daniel trat vor und sagte: „Nun denn. Wir sind nun bei dem diesjährigen Mädchenkampf. Als Mädchen stehen dieses Jahr zur Auswahl: Kamilla, Sophie und Tamina. Nun denn. Wer will für Kamilla kämpfen?" Kamilla war heimlich mit Lloyd zusammen und das wussten die anderen Jungs, weshalb sich nur Lloyd meldete. „Dann sind Kamilla und Lloyd nun ein Paar." Kamilla lief in den Kreis und holte Lloyd hinter ihren Stuhl. Das war Tradition. „Wer will um Sophie kämpfen?" Es meldete sich sofort Joel und etwas zögerlicher auch Ryan. David verschwand aus dem Kreis und die beiden begannen zu kämpfen. Wer zuerst mit dem Rücken auf dem Boden lag, der hatte verloren. Das Duell verlief sehr friedlich, bis Ryan einen kurzen Augenblick nicht richtig aufpasste und Joel ihm ein Bein stellte. Da lag er auf dem Boden und ärgerte sich. Nun holte Sophie ihn hinter ihr Stuhl. Sie war sichtlich glücklich. „Wer will für Tamina kämpfen." Es meldeten sich Ryan und David. Die beiden stellten sich gegenüber und gingen langsam aufeinander zu. Und blitzschnell versuchte Ryan, David umzuwerfen. David wich geschickt aus und hielt Ryans Arm fest. Ryan drehte sich und verpasste David einen Schlag in den Bauch. David ließ das nicht auf sich sitzen und packte Ryan an den Schultern und Schlug mit dem Fuß gegen Ryans Knöchel. Ryan verzerrte sein Gesicht und griff nach Davids Arm. Da es sehr ruhig war, konnten alle in diesem Moment hören, wie Davids Arm brach. Er schrie kurz auf ging aber schneller als Ryan gedacht hatte auf Ryan los und stieß ihn zu Boden. Damit war der Kampf für David gewonnen. Er setzte sich auf den Boden und hielt seinen Arm. Es musste höllisch weh tun. Zitternd stand ich auf und lief in den Kreis. Ich hockte mich neben ihn. „Kannst du aufstehen?", fragte ich ihn. Er nickte und ich nahm seine gesunde Hand und führte ihn zu meinem Stuhl. Es gab noch eine kurze Ansprache, Ryan trat den Wächtern bei und dann war es fertig. Ich brachte David in meinen Baum, was gar nicht so einfach war, denn er hatte ja nur einen Arm zum klettern. Aber der Tradition nach musste das so sein. 24 Stunden, also bis 3 Uhr nachmittags mussten wir zusammen in einem Baum verbringen, außer wir mussten auf die Toilette oder zum Essen. „Toller Kampf.", sagte ich. Er verzog noch immer sein Gesicht, was ihm ja auch nicht zu verübeln war, schließlich hatte er sich gerade den Arm gebrochen. Ich holte Schmerzmittel aus einer Verpackung und gab sie ihm. Danach verband ich den Arm so gut, wie es ging. David tat es sehr weh, das sah ich, aber es musste sein. Als ich mit dem Arm fertig war, legte ich ihn auf mein Bett, welches aus Heu und Stroh war. Er schnaufte noch ein bisschen. Eine halbe Stunde tat er gar nichts, denn er war damit beschäftigt, den Schmerz zu unterdrücken. Dann aber sagte er doch etwas: „Danke." „Kein Problem, du bist offiziell mein Freund, da muss ich dir doch helfen." Er musste lachen. „Ich konnte Ryan nicht gewinnen lassen." Ich legte mich zu ihm, weil mir langsam kalt wurde. Ich spürte seinen Atem an meiner Stirn und spürte seinen Herzschlag. Nach einer langen Zeit war ich wieder ruhig. Er nahm mich fest in den Arm und ich kuschelte mich an ihn. Er war noch wie ein großer Bruder, aber das sollte sich noch ändern. Nach fast einer Stunde kam ein Ruf von unten, wie es Davids Arm gehe. Ich stand auf und rief hinunter, dass alles gut wäre. Den Abend verbrachten David und ich damit, uns über unser Leben zu erzählen. Er war zwar in dem Dorf geboren, aber wie bei Joel und Lloyd waren die Eltern abgehauen und hatten ihn im Dorf zurückgelassen. Wir zündeten eine Kerze an, weil es dunkel wurde und ich holte uns etwas zu essen. Als wir beide fertig gegessen hatten, musste ich gähnen, denn ich war richtig müde. Wir legten uns hin und schon sehr bald schlief ich ein. Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil im Wald ein Wolf gerufen hatte. Auch David wachte davon auf, aber er entspannte sich sofort wieder. Dann sah er mich an und ich fühlte mich so gut wie noch nie. Es war, als würde meine gesamte Kindheit, die Folterei, der Bauernhof, einfach alles aus meinem Kopf verschwinden und in diesem Moment ließ ich alles hinter mir, alles Negative. Und genau in diesem Moment beugte sich David vor und küsste mich. Es war mein erster Kuss, aber wir küssten uns, als würden wir das immer tun. Er hatte seine Hände an meinem Hals und ich spürte ihn so nah wie noch nie. Es dauerte lange, bis wir uns lösten, aber noch da hatte ich das merkwürdige Gefühl im Bauch. Und nicht nur im Bauch. Mein gesamter Körper hatte angefangen zu vibrieren. Es war ein komplett neues, aber tolles Gefühl. Als wäre nichts gewesen, flüsterte er mir ins Ohr: „Jetzt wird aber geschlafen, Tamina." Er legte sich einfach hin und drehte sich von mir weg. Ich war noch ein wenig überrascht, aber ich legte mich auch hin und drehte mich von ihm weg. Aber bald drehte er sich um und umfasste mich von hinten an meiner Hüfte und so schlief ich ein.


TaminaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt