Kapitel 17

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Ich hörte, wie die Klinke leise nach unten gedrückt wurde und wie augenblicklich schlürfende Schritte näher kamen. Ein eigenartiges Gefühl überkam mich. Im Normalfall betrat niemand mein Zimmer. Nicht einmal meine Mutter, außer sie weckte mich mit einem Eimer Wasser. Sie konnte es nicht sein. Erst recht nicht um diese Zeit. Mein Körper versteifte sich, wollte nach oben schießen, aber ich blieb wie versteinert liegen. Nur einen Moment später wurde auch schon mein Haar berührt und ich wusste, dass es nicht Edan war. Diese Hände waren gröber, rauer und einfach bloß ekelhaft. Innerlich versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen, doch wie lange schaffte ich das?

Auf der Stelle wurde mir übel, als die Hand, ohne zu zögern, über meinen Kopf fuhr, dann meinen Nacken entlang. Wie selbstverständlich. Ich konnte sogar auf einem Schlag Edans Zähne hören, wie sie in der Ecke hart aufeinanderschlugen. Er schien sich zusammenreißen zu müssen, aber nicht nur ihm fiel es schwer, sondern auch mir. Ich wollte weg, hoffte es wäre nur eine Einbildung; dass dieser Alptraum schnell vorüberging. Aber nichts davon passierte. Lediglich meine Matratze ging ein Stück herunter. Prompt riss ich die Lider nach oben, sodass es schmerzte. Auch wenn ich mit dem Rücken zur Tür lag, sah ich trotz alledem genau vor mir an der Wand einen mir nur allzu bekannten Schatten.

Im matten Licht hockte Peter neben mir auf der Bettkante. Diese Erfahrung musste ich noch nicht machen. Bisher war ich nicht zu Hause, falls er da war, versteckte mich draußen. Jedoch wurde es abends kälter. Außerdem gab es da noch meine Mutter. Sie war für diesen Widerling da und machte die Beine breit. Ungeachtet dessen war es nur eine Frage der Zeit. Wer wusste schon wie oft Peter in mein Zimmer schaute und ich glücklicherweise nicht da war?

Ein leises Murmeln holte mich jedoch aus meinen Gedanken. Ich verstand es nicht, aber das war auch nicht der Rede wert. Er sollte mich in Ruhe lassen. Auf der Stelle. »Nimm deine Pfoten von mir!«, zischte ich, als Finger über meine nackte Wirbelsäule strichen, drehte mich ruckartig herum und schlug Peters elenden Griffel von mir. Wie konnte er es auch nur im Entferntesten wagen mich ein einziges Mal zu berühren? Mich schüttelte es sofort. Der Gestank, der von ihm ausging, machte es nicht besser. Auf der Stelle wurde mir übel. »Wage es nicht, mich noch einmal anzurühren«, setzte ich noch nach und er fing erneut an irgendetwas zu blubbern, doch ich verstand nicht einmal annähernd ein Wort davon, obwohl ich es versuchte. Das lag sicherlich daran, weil er voll wie ein Topf war.

Der ekelhafte Gestank von Alkohol wollte mich würgen lassen, aber ich hatte mich gut im Griff und hielt nur meine Hand vor den Mund, damit ich sein Atem nicht so sehr ertragen musste und schnauzte: »Du müffelst wie eine Kneipe. Verpiss dich!« Die matte Funzel im Flur und die draußen vor unserem Haus, machten das Licht in meinem Zimmer eigenartig düster und dadurch sah Peter wie ein halbes Monster aus. Wieder kam irgendetwas aus seinem Mund, was ich nicht identifizieren konnte, was ihn nur noch unheimlicher machte. Deswegen war ich mehr als froh, dass Edan sich immer noch in meinem Zimmer versteckt hielt. Zwar hörte ich ihn nicht, aber ich spürte ihn. Er war irgendwie der Schutz, den ich die ganze Zeit brauchte, doch was würde noch passieren?

Jedoch schien dieses Schwein vor mir, mich nicht in Ruhe lassen zu wollen, egal was ich sagte. Wo war meine Mutter? Sicherlich genauso besoffen, denn sonst wäre er bei ihr und nicht bei mir. Gerade als Peter seine widerlichen Lippen auf meine drücken wollte, spürte ich blitzartig einen Luftzug und ein Knurren, wie eines Tieres. Im Anschluss saß dieser elende Sack nicht mehr auf meinem Bett. Da war lediglich ein Luftzug, der mich zusammenzucken ließ, weil ich nicht wusste wo er herkam. Augenblicklich flog die Tür zu, obwohl keiner die Klinke berührte. Kein Wind war zu fühlen. Andererseits schien plötzlich das ganze Zimmer irgendwie... zu vibrieren.

Erschrocken krabbelte ich rückwärts über mein Bettlacken, denn ich wusste das Edan der Grund sein musste. Er stand unvermittelt einige Schritte von mir entfernt und hatte Peter am Schlafittchen. Wenn ich nur daran dachte, was er ihm alles antun konnte, ohne sich wahrscheinlich wirklich anzustrengen, ließ mich in eine Art Trance gleiten. Das erste Mal bekam ich einen Einblick, was Edan konnte. Zwar war es faszinierend, aber auf der anderen Seite machte es mir schon Angst. »Denk nicht einmal daran!«, zischte der Vampir gefährlich durch den Raum und schloss seine Hand fest um den Hals von Peter. Ich wusste, dass es für ihn keinerlei Anstrengung war ihn umzubringen, weil ich eine Macht spürte, die mich extrem erschreckte. Und die ging von Edan aus.

Someday I - I looked into your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt