Etwas später, als es draußen bereits dämmerte, kam Clint zurück, aber nicht allein. Minho war bei ihm. „Und?" fragte Jeff sofort und sprang auf. Clint und Minho sahen sehr ernst aus. „Nein.."murmelte Jeff und schüttelte den Kopf. Thomas und ich standen nun auch auf und ich fragte: „Was ist los?" Clint und Minho sahen sich an. „Sie haben beschlossen, Ben zu verbannen." sagte Minho leise. Jeff senkte den Kopf. „Was bedeutet das?" platzte es aus Thomas raus, der wie ich nicht verstand. „Das bedeutet, dass sie ihn ins Labyrinth stecken.." erklärte Chuck. „Was? Nein, das können sie doch nicht einfach tun." schrie ich schon beinahe. „So wurde es beschlossen.." murmelte Clint. Ich war fassungslos. „Newt, Minho und ich waren die einzigen, die dagegen waren." fügte Clint hinzu. Newt war auch dagegen? Das überraschte mich, aber irgendwie war ich froh, dass er es auch nicht richtig fand. Minho ging zu Ben hinüber und band ihn los. „Geht ihr schon mal vor.." wies er uns niedergeschlagen an und wir nickten alle. Jeff und Clint gingen voraus, während Chuck, Thomas und ich etwas zurück blieben. Wir steuerten auf das offene Tor zu, an dem schon die ganzen anderen Jungen warteten. Alle hatten sowas wie Speere und Lanzen aus Holz in der Hand. Ich erschauderte und blieb mit Chuck etwas abseits stehen. Thomas stellte sich mit Clint und Jeff hinter die Jungs. Schließlich kam Minho mit Ben dazu. Er hatte Ben die Arme hinter dem Nacken festgebunden und zog ihn zum Tor. „Nein, bitte, ihr versteht das nicht." schluchzte Ben. Als Minho mit ihm an mir und Chuck vorbeiging, sagte er wimmernd: „Bitte Chloe, bitte, lass das nicht zu!" Ich wurde ganz starr und Tränen stiegen in meinen Augen auf. Am liebsten würde ich Ben helfen, aber man hatte es so beschlossen und ich würde nicht gegen Alby oder Gally ankommen. Ich bemerkte, dass Newt zu mir herübersah. Sein Blick hatte etwas mitleidiges und das machte mich noch trauriger. Er wendete den Blick wieder von mir ab und drehte sich dann zu Minho und Ben. Minho ließ Ben genau vor dem Tor los, zückte sein Messer und schnitt damit die Stricke durch, die seine Arme fesselten. Ben fiel auf die Knie und hustete. Dann fing er erneut an, wild rumzuschreien: „Bitte, das könnt ihr nicht machen. Thomas ist daran Schuld. Nur er und seine Schwester!" Ich warf Thomas einen erschrockenen Blick zu. Thomas jedoch schüttelte kaum merklich den Kopf und senkte den Blick. Ich verstand und wandte den Blick schnell von ihm ab. Er wollte so tun, als hätte er Bens Worte gar nicht wahrgenommen. Alle sollten weiterhin annehmen, dass Ben einfach nur Wirres redete. Ich sah jeden der Jungs einzeln an, um mich zu versichern, dass sie keinen Verdacht schöpften. Zu meiner Erleichterung waren alle auf Ben fixiert, außer einer. Nervös sah ich weg und hielt den Atem an. Gally hatte mich mit zusammengekniffenen Augen und grimmigen Gesicht angeschaut. Ich betete, dass er nicht weiter über Bens Worte nachdachte. Im nächstenMoment zuckten wir alle zusammen, als dieses ohrenbetäubende Geräusch erklang. Das Tor begann sich zu schließen und Alby rief laut: „Und los!" Minho verschwand aus der Mitte und Ben war nun völlig allein und ausgeliefert vor ihnen. Sie richteten ihre Waffen auf ihn und drängten ihn so in das Labyrinth. „Nein, bitte tut das nicht!" weinte Ben und versuchte zu fliehen, doch es gab kein Entkommen für ihn. Chuck, der bis eben schweigend neben mir stand, drehte sich nun um und ging davon. Anscheinend konnte er das Ganze hier nicht mit Ansehen und ich konnte es ihm nicht verübeln. Die Tränen suchten sich mittlerweile einen Weg über meine Wange und ich verspürrte den Drang zu schreien, doch es kam kein Laut aus mir heraus. Ich wollte Ben helfen, doch mein Körper regte sich nicht. Das Tor schob sich immer weiter zusammen und sie drängten den wimmernden Ben immer tiefer hinein, bis er keine andere Chance mehr hatte, als durch zu gehen, wenn er nicht zerquetscht werden wollte. Ben schrie erneut, jedoch so qualvoll, dass es mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Tor schloss sich und sein Schreien verstummte. Die Jungen sahen sich alle schweigend an. Ich war so wütend auf diejenigen, die für Bens Verbannung gestimmt hatten und gleichzeitig auf mich selbst, dass ich ihm nicht geholfen hatte.Weitere Tränen strömten über mein Gesicht. Ich war so niedergeschlagen, traurig und frustiert. Ohne weiter darüber nachzudenken, machte ich kehrt und ging im zügigen Tempo weg. Weg von den Jungs, weg von den Verrätern, weg von Newt, weg von dem Tor, dass Ben so eben verschlungen hatte, einfach nur weg von allem. Ich schluchzte laut auf und wischte mir übers Gesicht. Ich wollte allein sein, aber wo war ich am besten allein? Ich ging auf die gegenüberliegende Seite des Tores, dass sich vor einigen Minuten geschlossen hatte und ließ mich dort auf die Wiese sinken. Ich zog meine Beine ganz nah an meinen Körper und umschlang sie mit meinen Armen. Eine neue Welle der Trauer überkam mich und ich begann wieder zu weinen. Ich legte meinen Kopf auf die Knie und ließ den Schmerz zu, der so tief in mir aufloderte. Warum tat man uns das an? Wieso quälten sie uns so? Was hatten sie davon, wenn hier einer nach dem anderen starb? Wie konnten Menschen nur so grausam sein? Ich schluchzte laut auf und hob den Kopf. Ich merkte, dass der Himmel über mir sich langsam verdunkelte und die ersten Sterne auftauchten. Ich schniefte und wischte mir erneut übers Gesicht.
Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier saß, aber mittlerweile war es sehr dunkel. Benommen stand ich auf. Da ich von niemanden gestört werden wollte, lief ich sehr weit außerhalb an den Mauern des Labyrinths entlang. Ich streckte meinen linken Arm aus und schweifte mit meiner Hand über die raue steinige Oberfläche der Mauer. Nach einer Weile erreichte ich den Teil der Mauer, an dem wir unsere Namen verewigt hatten. Ich sah Bens Namen, den schon jemand durchgekreuzt hatte. Ich strich über seinen Namen und schluckte. Eigentlich kannte ich Ben ja noch nicht allzu lange, aber in der kurzen Zeit, die wir miteinander geredet haben, hab ich ihn als Freund in mein Herz geschlossen. Genauso wie Chuck und Thomas. Und...Newt? Hatte ich ihn auch in mein Herz geschlossen? Nachdenklich ließ ich meine Hand sinken. „Hier bist du." sagte plötzlich jemand und ich schrack zusammen. Es war Minho. Ich sah ihn schweigend an, während er auf mich zu kam und sich zu mir stellte. „Du wirkst ziemlich traurig.."stellte er fest und beäugte mich. „Ist das ein Wunder?" entgegnete ich und Minho schüttelte den Kopf. „Ich würde am liebsten allen, die dem zugestimmt haben, eins überziehen, glaub mir." meinte Minho. „Kann ich verstehen.." murmelte ich. Er lehnte sich an die Wand und starrte nach vorn. „Weißt du, Ben war immer ein ziemlich lustiger Typ." begann er zu erzählen und ich hörte ihm aufmerksam zu. „Wir waren zusammen da draußen, rannten durch das Labyrinth, prägten uns alles ein, entwarfen eine Karte. Man konnte ziemlich gut mit ihm reden, besser als mit manch anderen hier. Er war einfach nie nervig." Minho machte eine kurze Pause und sah mich an. Erst dachte ich, dass er gleich in Tränen ausbrechen würde, doch dann sprach er weiter: „Ben hat sich mit allen gut verstanden. Niemand hatte sich je mit ihm gestritten und dann sowas. Dann stimmten sie gegen ihn. Erst da wurde mir klar, wie sehr uns die Schöpfer manipulieren. Sie machen uns so sehr Angst, schüchtern uns ein, dass wir uns schon gegen unsere engsten Freunde stellen." Ich runzelte die Stirn und dachte über seine Worte nach. Minho hatte gar nicht mal so Unrecht mit dem, was er von sich gab. „Wir dürfen das nicht weiter mit uns machen lassen Minho.." sagte ich leise. Minho sah mich an. „Ja, aber was sollen wir tun?" fragte er. „Hör zu, ich war in jeder Ecke in diesem verdammten Labyrinth und ich habe bis heute keinen Ausweg gefunden." meinte er. Nun blickte ich verwirrt drein. „Wie? Ich dachte, ihr hättet das Labyrinth noch nicht vollkommen durchforstet." entgegnete ich iritiert. „Nun ja, eigentlich schon. Nur mussten wir Alby gegenüber versprechen, es nicht weiterzusagen, damit alle in der Hoffnung blieben, dass wir hier bald rauskommen.." erklärte Minho. Sprachlos sah ich ihn an.

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The other Story of the Maze Runners
FanfictionZwei Tage nachdem der Frischling Thomas auf der Lichtung ankam und vieles durcheinanderbrachte, fuhr die Box erneut nach oben und die Jungen wussten, das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie öffneten die Box. Darin lag ein Mädchen, die 15-jährige Chloe...