9. Kapitel

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Billy stand jetzt schon eine halbe Stunde hinter dem Blumenladen und wartete auf sein Opfer. Er war in den letzten Tagen regelmäßig hierher gefahren um herauszufinden, wann sie den Laden verlässt. Heute war sie allerdings ein wenig spät dran. Nervös blickte Billy auf seine Armbanduhr, als er die Hintertür des Ladens hörte. Leise verkroch er sich noch ein wenig weiter in den Schatten. Die Frau schloss die Tür ab und ging zu ihrem Wagen. Beinahe lautlos löste sich Billy aus dem Schatten neben dem Wagen der Doppelgängerin. Als sie eine Tüte in ihren Kofferraum stellte, schlich er sich hinter sie und legte von hinten einen Arm um ihren Bauch. Mit der anderen Hand hielt er ihr blitzschnell einen Lappen vor den Mund. Die Frau versuchte sich zu wehren, aber Billy hielt sie in einem eisernen Griff. Nach wenigen Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, wurden die Bewegungen der Frau langsamer, kraftloser und schließlich sackte sie in sich zusammen. Billy gab ihr einen Stoß nach vorne, sodass sie mit dem Kopf voran in ihrem eigenen Kofferraum landete. Schnell hob Billy noch ihre Füße in das Auto und schloss den Kofferraum so geräuschlos wie möglich. Die Schlüssel, die der Frau bei dem Angriff aus der Hand gefallen waren lagen neben dem Wagen. Billy hob sie auf, holte seinen Werkzeugkoffer aus dem Schatten, wo er gewartet hatte und stellte ihn auf die Rückbank. Bevor er einstieg sah er sich noch kurz um und verließ dann den Hinterhof Richtung Industriegebiet.

Nach etwa einer halben Stunde parkte Billy den Wagen in einer leeren Fabrikhalle. Das Tor war nur mit einem Vorhängeschloss versehen gewesen und konnte von ihm recht leicht geknackt werden. Als er Ausstieg überprüfte er erst einmal, ob sein Opfer noch bewusstlos war. Die Frau war immer noch weggetreten, also hob Billy sie aus dem Kofferraum. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er musste sich ganz schön anstrengen, den beinahe leblosen Körper auf den Stuhl zu setzten, den er Mitten in die Halle gestellt hatte. Als er die Frau festbinden wollte rutschte sie ihm zweimal vom Stuhl, so dass er wieder von vorne anfangen musste. Das Lösungsmittel, mit dem er den Lappen getränkt hatte, tat aber seine Wirkung, da selbst bei den Stürzen vom Stuhl die Frau nicht aufwachte. Nach anstrengenden 15 Minuten saß die Frau endlich mit Klebeband gefesselt auf dem Stuhl. Billy ging zu einem Schrank im hinteren Teil der Fabrik, dort hatte er am Vortag schon ein paar Dinge deponiert, die er für sein neues Werk brauchen würde.

Langsam wurde die Frau wach. Billy saß auf dem Fahrersitz ihres Autos und beobachtete sein Opfer genau. Dabei schaute er immer wieder auf die Uhr. Sie war bereits seit 2 Stunden bewusstlos. Langsam musste er anfangen, sonst würde die Zeit knapp werden. Das flattern ihrer Lieder verriet ihm, dass sie beinahe schon wieder bei Bewusstsein war. Bewegen konnte sie sich nicht, dafür hatte Billy gesorgt. Als sie langsam die Augen aufschlug wechselte ihr Blick von benommen zu verwirrt und schließlich war ihr Blick voller Panik. "Schönen Guten Tag die Dame.", sagte er und versuchte dabei das nervöse Zittern seiner Stimme zu unterdrücken. "Sie fragen sich bestimmt was sie hier sollen, richtig?" Billy konnte erkennen, das sie versuchte zu nicken. Ihre Augen suchten die Umgebung ab, aber in ihrem Blickfeld war nur ihr Auto und Billy, der jetzt langsam auf sie zukam. "Es tut mir sehr Leid das sagen zu müssen, aber sie sehen einer Person sehr ähnlich, mit der ich schon seit einiger Zeit immer wieder Ärger habe. Jetzt habe ich aber ein Ventil gefunden meinem Ärger Luft zu machen und kann dabei auch noch ein wenig Anerkennung bekommen." Bei diesen Worten war Billy hinter die Frau getreten. Mit einem Ruck drehte er ihren Stuhl ein wenig nach links. Jetzt erschien im Blickfeld der Frau eine Konstruktion, die an eine Requisite aus einem Film erinnerte. Mitten im Raum stand ein Fenster mit einer dazugehörigen Fensterbank. Das Fenster war zur Hälfte geöffnet. "Sehen sie das? Sie fragen sich bestimmt jetzt was das soll, oder? Nun ja, ihre Doppelgängerin ärgert mich mit diesem Fenster seit Monaten, weil sie einfach nicht zuhört. Sie können sich bei ihr Bedanken, dass ich meinen Frust jetzt an ihnen auslassen muss, denn sehen sie ich möchte nicht ins Gefängnis und die erste Regel lautet nun einmal, dass man nicht da jagt wo man isst." Im Laufe seiner Ansprache wurde Billy immer sicherer. Ein kleiner Teil seines Gehirns machte das Angst, wie selbstverständlich er diese Frau entführt hatte und die Dinge, die er für sie noch geplant hatte. Aber er wollte endlich einmal in seinem Leben etwas tun, für das man ihn bewunderte, im Club hatte er nun eine Möglichkeit gefunden sich und allen anderen zu Beweisen, was in ihm steckte.

Billy ging zu seinem Werkzeugkoffer, der in dem geöffneten Kofferraum lag. Das akribische Packen machte sich jetzt bezahlt, denn auf Anhieb fand er die zwei Gegenstände, die er suchte. Mit beschwingtem Schritt ging er wieder zurück zu der Doppelgängerin von Mrs. Sanchez. "Wissen sie, was das ist?" Billy hielt ihr beide Gegenstände vor die Augen. Der Blick der Frau ging panisch zwischen den beiden Dingen, die Billy in der Hand hielt hin und her. Dann sah sie mit weit aufgerissenen Augen Billy an. "Sie kennen diese Dinge bestimmt. Ihre Doppelgängerin kennt sie auf jeden Fall. Die muss ich nämlich jeden Tag bei ihr einsetzten, weil sie nicht auf mich hört. Das hier ist ein Meißel." Erklärend hielt Billy seine linke Hand vor ihr Auge und setze den Metallstab dann auf die Brust der Frau. In Höhe des Herzens. "Und das hier ist ein Hammer.", auch diesen hielt er der Frau vor die Nase. Ahnend was jetzt kommen musste, versuchte sie sich irgendwie aus den Fesseln zu winden, aber Billy hatte sie so fest gebunden, das selbst ein Muskelprotz keine Chance gehabt hätte das Klebeband zu zerreißen. Billy holte mit dem Hammer aus. "Jeden Tag...jeden Tag...lässt sie mich...zu sich kommen.", während er sprach schlug er mit dem Hammer immer wieder auf den Meißel ein und trieb ihn so immer tiefer in die Brust der Frau. Sein Opfer zuckte bei jedem Schlag zusammen und versuchte am Anfang noch durch die Fesseln zu schreien, aber nach dem dritten Schlag war ihr Körper erschlafft. Als der Meißel fast zur Gänze in der Brust der Frau steckte versuchte Billy ihn wieder rauszuziehen. Aber er blieb stecken, also drückte er einen Fuß gegen die Brust seines Opfers und zog mit aller Kraft. Mit einem Ruck löste er sich und Billy stolperte nach hinten und konnte gerade noch verhindern, dass er mit dem Hintern auf den Boden knallte. Nur Sekunden später färbte sich die Kleidung der Frau blutrot und eine Pfütze bildete sich unter dem Stuhl. Fasziniert schaute Billy auf die immer größer werdende Blutlache. Wie viel Blut doch ein Mensch hatte. Er nahm sich einen Lappen aus seinem Werkzeugkoffer und wischte den Meißel notdürftig ab. Später würde er ihn in Bleiche einlegen um sämtliche Spuren zu vernichten. Den Lappen warf er in den Innenraum des Wagens.

Vorsichtig ging Billy um die Blutlache herum. Er wollte diese Reinheit nicht mit Fußabdrücken zerstören. Er ging zu dem Fenster, dass er extra für dieses Szenario gebaut hatte und rollte es näher zu der Leiche hin. Nun musste er durch die Lache, damit das Fenster nah genug am Stuhl stand. Als er die Konstruktion in die Richtige Position geschoben hatte, löste er die Fesseln der Frau und legte ihre leblosen Hände auf das Fensterbrett. Dann nahm er aus seiner Tasche zwei lange Zimmermannsnägel und trieb einen durch jede Hand, so dass beide Hände auf dem Fensterbrett fixiert waren. Langsam trat Billy von seinem Werk zurück. Die Frau saß jetzt vor dem Fenster mit beiden Hände vor sich auf dem Brett. Zufrieden nickte er und ging zu ihrem Auto. Während er darauf gewartet hatte, dass sie aufwacht, hatte er ihre Handtasche nach ihrem Ausweis durchsucht. Diesen lehnte er jetzt an den Fensterrahmen und machte mit seiner Kamera ein Bild von der ganzen Szene. Als nächstes zog er seine blutige Kleidung aus und nahm die frische aus dem Werkzeugkasten. Nachdem er sich umgezogen hatte stieg er in den Wagen und fuhr ihn auf einen verlassenen Hinterhof zwei Straßen weiter. Dort hatte er schon vorher ein paar Kanister abgestellt. Diese entleerte er nun über das Auto und in den Innenraum. Dann nahm er ein Streichholz und zündete den Wagen an. Mit seinem Werkzeugkasten in der Hand machte er sich auf den Weg zurück zu der Stelle, wo er sein Auto geparkt hatte, dabei achtete er aber darauf der Straße nicht zu nahe zu kommen.

Im Morgengrauen betrat er seine Wohnung. Er war hundemüde und hätte sich am liebsten direkt ins Bett gelegt, aber er musste erst noch etwas erledigen. Mit dem Kasten in der Hand ging er ins Bad und legte den Meißel und den Hammer in einen Eimer voll mit Bleiche. Auf dem Weg ins Wohnzimmer zog er sein Sweatshirt und seine Hose aus. Nur in Boxershorts setzte er sich vor den Computer und lud das Foto von seinem neusten Werk, das ihm hoffentlich viele Punkte einbringen würde in seinen Ordner hoch. Danach löschte er das Licht in seiner Wohnung und ging ins Bett.



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