1. Kapitel

6 0 0
                                    

Billy hing mal wieder vor seinem Computer ab. Er hatte ja sonst nichts besseres zu tun. Sein Job als Gebäudeverwalter bot ihm sehr viel Freizeit und eine Dienstwohnung dazu. Die kleinen Arbeiten, die von Zeit zu Zeit erfüllt werden mussten, eine Glühbirne im Flur wechseln, oder den ein oder anderen Abfluss wieder frei machen, waren kein Problem für ihn. Das Haus hatte zwar über 20 Wohnungen, aber nur 12 waren vermietet. Die restliche Zeit des Tages verbrachte er also vor dem Computer, vielmehr gesagt im Internet. Dabei hatte er in letzter Zeit immer mehr den Eindruck, als hätte er schon alles gesehen. Es gab nichts neues, nichts spannendes mehr. Er hatte sich schon in dem ein oder anderen Forum darüber beschwert, aber bis jetzt schien keiner ihn zu verstehen.

Plötzlich summte sein Telefon. Es war das Festnetz, sein Diensttelefon. "Hausverwaltung.", meldete er sich. Er hörte kurz zu und verdrehte die Augen. "Ja Mrs. Sanchez. Ich bin gleich bei ihnen." Er legte auf und steckte das Telefon in seine Hosentasche. Genervt griff er sich seinen Werkzeugkoffer. Bei Mrs. Sanchez klemmte wieder das Küchenfenster. Dabei hatte er ihr schon mehrmals gesagt, dass sie das Fenster nicht bis zum Anschlag öffnen sollte, aber sie hörte ja nicht auf ihn. Das Fenster müsste eigentlich ausgetauscht werden und er hatte dem Besitzer des Gebäudes auch schon bescheit gegeben, aber er war bis jetzt nicht gewillt gewesen das Geld zu investieren. Billy schloss die Tür zu seiner Wohnung und machte sich auf den Weg in den 4. Stock.

Eine halbe Stunde hatte er gebraucht, bis er das Fenster wieder lösen konnte. Normalerweise war die ganze Angelegenheit innerhalb von 10 Minuten erledigt, aber diesmal hatte die gute Frau das Fenster richtig eingeklemmt. Er ließ seinen Werkzeugkoffer auf den Tisch fallen und ging in die Küche um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen, immerhin war es schon 5 Uhr am Nachmittag. Er öffnete die Flasche, nahm einen großen Schluck und setzte sich wieder vor seinen Computer. Sein E-Mail Icon blinkte. Gelangweilt klickte er auf das Symbol in Erwartung einer weiteren unwichtigen Mail über Potenzmittel oder Anlagemöglichkeiten für "kluge Männer und Frauen". Die E-Mail war von einem Typen, mit dem er sich schon einige Male in einem Forum unterhalten hatte. Im Betreff stand nur das Wort "Herausforderung". Billy war neugierig geworden und öffnete die Mail.

"Bist du bereit für die Herausforderung? Dann komm zu uns...

58klht_5841721zushn.hgbhjj/kjgd471"

Das war alles. Ganz am Ende war noch ein Link. Billy zögerte kurz. Sollte er sich wirklich darauf einlassen? Vielleicht zog er sich auch nur einen massiven Virus runter und konnte danach seinen Computer verschrotten. Trotzdem bewegte er den Cursor auf den Link und klickte ihn an.

Es erschien eine Seite komplett in Rot. In der Mitte war ein Eingabe-Feld. Sonst nichts. Billy gab die Zahlen-Buchstaben-Kombination aus der Mail in das Feld ein und drückte Enter. Auf dem Bildschirm erschien ein großer Pfeil, der auf einen blauen Punkte deutete. Billy klickte auf den blauen Punkt und es öffnete sich ein leeres Fenster. Ratlos blickte er auf den Bildschirm. Was jetzt? Plötzlich tauchte in der leeren Seite ein Schriftzug auf: "Willkommen." Billy konnte sehen, das er nun selber auch etwas eintippen konnte.

> Wo bin ich hier? Was ist das für eine Seite?

< Willkommen im Club der Kreativen.

> Club der Kreativen? Muss ich jetzt was singen oder schreiben? Ich bin nicht so begabt bei so etwas

< Bei uns kannst du Ruhm erlangen, wenn du Kreativ bist. Willst du dich uns anschließen? Dafür musst du weder singen noch schreiben können

> Aber was dann?

< Du musst etwas tun, um bei uns aufgenommen zu werden

> Und was?

< Bei uns zählt nur die Farbe rot. Schaff es in die Schlagzeilen mit einer blutigen Tat und du bist dabei

> Blutige Tat? Soll ich etwa jemanden umbringen, oder was?

< Ganz richtig, je außergewöhnlicher deine Tat ist, desto höher steigt deine Punktzahl, aber bedenke, wenn du geschnappt wirst, bist du raus.

> Und wenn ich es nicht machen will? Wenn ich stattdessen zur Polizei gehe?

< Natürlich kannst du das tun Billy Monterio, Wohnhaft in der Melrose Ave. 125. Aber bedenke, wir haben Mitglieder, die immer auf der Suche sind um ihren Punktestand zu verbessern.

Billy schreckte von der Tastatur zurück. Woher wussten sie wie ich heiße und wo ich wohne? Der Schweiß brach ihm aus. Gehetzt stand er auf und ließ ziellos durch seine Wohnung. Was sollte er tun? Nach ein paar Minuten setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch. Zögernd tippte er ein:

> Ich mach es.

< Das habe ich erwartet. Viel Glück beim Aufnahmetest. Lade einfach ein Foto oder ein Video hier hoch, als Beweis, dass du die Tat vollbracht hast. Aber bedenke, wir bekommen raus, ob du es wirklich warst, wenn nicht droht eine Strafe.

Das Fenster schloss sich wieder von alleine. Billy stand langsam auf und ging zu seinem Kühlschrank um sich noch ein Bier zu holen. Jetzt musste er also jemanden töten, sonst wäre er fällig. Aber wen?



Der Club der KreativenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt