12. Kapitel

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Er rutschte genervt hin und her und versuchte eine bequemere Position zu finden. Seit zwei Stunden beobachtete er jetzt schon sein nächstes Opfer. Der Felsen hinter dem er sich versteckt hatte verdeckte ihn gut, aber der Boden war sehr steinig, sodass er schon nach kurzer Zeit die kleinen Steine durch seine Kleidung spühren konnte. Aber er hatte keine andere Wahl, er musste den Tagesablauf seines Opfers kennen, sonst wäre das Unterfangen zu gefährlich. Am Anfang hatte er sich auf Obdachlose und Prostituierte konzentriert, aber die brachten einem nun einmal nicht so viele Punkte ein. Sein nächstes Ziel sollte sein bisheriger Höhepunkt werden, ein Mann aus dem Stab des Bürgermeisters. Lächelnd setzte er wieder das Fenrglas an. Plötzlich hörte er hinter sich ein Knacken. Sein Kopf ruckte in die Richtung des Geräusches und aus dem Augenwinkel konnte er noch eine Faust mit einem Stein in der Hand erkennen, bevor er einen heftigen Schlag am Kopf fühlte und in eine endlose Schwärze abtauchte.

Langsam richtete sich der Mann wieder auf. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Mit einer nebensächlichen Geste ließ er den Stein fallen und beugte sich über die Gestalt, die vor ihm auf dem Boden lag. Aus seiner hinteren Hosentasche zog er eine Skimütze und zog sie dem Mann über den Kopf. Dieser hatte eine kleine Wunde am Hinterkopf, die aber nicht lebensgefährlich war. Aus einer Seitentasche seiner Cargohose zog der Angreifer ein paar Plastikhandschellen und legte sie dem Bewusslosen an. 'Nur um sicher zugehen'. Mit schnellen Schritten entfernte sich der in schwarz gekleidete Mann und lief Richtung Waldrand. Dort hatte er eine Schubkarre deponiert, die er jetzt zu seinem Opfer brachte. Mit geübten Handgriffen hob er den bewusstlosen Mann in die Schubkarre und schob sie so schnell er konnte zurück zum Wald. Mit etwas Mühe schaffte er es seine Beute ohne größere Probleme durch den Wald zu einer kleinen Lichtung zu schieben. Hier hatte er seinen Wagen geparkt, in den er sein Opfer nun hineinhob. Nachdem er den Mann auf den Rücksitz gelegt hatte und eine Decke über ihn ausgebreitet hatte, stieß er die Schubkarre achtlos in den Wald und stieg in den Wagen.

Das erste was er fühlte als er aus der Bewusstlosigkeit zurückkehrte waren die höllischsten Kopfschmerzen, die er je erlebt hatte. Als er versuchte sich zu bewegen, schnitt etwas auf sehr schmerzvolle Art und Weise in seine Handgelenke. Er war gefesselt. Vorsichtig um sich nicht übergeben zu müssen öffnete er die Augen. Verschwommen konnte er einen dunklen Raum erkennen. Die einzige Lichtquelle schien von einem kleinen Fenster an der Decke zu kommen. Er musste sich in einem Keller befinden. Ein plötzliches Geräusch ließ ihn zusammenschrecken. Hinter ihm öffnete sich eine Tür. Am Geräusch der zufallenden Tür konnte man erkennen, dass es sich um eine Stahltür handeln musste. Jemand trat vor ihn und als er versuchen wollte sein Gegenüber zu fixieren fuhr ihm ein stechender Schmerz durch den Kopf. Der Unbekannte hatte ihm eine Taschenlampe direkt in die Augen gehalten. Er kniff sie zusammen und wendete seinen Kopf ab, so weit wie es ihm möglich war. "Guten Morgen, mein Hübscher. Na gut geschlafen?" - "Wer bist du? Was soll das hier?", stammelte er und versuchte gleichzeitig gegen den Schwindel anzukämpfen, den er durch die Kopfbewegungen bekam. "Wer ich bin? Ich denke nicht das du das wissen musst.", sagte der Mann und trat hinter ihn. Er konnte den Atem des Mannes an seinem Ohr spüren, als er im Flüsterton weitersprach: "Aber wir beide haben viel Gemeinsam. Wir gehen sozusagen dem selben Hobby nach. Also mein lieber Adam", sprach der Mann jetzt in normaler Lautstärke weiter und kam langsam um den Stuhl herum. "Ich darf dich doch Adam nennen. Schließlich sagen die Regeln ja, dass ich deinen Namen kennen muss." Adam versuchte in dem dunklen Keller sein Gegenüber zu erkennen. Trotz der Taschenlampe, die jetzt hinter ihm zu liegen schien konnte er den Mann nicht genau sehen. Er bewegte sich geschickt immer am Rande des Lichtkreises, aber man sah, dass er groß und durchtrainiert war. "Wer bist du? Warum tust du das?", fragte Adam noch einmal. "Nein, nein, nein, Adam", antwortete der Fremde in einer Art Singsang, "so läuft das Spiel nicht. Es soll doch alles anonym bleiben. Aber um es für dich einfacher zu machen kannst du mich ja Champ nennen. Denn so wird mich bald jeder nennen." Adam verstand immer noch nicht ganz. Aber das schien seinem Angreifer nicht mehr wichtig zu sein. Er löste sich jetzt aus dem Schatten und trat auf Adam zu. Auch jetzt achtete Adam nicht auf das Gesicht seines Angreifers sondern nur auf den langen glänzenden Gegenstand in seiner Hand. "Du wirst der Anfang sein, auf dem Weg zu meinem Triumph." Mit einem gewaltigen Ruck versenkte sich das Messer in seine Brust. Der stechende beinahe unerträgliche Schmerz wich schnell einem angenehm dumpfen Gefühl von Schwärze. Adam driftete in die Bewusstlosigkeit während das Blut aus seinem Körper strömte und seine Kleidung rot färbte, bis sich eine immer größer werdende Lache auf dem Boden ausbreitete.

In dem dunklen Keller blitzte es zweimal hintereinander kurz auf. Der fremde Mann hatte seine Fotos und begann nun seine Sachen zusammenzupacken. Mit einem letzten Blick auf den in sich zusammengesackten Adam verließ er den Keller des Wohnhauses und schlüpfte leise durch die Haustür. Mit schnellen Schritten verschwand er in der Dunkelheit der Nacht. Die Bewohner des Hauses würden am nächsten Morgen eine kleine Überraschung im Keller finden.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 02, 2015 ⏰

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