Kapitel 31

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Gefangen in dieser Dunkelheit, mit einem Vieh, was mich fressen wollte und niemand war da, um mich zu retten. Schlimmer konnte es gar nicht kommen. Vielleicht war es tatsächlich meine Bestimmung, von einem unnatürlichen Wesen gefressen zu werden. Aber weswegen? Mein Leben verlief je her beschissen, warum also dann nicht mal anders? Ich war verflucht. Eindeutig. Und nun hockte ich mit Dreck beschmiert und aufgeschürftem Knie auf dem Boden von Mutter Erde und sollte so mein Ende, durch einen Guhl finden, der eigentlich nur in irgendwelchen Büchern existierte? Wie frustrierend das doch alles war.

Prompt fing ich an zu bereuen, dass ich nicht eher von hier abhaute; sondern in diesem Nest festhing; nie die Welt sah. Ich war wütend auf mich selbst, wie ich nur so verdammt dumm sein konnte und doch zu meinem Fleckchen ging. Oft sah ich mein Leben an mir vorbeirauschen und häufiger wollte ich dem ein Ende setzen; endlich aus diesem bescheuerten Leben verschwinden, doch nun hockte ich vor solch einem Vieh und wusste, wenn es so endetet, nicht mal jemand um mich weinte. Meine Mutter erst recht nicht und auch nicht Edan. Zumindest dachte ich das. Er verlor immerhin schon so viele Menschen in seinem Leben, dass ich wahrscheinlich nur ein Tropfen in einem Ozean war. Einfach nicht erwähnenswert. Und Henry? Ja. Ihm fehlte ich womöglich, aber helfen konnte er mir ebenso nicht.

Ob sie sich Vorwürfe machen, wenn ich tot bin? Das würde ich natürlich nicht wollen. Sie konnten immerhin nichts für meine Dummheit. Nur ich selbst war dafür verantwortlich, dass mich dieses Ungeheuer schnappte. Schlagartig wurde ich zunehmend trauriger. Edan war immer noch nicht in Sicht. Er war ein Vampir. Stark. Kraftvoll. Nur er konnte mich retten. Es gab sogar einen Moment, wo ich ihn heimlich beobachtete. Er hatte den Schrott von Henry so schnell in den Container verfrachtet und Sachen angehoben, wofür man fast einen Kran brauchte. Am Anfang glaubte ich es nicht, doch da ich wusste, was er war, war ich mir auch sicher, dass er mich vor diesem Guhl beschützen konnte. Wenn er doch nur auftauchen würde. Jetzt.

In diesem Moment blieb aber leider von ihm keine Spur und ich war verloren. Verloren in meiner schrecklichen Angst allein zu sterben. Ohne Vorwarnung ergriffen mich lange Finger, und rissen mich aus meinen Überlegungen. Sie stoppten meine Bewegungen mich zu befreien. Kalt waren sie. Eisig. Trotzdem brannte es wie Feuer. So etwas hatte ich noch niemals zuvor gespürt. Diese Hände fühlten sich rau an und doch irgendwie glatt. Es war nicht zu beschreiben und auch nicht wirklich der beste Moment, um darüber nachzudenken. Jedoch schickte mir dieses Vieh mit nur einer einzigen Berührung tausend Emotionen durch meinen Körper. Aber das was ich am stärksten fühlte war der Tod.

Meine Lider waren weit aufgerissen. Es war ein Gefühl, als ob dieses Vieh mir die Knochen mit bloßer Hand zerquetschte. Schmerz in meinem Schienbein. Mehr als das. Wenn es noch einen anderen Ausdruck dafür gäbe, hätte ich diesen gewählt. Der Schock war so groß, dass mein Herz wahrscheinlich in diesem Moment still stand. Nicht einmal ein kleiner Schrei entwich mir. Es fühlte sich an, als wäre mein Mund wie zugenäht gewesen. Kein einziges Wort wollte hinaus; konnte nicht. Mir hatte es wortwörtlich die Sprache verschlagen; bis man doch von mir ein heißeres Stöhnen vernahm.

Dieses Biest war mehr als grässlich und noch nie war es mir so nahe gewesen. Ich wollte das nicht; musste hinaus aus diesem Alptraum und aufwachen. Es war nicht möglich, dass es so etwas gab. Nein. Nicht diesen Dämon. Keine Ungeheuer. Nichts dergleichen. Ich war einfach nur ein normales Mädchen, was gerade schlief und die ganze Scheiße nicht erlebte, aber ein dunkles Grollen riss mich jedoch wieder ins Hier und Jetzt, wo ich niemals mehr sein wollte. Seine Haut war in einem Grau und es hatte kaum Fleisch auf den Rippen. Geschweige denn Fett. Einzelne Sehnen und Muskeln konnte ich sehen, sonst nur Knochen. Niemals zuvor in meinem Leben hatte ich so etwas Hässliches vor Augen gehabt und es war auch nicht mit irgendeinem anderen Wesen zu vergleichen.

Someday I - I looked into your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt