»Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte mich eine ruhige Stimme, die mich bei jedem Wort regelrecht streichelte und diese kroch mit einem honigsüßen Atem über mein Gesicht. Eine leichte Gänsehaut durchzog prompt meinen Körper, als ich sie vernahm. Sie war so wunderschön. Samtig und weich. Ein Glockenklang, wie Gesang. Ich wollte bloß noch diese hören. Nichts anders mehr. Anbei vergaß ich alles. Möglicherweise wollte ich das auch. Das passte. Schlagartig fühlte ich mich verdammt wohl und konnte an nichts anderes mehr denken, als an diesen Mann. Seine Stimme ging mir gleich unter die Haut. Ich hatte sie nicht nur vermisst, sondern auch sofort erkannt und doch war sie so fremd. Fast wäre ich vor Freude in die Luft gegangen, denn insgeheim wusste ich, dass ich es vermisste. Diesen Menschen.
Zwar kannten wir uns nicht wirklich und waren uns auch nur einen kurzen Moment begegnet. Trotzdem starb ich innerlich tausend Tode, wenn ich daran dachte, ihn nie wieder zu sehen. Mir ging nur einer durch den Kopf und zwar Edan und als ich die Augen hoffnungsvoll aufschlug, konnte ich es gar nicht fassen, in sein sorgenvolles Gesicht zu blicken. Er war wirklich da, oder? Er war hier, beugte sich über meinen Körper und verscheuchte die dunklen Wolken. Ich war so gefesselt von seinem Blick, dass ich erst gar keinen Laut aus meinem Mund bekam. Erst ein paar viele Sekunden später, teilten sich endlich meine Lippen. Das daraus nur Gestammel wurde, konnte ich mir schon von vorn herein denken.
»Was machst du in der Schule?«, fragte ich leise und drehte etwas meinen Kopf nach links und rechts. Immerhin musste ich wissen, wo ich mich befand und da war ich mir sicher, dass es nicht der Beton vom Schulhof war, denn der hätte sich härter angefühlt. Trotz alledem war ich nicht allzu weit entfernt, obwohl mir lieber gewesen wäre, ganz wo anders zu sein. Zum Beispiel in diesem Zimmer bei Henry mit Edan, aber existierte dieser Raum überhaupt? Auch in dem Augenblick war ich mir nicht ganz sicher, obwohl Edan vor mir kniete und zum Anfassen nahe war. In diesem Moment war er vollkommen real. »Du bist nicht direkt in der Schule!«, gab er mit als Antwort. Er hatte recht. Ich lag neben dem Schulgelände, aber wie kam ich da hin?
Ich schaute erneut nach links. Dort war der Zaun, der um die Schule führte und sich rechts von mir befand, sowie etwas Gras und einige Büsche. Gerade eben noch habe ich eine auf die Nase bekommen und nun liege ich nicht einmal mehr dort? Ich griff mir ins Gesicht und starrte schließlich auf meine Hand. Ich hatte angenommen... Aber nein. Da war kein Blut, aber sie schmerzte etwas. Jedoch war es zu verkraften. Allerdings verstand ich nicht, dass ich so glimpflich davongekommen war. Immerhin hatte ich den kräftigen Hieb direkt in meinem Gesicht gespürt. Es war nicht das erste Mal und es fühlte sich an wie immer, doch der direkte Schmerz blieb irgendwie aus. Es war leichter zu ertragen. Eigenartig. Hinzukommend hätte nicht angenommen, dass sich jemand überhaupt um mich kümmerte, vor allem nicht Edan, sondern dass ich wie sonst auch zur Schulschwester kam und nun lag ich bei ihm.
Er war so verdammt nahe, dass ich wieder diesen Duft wahrnahm, den er verströmte. Einen Himmlischen, der mich schon wieder einlullte. Ich träumte. Das musste ich einfach. Anders war das nicht zu erklären. »Wie komm ich hier her?«, fragte ich ihn, aber er lächelte mich nur hinreißend an. »Wieso bist du hier?«, wollte ich zugleich wissen, weil er nichts dazu sagte und mir auf meine erste Frage keine Antwort gab. Ich brauchte diese aber. Ich wollte wissen, was hier vor sich ging. »Wegen dir!«, flüsterte er. Ich kniff mir in den Unterarm, weil ich dachte, dass ich vielleicht dadurch wieder in die Wirklichkeit kam, aber nichts dergleichen passierte. Alles blieb sowie es war. Edan neben mir. So nah und doch so weit weg. »Ich kann dir irgendwie nicht fern bleiben«, raunte er lautlos.
Auf der Stelle weiteten sich meine Augen und ich wollte wissen wie er das meinte, aber er fragte mich lediglich: »Hast du eigentlich Angst vor mir? Du weißt schon, wegen dem was war?« Ich riss die Lider weiter nach oben, wohl wissend was er da meinte. Aber ich musste gar nicht lange überlegen, sondern mir war klar, auf was er es bezog. Also war das doch alles gar kein Traum. Dabei dachte ich... Ich war definitiv nicht verrückt und freut mich innerlich, dass er realer war, als es mir vorkam. Sofort schüttelte ich den Kopf und wusste nicht einmal wieso. Dieser Biss, an den ich mich wieder erinnerte, war am Anfang schmerzhafter, als ich mir vorstellte, aber plötzlich durchfuhr mich so eine innerliche Lust, dass ich nicht mehr daran dachte, dass er mein Blut trank und wenn, machte es mich eher irre. Im positivem Sinne. Scheiße, was ging mir da nur durch den Kopf? War ich pervers? Stand ich auf so abartige Dinge?
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Someday I - I looked into your eyes
VampireTrilogie: Band 1 Larissa ist nicht bloß eine Außenseiterin, sondern auch das Verhältnis zu ihrer Mutter ist nicht gerade rosig, die täglich an der Flasche hängt und jedes Mal einen anderen Mann ins Haus lässt. Immer wieder ist sie allein und flücht...