Ich drückte mir die Hände auf meine Ohren, um den lauten Ton etwas zu dämmen. Ein heftiger Windstoß wirbelte uns ins Gesicht. Mir stockte kurz der Atem. Als sich plötzlich rechts und links zwei Wände zusammen schoben, erschrack ich und ging automatisch ein paar Schritte zurück. Minho und Ben sahen dem Ganzen ausdruckslos zu. Der Spalt wurde immer kleiner, bis das Tor sich ganz geschlossen hatte. „Deshalb." sagte Minho und sah mich an. Ich starrte immer noch auf die riesigen Betonwände. „Da bist du ja!" sagte plötzlich jemand hinter mir. Ich drehte mich herum und blickte direkt in Newts Gesicht. „Was fällt dir ein, einfach abzuhauen?" fragte er mich im strengen Ton. Ich war etwas verärgert und zeigte ihm das auch: „Was mir einfällt? Nun ja, da ich keine Antworten von euch bekomme, hab ich mich einfach selber mal umgesehen und gehofft, Antworten zu bekommen. Stattdessen habe ich nun noch mehr Fragen." Überrascht sahen die drei mich an. Vermutlich hätten sie nicht mit so einer Ansage gerechnet und ich musste zugeben, dass ich überrascht von mir selbst war. „Ich weiß, dass du eine Menge Fragen hast. Aber du kannst nicht einfach machen, was du gerade für Richtig hälst. Wir haben hier ein paar Regeln." meinte Newt. Seine Stimme war immer noch sehr ernst. Das schüchterte mich ein. „Vielleicht solltest du ihr die mal erklären." warf Ben ein und ging mit Minho davon. Newt sah ihnen verärgert hinterher. Es schien, als möge er es nicht, wenn man ihm Anweisungen gab. „Komm mit." sagte Newt dann. Misstrauisch sah ich ihn an, folgte ihm aber schließlich. Er ging mit mir zu einem Baum und kletterte eine Strickleiter hinauf. Ich tat es ihm gleich. Als wir oben ankamen, lehnte er sich mit verschränkten Armen auf das Geländer. Sie hatten hier eine Art Aussichtsplattform gebaut. Von hier aus konnte man den gesamten Platz überblicken. Ich stellte mich mit einem gewissen Abstand neben Newt. Obwohl er nicht so muskulös war, hatte ich trotzdem etwas Angst vor ihm, aufgrund seines Befehltons. Er sah mich nun an und sagte: „Du hast eine Menge Fragen, hast du gesagt. Jetzt ist deine Chance sie mir zu stellen." Ich war überrascht. Wartend sah er mich an und ich fragte: „Wo bin ich?" Er ließ den Blick über den Platz schweifen und antwortete: „Wir nennen es die Lichtung." Er sah mich kurz an und redete dann weiter: „Jeden Monat kommt die Box hochgefahren und hat einen neuen Frischling dabei, sowie Nahrung und neue Kleidung für uns. Das Merkwürdige ist, dass wir erst vor ein paar Tagen einen neuen Frischling bekommen haben. Und jetzt schon wieder einer und noch dazu ein Mädchen. Wir hatten hier noch nie ein Mädchen, deshalb sind wir alle etwas überrascht und nun ja, auch irgendwie verängstigt." Ich ließ die neuen Informationen erstmal ankommen. Ich war das erste Mädchen bisher, dachte ich und runzelte die Stirn. Ich spürte, dass Newt mich ansah, also dachte ich mir schnell eine weitere Frage aus, solange ich noch die Chance hatte. „Erzähl mir von den Regeln." sagte ich. „Ja also wir haben hier genau drei Regeln. Erstens, leiste deinen Beitrag. Zweitens, füge keinem anderen Schaden zu. Drittens, geh niemals weiter, als bis zu den Toren." erklärte er. „Wieso darf ich nicht weitergehen? Minho und Ben waren doch auch da draußen." warf ich ein. „Ja, die beiden sind ja auch Läufer." sagte Newt und klang genervt. „Läufer?" fragte ich nach. „Ja Läufer. Sie rennen jeden Tag in das Labrinth und-." erzählte er, doch ich unterbrach ihn: „Warte was? Labyrinth?" „Ja. Dort draußen ist ein Labyrinth, aber nur die Läufer dürfen dort hinaus. Sie versuchen einen Weg raus zu finden. Sie prägen sich alles ein und kartieren es." Ich nickte und fragte dann: „Und was ist mit den anderen hier? Was machen die solange?" „Nun, jeder hier hat seine Aufgabe. Auch du wirst eine bekommen. Aber darüber reden wir morgen früh." meinte Newt und richtete sich auf. „Ich zeig dir jetzt erstmal, wo du schlafen wirst." sagte er. Wir kletterten also wieder hinunter und liefen auf einen überdachten Platz zu. Hier waren viele Hängematten aufgehängt und ich vermutete, dass wir hier schliefen. „Chuck?" rief Newt laut nach einem Jungen. „Bin schon da." meldete sich ein kleiner pummeliger Junge, mit lockigen Haaren. „Könnest du für unseren Frischling hier noch eine Hängematte aufhängen?" fragte ihn Newt, obwohl es mehr wie ein Befehl klang. „Schon erledigt." meinte er grinsend und zeigte auf eine Hängematte direkt neben sich. „Gut." sagte Newt zufrieden und wandte sich wieder mir zu: „Also Frischling, hier wirst du schlafen. Ich glaube, bei Chuck bist du gut aufgehoben." Chuck lächelte. „Kannst du bitte aufhören mich Frischling zu nennen?" sagte ich verärgert. Newt grinste. Keine Ahnung wieso, aber mir gefiel dieses Grinsen an ihm. „Wie soll ich dich denn nennen? Prinzessin vielleicht?" neckte er mich. Er machte mich immer wütender. „Ach vergiss es." zischte ich ihn an. „Wie du meinst Frischling." setzte er noch einen drauf, bevor er verschwand. Ich würde ihn gerade gern anschreien, doch er war schon weg. Verärgert setzte ich mich in meine Hängematte. Chuck, dessen Platz neben mir war, sah mich an. „Wieso darf der euch so herumkommandieren?" fragte ich Chuck. „Naja, er ist immerhin Alby's Stellvertreter." meinte Chuck. „Wie?" fragte ich verwirrt. „Alby ist der Anführer der Lichter und Newt ist sein Stellvertreter." erklärte Chuck und ich sah ihn überrascht an. „Hat dir das denn keiner gesagt?" fragte Chuck und ich schüttelte den Kopf. „Oh. Naja, jetzt weißt du es." sagte Chuck und lächelte kurz. Ich versuchte sein Lächeln zu erwiedern, aber ich war immer noch sehr verärgert und verwirrt von allem hier.
Wenig später meinte Chuck plötzlich: „Weißt du, irgendwie siehst du dem anderen Frischling, der vor zwei Tagen hier angekommen ist, sehr ähnlich." „Wie bitte?" fragte ich überrascht. „Ja, wenn ich dich ansehe, muss ich sofort an ihn denken. Ähnliche Gesichtszüge, dunkelbraune Haare, hellbraune Augen." erzählte er. „Ooh.." brachte ich nur heraus. Im selben Moment kam ein Junge zu uns und legte sich in die Hängematte rechts neben Chuck. „Hey Thomas." sagte Chuck zu ihm und ich erstarrte. Thomas. Dieser Name kam mir bekannt vor. Warum verdammt kam mir dieser Name bekannt vor? Und wieso erinnerte ich mich an diesen Namen, aber nicht an meinen eigenen? „Hey Chuck." murmelte Thomas. „Schau, das ist unsere Neue. Unser erstes Mädchen." machte Chuck Thomas auf mich aufmerksam. Thomas richtete sich wieder auf und sah mich erstaunt an. Ich musterte ihn. Es stimmte, was Chuck sagte. Er hatte dieselbe Haar- und Augenfarbe wie ich. Unglaublich. „Chloe?" flüsterte Thomas und sah mich an. Ich starrte ihn verwirrt an. „Was hast du eben gesagt Thomas?" fragte Chuck verwundert. „Chloe." wiederholte er sich. Plötzlich machte es Klick in meinem Kopf. Die Erinnerung an meinen Namen kam wie ein Blitzeinschlag. Chloe. „Du weißt ihren Namen?" fragte Chuck außer sich. Thomas nickte langsam und sah mich weiterhin an. „Wieso weißt du, wer ich bin?" fragte ich kaum hörbar. In diesem Moment sprang Chuck auf und rief so laut, dass jeder es hören konnte: „Hey, hey, Thomas weiß den Namen der Neuen. Wir wissen jetzt ihren Namen!" Natürlich kamen sofort alle herbei gestürmt und stellten sich im Halbkreis um uns auf. Na super. Alby und Newt kamen auch und stellten sich mit ganz vorn auf. „Du weißt, wer sie ist?" fragte Newt überrascht und misstrauisch zugleich. „Ja, Thomas sagte, ihr Name wäre