1.Kapitel (bearbeitet)

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Zufrieden streckte ich meine Arme aus und genoss den wunderbaren Duft der Blumen, auf denen ich lag. Eine sanfte Bise wehte, genau richtig, so wie ich es mochte. Mit einem wohligen Seufzer öffnete ich meine Augen und blickte in den strahlend blauen Himmel. Ich hörte das Rauschen der Blätter im Wind, das Zwitschern einiger sich streitenden Vögel, ein seltsames Piepen, das irgendwie nervte, das Plätschern des kleinen Bächleins und schon wieder dieses Piepsen! Genervt schaute ich mich um. Irgendetwas Nasses fuhr mir über das Gesicht. Leicht angepisst schlug ich meine Augen auf und blickte in das Gesicht eines Hundes. Verwirrt rieb ich mir die Schläfen und schaute mich genauer um.

Ich lag in meinem Bett, in meinem Zimmer und nicht auf der Blumenwiese. Endlich realisierte ich, dass ich gerade eben noch geträumt hatte. Und auch für das nervige Piepen gab es eine Erklärung, dass war nämlich mein Wecker. Alles wie immer.

Seufzend wollte ich die Augen wieder schliessen, doch eine feuchte Zunge, die auf mein Gesicht zusteuerte, hinderte mich daran. 

,,Twister, aus! Nicht jetzt, es ist viel zu früh", grummelte ich und blickte unseren Hund böse an. Daraufhin winselte der Mischling leicht und sprang von meinem Bett hinunter, lief zur Tür und verschwand schliesslich aus meinem Blickfeld. 

Mittlerweile einigermassen wach blickte ich auf meinen Wecker und bekam beinahe einen Herzinfarkt. In acht Minuten fuhr der Bus! Schnell sprang ich auf und suchte mir einigermassen akzeptable Kleider zusammen. Mit den Sachen eilte ich ins Bad, putzte mir die Zähne und zog mich gleichzeitig an. Das weibliche Geschlecht war halt doch in der Lage mehrere Sachen gleichzeitig zu tun. 

Grinsend rannte ich aus dem Bad und musste wohl wie eine Verrückte aussehen, mit meinen Augenringen und der, für die frühe Uhrzeit übermenschlichen, Geschwindigkeit. Nach einem Stopp in meinem Zimmer, in dem ich meine Schultasche holte, stand ich schliesslich draussen. Leider musste ich feststellen, dass es regnete und auch ansonsten recht kalt war. 

Mit schnellem Schritt eilte ich zur Bushaltestelle, an der das brummende Gefährt bereits wartete und stieg gerade noch ein, bevor sich die Türen mit diesem seltsamen Busgeräusch schlossen. 

Endlich im Trockenen hielt ich Ausschau nach Mel, meiner besten Freunden. Schliesslich entdeckte ich sie an einem Fensterplatz und ging zu ihr. 

Als sie mich bemerkte, erhellte sich ihre Miene. ,,Hi Kate, wie war dein Wochenende? Ich habe gestern mein ganzes Zimmer umgestellt, das musst du dir ansehen! Der rote Schrank steht nun beim Fenster und das Bett...", plapperte sie drauf los, ich musste lächeln. Sie war einfach das grösste Plappermaul, das existierte und zudem der best-gutgelaunteste Mensch, den ich kannte. Gab es das Wort überhaupt? Best-gutgelauntest?

,,Hey, Kate, hörst du mir überhaupt zu?" Mit einer Hand wedelte sie vor meinem Gesicht herum und schaute mich mit ihren blauen Augen besorgt an.

,,Tut mir leid, was hast du gesagt?" Sie schüttelte nur den Kopf und lächelte leicht. ,,Ich sagte, dass wir aussteigen müssen, wir sind da." 

Nach einem Sprint durch den Regen standen wir schliesslich in der trockenen, regensicheren Schule. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, machte ich mich auf den Weg zu Bio, nichtsahnend, was mich dort erwarten würde.

Die Gaben von MorvanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt