Vier Tage waren mittlerweile vergangen, seitdem Edan verschwand. Er kam auch nicht seinem Versprochenen nach und rechtzeitig zurück. Das machte mich fast verrückt. Ich kam mir verlassen vor. Auch wenn er sich auf meinem Handy kurz meldete, lief ich nur noch im Kreis und zählte die Stunden, Minuten und Sekunden. Er sagte nur, dass es noch Einiges zu besprechen gäbe, es ihm gut ginge und er mir bald wieder Bescheid sagt. Bis jetzt hat er es nicht getan. Tolle Wurst. Und das war auch schon wieder einen Tag her. Auch am Telefon war er so verdammt beherrscht, als wären wir nur Bekannte, die das erste Mal miteinander sprachen.
Womöglich hatte er sich doch entschieden und ich sollte vielleicht das machen, was er mir ständig die ganze Zeit riet. Einen Mann suchen. Jemand der mich wirklich wollte. Einen Menschen und nicht wie Edan: Einen Vampir. Es hätte sein können, dass es da draußen jemanden gab, der mich mochte wie ich war. Die Vorstellung war echt hart Edan nicht mehr in meiner Nähe zu haben, aber irgendwie musste ich auch wissen, ob ich Chancen bei anderen Typen hatte. Immerhin sah ich nun nicht mehr verlottert aus. Ich schminkte mich dezent und somit stach ich keineswegs mehr aus der Masse heraus. Außerdem gab es noch keinen einzigen Mann in meinem Leben. Interessant wäre es schon zu wissen, wer mich alles haben würde wollen.
Zwei weitere Tage überlegte ich hin und her. Ob es überhaupt fair gegenüber Edan war. Allerdings schien ich ihn nicht zu beschäftigen. Seine Abwesenheit machte mich sogar etwas klarer wie zuvor, denn seine Taten zeigten, wie unwichtig ich ihm tatsächlich war. Er meldete sich nicht weiter, wollte nicht dass zwischen uns mehr passierte und hielt mich immer wieder auf Abstand. Aus diesem Grund wollte ich erst recht wissen, ob es einen Jungen gab, der mich mögen konnte. Doch wie sollte ich es am besten anstellten?
Die Schüler mobbten mich zwar nicht mehr, aber Freunde hatte ich allerdings auch noch keine und ich brauchte welche. Trotz des Fehlens von Edan hatte mich auch niemand dumm angemacht. Die Schüler gingen einfach nur mit mir um, als wäre ich jemand ganz normales. Hoffentlich bleibt es auch so. Paul, Kai und Stephan hingegen taten weiterhin, als würde es mich nicht geben und mir war auch klar das Edan ihnen sicher irgendetwas eintrichterte.
Eigentlich war es gut so. Somit gab es eine Gefahr weniger. Jedoch war nun das Wochenende vorbei. Die ganze Zeit saß ich lediglich allein vor meinem Tagebuch und kritzelte etwas hinein. Geschlafen hatte ich fast die ganze Nacht nicht, weil ich mir trotzdem ständig Gedanken um einen Vampir machte, dem es möglicherweise einen Scheiß interessierte, wie es mir ging. Ich werde mich hübsch machen. So richtig. Das erste Mal. Es gab schon die Möglichkeit Einige von meinen neuen Klamotten zu tragen, doch das meiste war zurückhaltend. Vielleicht musste ich mich nur etwas trauen. Immerhin hatte ich noch keinen Rock von denen angezogen, die mir Edan kaufte und sie waren schön.
Obwohl nun fast Winter war, wusste ich, dass es trotzdem möglich war einen davon zu tragen. Ich suchte mir eine schwarze Thermostrumpfhose heraus und dazu einen violetten Rock im Schottenmuster. Einige Minuten wühlte ich die ganzen Sachen durch, damit ich einen Pulli in einer ähnlichen Farbe fand. Er war wunderschön warm und flauschig und mein neuer Mantel, den ich noch nicht trug, passte ebenso perfekt dazu. Zugleich legte ich mir alles parat und lief im Anschluss in das kleine Badezimmer nebenan. Meine Haare band ich in einen geflochten seitlichen Zopf und zog einzelne Strähnchen nach draußen, somit war die Frisur eher praktisch, wenn ich meine Mütze in der Schule wieder absetzen musste.
Sie rundete das Ganze ab und endlich kamen die Stiefel zum Einsatz. Zwar hatte ich noch nie solche Schuhe, aber schnell gewöhnte ich mich an den Absatz einiger Zentimeter. Ich warf mir eilig alles über die Haut und stöckelte dann von links nach rechts. Perfekt, dachte ich. »Du wirst den Tag schon heil überstehen«, murmelte ich zu mir selbst und sah auf mein Handy. Leider war wieder keine Nachricht von Edan drauf und ebenso kein Anruf. Für was hatte ich dieses verflixte Ding, wenn sich doch eh niemand meldete und ich von kaum einen die Nummer besaß, obwohl es eines der neusten Dinger war, was mir Edan kaufte? Am liebsten hätte ich es gegen die Wand geschmettert.
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Someday I - I looked into your eyes
VampirTrilogie: Band 1 Larissa ist nicht bloß eine Außenseiterin, sondern auch das Verhältnis zu ihrer Mutter ist nicht gerade rosig, die täglich an der Flasche hängt und jedes Mal einen anderen Mann ins Haus lässt. Immer wieder ist sie allein und flücht...