Chloe." sagte Chuck erfreut. Newt musterte mich für einen Augenblick und dann Thomas. „Du kennst sie also?" fragte Alby an Thomas gewandt. „Nein." stammelte er. Jetzt sahen wir ihn alle verwirrt an. „Also ich meine, ich weiß ihren Namen, fragt mich nicht wieso. Ich habe keine Ahnung. Ich kenne ihren Namen, aber ich weiß nicht wer sie ist." erklärte Thomas. „Ich hab ja von anfang an gesagt, dass Thomas verrückt ist." meinte einer der Jungen. Mein Blick fiel auf ihn. Er war ziemlich groß, kräftig gebaut, aber er hatte einen sehr ernsten und bösen Gesichtsausdruck und so wie er Thomas ansah, machte er mir Angst. „Sei still Gally." sagte Alby streng zu ihm. Er hieß also Gally. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah nun mich an. Schnell drehte ich mich weg, damit er nicht merkte, dass ich ihn angestarrt hatte. „Kennst du ihn?" fragte Newt dann mich und machte eine Kopfbewegung in Thomas' Richtung. Ich schüttelte den Kopf. „Ganz sicher?" hackte er nach, was mich noch mehr einschüchterte. „Lass es gut sein Newt." meinte Alby. Ich bemerkte Minho und Ben am Rand der Truppe. Sie schwiegen die ganze Zeit über. „Nun gut Leute, es ist schon ziemlich spät geworden." seufzte Alby abschließend und alle machten sich auf den Weg zu ihren Schlafplätzen. „Willkommen auf der Lichtung Chloe." sagte er an mich gewandt und nickte. Ich nickte auch und automatisch fiel mein Blick auf Newt, der mich die ganze Zeit über ansah. Sein Blick war toternst und ich fragte mich, warum Newt mich nicht leiden konnte. Ich hatte ihm nichts getan und er motzte mich nur an und war überhaupt total gemein zu mir. Lag es daran, dass ich ein Mädchen war? Er wendete den Blick ab und ging. „Du hättest es nicht gleich so rumposaunen müssen Chuck." seuftze Thomas und Chuck entschuldigte sich. Ich sah wieder hinüber zu Thomas. „Thomas?" sagte ich leise. Er sah mich fragend an und ich murmelte: „Danke." „Wofür?" fragte er. „Dass du mich an meinen Namen erinnert hast." antwortete ich und lächelte ihm dankbar zu. Er lächelte ebenfalls und meinte dann: „Wir sollten schlafen Leute." „Seh ich auch so. Nacht ihr beiden." sagte Chuck und legte sich in seine Hängematte. „Nacht Kumpel." hörte ich Thomas sagen. „Nacht.." murmelte ich und legte mich auch hin. Ich starrte an die Decke und ging im Kopf nochmal den heutigen Tag durch. Ich hatte immer noch unendlich viele Fragen. Warum waren wir hier? Wer hat uns überhaupt hierher gebracht? Warum war ich das einzige Mädchen? Plötzlich hörte ich ein Geräusch, dass aus dem Labyrinth kam. Erschrocken fuhr ich hoch. Chuck bemerkte es und sagte: „Keine Angst. Hier sind wir sicher." „Sicher vor was?" fragte ich leise. „Chuck richtete sich nun auch nochmal auf und erklärte: „Wir nennen sie Griever." „Griever?" hackte ich nach. „Ja. Einige haben wohl schon Bekanntschaft mit ihnen machen müssen, nur konnten diejenigen uns nichts mehr über sie erzählen. Aber sie sind da draußen." sagte Chuck leise. „Allerdings sind sie nur nachts unterwegs und da die Tore über Nacht geschlossen sind, können sie uns nichts tun. Also sei unbesorgt und versuch zu schlafen." fügte Chuck hinzu, gähnte und legte sich wieder hin. Ich schaute noch einen Moment zu den Mauern hinüber, bis ich mich auch wieder hinlegte. Ich schloss die Augen und versuchte, an nichts mehr zu denken. Irgendwann schlief ich auch endlich ein..

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The other Story of the Maze Runners
FanfictionZwei Tage nachdem der Frischling Thomas auf der Lichtung ankam und vieles durcheinanderbrachte, fuhr die Box erneut nach oben und die Jungen wussten, das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie öffneten die Box. Darin lag ein Mädchen, die 15-jährige Chloe...