Trick or Treat?

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Es war acht Uhr abends, Louis stand im Gang und musste sich das Gerede seiner Mutter anhören, die sich ohne Unterbrechung über sein Kostüm beschwerte und immer wieder mit den Händen in der Luft herumfuchtelte. „Das ist viel zu kindisch, Boo! Sowas zieht man mit zwanzig Jahren nicht mehr an!" Unverständlich stemmte sie die Hände in ihre Hüfte und starrte ihren Sohn kopfschüttelnd an. Sie würde ihren Standpunkt vertreten, das war Louis klar. „Aber Mom, wenn ich es tragen will, trage ich es auch!" Beide wussten, dass der andere nicht nachgeben würde, bis schließlich Louis' Vater hinzukam und die beiden Streithähne verwirrt musterte. „Jay? Was ist hier los? Und wieso ist Louis noch nicht bei seinen Freunden?" Jay seufzte und sah ihren Mann entnervt an. „Dein zwanzigjähriger Sohn will dieses kindische Kostüm anziehen!" Jetzt sah Troy seine Frau mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Jay, lass ihn doch anziehen, was er will. Ich meine, er ist zwanzig, wir können da nicht mehr viel sagen - wenn er es anziehen will, dann zieht er es an. Du kannst ihm nicht vorschreiben, was er zu tragen hat, Schatz." Er sagte den letzten Teil mit ruhiger, sanfter Stimme, um sie nicht zu verärgern, doch er merkte kurz darauf, dass das nichts geholfen hatte, da sie verärgert in die Küche stakste und mit dem Aushöhlen der riesigen orangenen Kürbisse fortfuhr. Troy seufzte und sah Louis an. „Junge, denk dir nichts, ja? Nimmst du die Mädchen mit, wenn du gehst? Ich will nicht, dass sie allein gehen, da draußen ist es so gefährlich um die Uhrzeit, und dann ist es auch noch so dunkel..." Er sah seinen Sohn bittend an, und als dieser nachgab und nickte, fiel er ihm erleichtert um den Hals. „Danke, Junge." Er grinste. Sofort verzogen sich auch Louis' Mundwinkel nach oben, und mit gehobener Laune ging er ins Wohnzimmer, in dem er seine Schwestern vorfand, die sich gerade um zwei Kostüme stritten.

„Das Ei ist meins!", rief Phoebe. „Aber ich hab es als erstes gehabt!", argumentierte Daisy und riss Phoebe das Eier-Kostüm aus der Hand. Louis beobachtete das Geschehen mit einem Schmunzeln im Gesicht. Heute waren nur zwei seiner Schwestern da, Lottie und Fiz waren mit Freundinnen auf ihrer eigenen Tour. Nun standen sich die beiden Mädchen wütend gegenüber, Daisy's Haare standen wild von ihrem Kopf ab und Phoebe hatte - wie zuvor ihre Mutter - die Hände in die Hüfte gestemmt. „Daisy? Pheebs?", mischte sich nun der Brünette ein, da er keine Lust auf Rangeleien hatte. Keine zwei Sekunden, nachdem die beiden ihren großen Bruder erblickt hatten, rannten sie auf ihn zu und zerrten an seinen Ärmeln. „Boo, ich will das Eier-„ „Nein, ich! Ich hab's vorher gehabt, wirklich!" „Aber Mommy hat gesagt, es ist meins!" Tief atmete Louis durch. Er musste sich anstrengen, um die beiden nicht von sich zu schütteln und das Wohnzimmer zu verlassen. Da es eine sanftere Möglichkeit geben musste, kniete er sich zu ihnen hinunter und sah die Mädchen streng an. „Wenn ihr euch nicht einigt, bekommt keiner von euch das Eierkostüm! Und dann such ich euch eins raus, und ihr zieht es dann an!" Sein ernster Tonfall machte die Mädchen stutzig, bockig verschränkten sie die Arme vor der Brust. „Aber Boo! Sie darf es nicht an-„

„Schluss jetzt! Wenn ihr euch nicht einigt, zieht ihr beide das Selbe an, und zwar das Prinzessinnen-Kostüm!" Sofort waren die Zwillinge stumm, doch ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. Louis zog abwartend eine Augenbraue hoch, doch ein kleines Schmunzeln konnte er nicht verstecken. „Ist ja gut.", murrte schließlich Daisy und drückte Phoebe das Eierkostüm in die Hand, welche sofort anfing zu strahlen und ihre Schwester stürmisch umarmte. „Danke Danke Danke Daisy!", quietschte sie und hüpfte aufgeregt herum, während Daisy traurig auf den Stoffanzug in den Händen ihres Gegenübers blickte. Louis seufzte und zog sie sanft zu sich. „Hey, ist doch nicht so schlimm, wir finden ein viel schöneres, okay?" Sie sah ihn erst zweifelnd an, nickte dann aber und streckte die Arme nach ihm aus. Der Ältere lächelte und hob sie auf seine Hüfte, um dann mit ihr in ihr Zimmer zu gehen. Auf dem knallgelben Teppichboden lagen bereits viele Kostüme wild durcheinander, der Schrank stand sperrangelweit offen und einige Klamotten befanden sich achtlos hineingestopft in den verschiedenen Abteilungen.

Trick or Treat (Larry AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt