Kapitel 26

1.7K 92 5
                                    

An das was Henry sagte, daran dachte ich gar nicht mehr. Ich wollte mit Edan zusammen sein und das hieß, so zu werden wie er. Nur wie sollte ich ihn überzeugen? Wie sollte ich es am Dümmsten anstellen? Immerhin war er mir auch erst vor kurzem begegnet, aber ich konnte mir keinen anderen mehr an meiner Seite vorstellen. Er raubte mir regelrecht den Verstand, wenn er mich berührte und sich in meiner Nähe befand. Ich wusste, dass es Irrsinn war ihn damit zu nerven, denn er reagierte bei dem Thema irgendwie komisch. Also hieß es erst einmal abzuwarten. Was sollte ich auch sonst tun?

In der Zwischenzeit richteten sich meine Mutter und ich, in Henrys Schuppen ein, beziehungsweise was einmal zu seinem Haus gehörte und damals eine extra Wohnung für seine Tochter war. Das hieß auch, dass ich Edan öfter sah. Innerlich freute ich mich darüber, aber andererseits bekam ich Angst, dass er irgendwann die Nase von mir voll hatte. Außerdem wusste ich noch immer nicht, wie lang er überhaupt in unserem kleinen Ort blieb. Jedoch wollte ich auch nicht daran denken, dass er uns vielleicht wieder verließ.

Die Tage vergingen und langsam stellte sich wieder der normale Alltag ein. In der Schule wurde bloß noch von Peters Tod gesprochen und ich stand diesmal erneut im Mittelpunkt, aber nicht weil ich scheiße aussah und nicht die besten Klamotten trug, denn das änderte sich Dank Edan. Meine Mutter hingegen trank zwar hin und wieder manchmal eines über den Durst, doch es war weniger wie zuvor, und das lag sicher an Henry. Er beschäftigte sie häufig und lenkte sie von ihren Gedanken ab. Das half oft. Doch auch der alte Mann konnte sie nicht wie ein Baby beschützen und immer in ihrer Nähe bleiben. 

Edan wiederum nahm mich ständig zur Schule mit, was natürlich für mich ziemlich von Vorteil war, weil ich die lange Strecke nicht laufen musste. Auch er war es, der mich in meine neuen Sachen stopfe und endlich war ich eine Person, die nicht mehr gehänselt wurde. Zwar besaß ich noch immer keine Freunde, aber damit konnte ich leben. Mit Sicherheit war aber auch Edan ein Grund warum mich die Schüler in Ruhe ließen. Denn jeder konnte sich denken, dass zwischen uns etwas lief. Zumindest wenn man das so nennen konnte. 

Es gab keinen Sex; nur Küsse, und die waren auch nicht unbedingt ohne. Hinzukommend berührte er mich gern und das zeigte er indem er nicht bloß an meinem Hals saugte. Gut, dass sie nicht wussten, dass er mein Blut trank. Trotz alledem wollte ich mehr wie knutschen und kuscheln. Zwar standen wir hin und wieder kurz davor, wurden dann jedoch von meiner Mutter und Henry gestört, als würden sie es riechen können. Und wenn sie das nicht machten, machte Edan mal wieder mal einen Rückzieher.

Vielleicht wollte er mich doch nicht komplett und war bloß im Moment mit mir zusammen, weil somit jemand existierte, von dem er trinken konnte. Sollte ich Edan direkt darauf ansprechen? Was bekäme ich wohl als Antwort? Sicherlich, dass es nicht so sei, aber das wäre ja typisch für ihn. Er zog sich irgendwie immer aus jeder Affäre oder fand eine Erklärung die passte mich doch immer auf Abstand zu halten und nicht bis zum Ende zu gehen. »Lara?«, riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken. Edan setzte sich neben mich auf mein Bett, auf dem ich im Schneidersitz saß und die ganze Zeit grübelte. »Ich muss für ein paar Tage weg. Ich möchte, dass deine Mutter dich zur Schule fährt. Ich habe mit ihr schon geredet.« Das kommt unverhofft. 

»Wieso? Wo musst du denn hin?« Nun hatte er meine vollkommene Aufmerksamkeit. »Einer der ältesten Vampire ist in der Stadt und will sich mit mir treffen. Es ist nichts Schlimmes. Habe keine Angst. Es wird nur etwas dauern. Zwei Tage vielleicht. Länger nicht. Ich bin so schnell es geht wieder hier.« Ich war erst einmal perplex. Das kam wie aus dem Nichts. »Und das weißt du erst seit jetzt?«, fragte ich verwirrt. »Nein. Seit gestern schon, doch du ziehst dich in letzter Zeit sehr zurück, dass ich es aufgeschoben habe. Ich weiß nicht was mit dir los ist. Ich kann verstehen, wenn es um das Thema geht, dass du gern so wärst wie ich, aber deswegen musst du dich nicht von mir abwenden.« Darum geht es nicht nur.

Someday I - I looked into your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt