Ardy? || Tardy

033

Plötzlich traf es mich wie ein Schlag. Wenn ich Taddl jetzt nicht hinterherlaufe ist er wahrscheinlich für immer weg! Sofort sprang ich auf und rannte Barfuß raus. Luca rief noch irgendetwas, aber ich ignorierte ihn.

Wo wird er hin sein? Ich weiß nicht wo seine Unterkunft ist und ob er überhaupt dort hingelaufen ist. Ich rannte zu schnell ich konnte Richtung Ausgang.

Die kühle Luft umschloss mich und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Suchend sah ich mich um konnte Taddl aber nicht mehr erblicken.

Ich trat noch ein paar Schritte vor. Die kleinen Steinchen bohrten sich in meine Fußsohlen. Ich habe ihn verloren... Er wird nicht nochmal kommen...

Aber ich kann jetzt nicht einfach Aufgeben. Nein! Wenigstens einmal in meinem Leben wollte ich mal keinen Rückzieher machen, deswegen lief ich Richtung Parkplatz. Vielleicht ist er ja da... Aber wieso sollte er?

Taddl hat keinen Führerschein und hatte eigentlich auch nie vor einen zu machen also macht es keinen Sinn hier nach ihm zu suchen.

Er ist wahrscheinlich zu Fuß gekommen. Ich entfernte mich schnell wieder vom Parkplatz und lief zur Straße. Meine Füße brannten vor kälte und auch sonst fror ich, aber das war egal. Ich musste Taddl finden. Unbedingt.

Unsicher tapste ich den Fußweg entlang. Wo bist du?

Aus einem schleichen wurde ein straffes gehen und daraus ein rennen. Ich muss dich finden.

Meine Beine trugen mich immer schneller und weiter. Ich vermisse dich.

Meine Lunge brannte so als ob man sie angezündet hätte, aber ich hatte nicht vor zu stoppen. Ich muss dich finden.

Die Menschen um mich herum sahen mir verwirrt nach, aber es war mir egal. Alles war mir im Moment egal. Nur du zählst.

Tränen sammelten sich in meinen Augen. Was wenn ich ihn nicht finde? Ich liebe dich doch, so sehr.

Läuft er auch so wirr durch die Gegend oder geht er gerade zum Bahnhof um nach Köln zu fahren? Was habe ich nur getan?

Ich habe Taddl und Luca verloren... Und jetzt bin ich komplett allein. Hab niemanden mehr.

Ich rannte immernoch ohne Orientierung durch Berlin. Nein, ich werde Taddl nicht finden. Er ist schon längst weg. Ohne zu wissen was ich eigentlich empfinde.

Die Tränen rasten über meine Wangen und meine Füße auf dem Asphalt.

Meine Schritte wurden ungewollt langsamer, bis ich schließlich ganz stehen blieb. Mein Atem ging unregelmäßig.

Es war schoneinmal so. Ich bin aber weggelaufen, vor meinen Gefühlen und vor meinen Problemen. Eigentlich vor Taddl und der Angst vor Klarheit.

Liebt er mich auch? Hasst er mich? Hat er mich je gemocht?

Langsam lief ich weiter ohne zu wissen wo hin. Taddl ist weg, das sollte ich mir langsam eingestehen. Ich werde ihn in Berlin nicht finden.

Ich werde ihn nie wieder sehen. Nie wieder seine schöne Stimme hören können. Nie wieder ihn umarmen. Ihm nie wieder einfach nur beobachten und heimlich zu schwärmen.

Es ist vorbei. Endgültig. Ich habe keine Lichtblicke mehr. Denn das Licht am Ende das Tunnels war im Endeffekt doch nur ein Zug.

Meine Beine schienen gleich nachzugeben, aber trotzdem lief ich weiter. Wenn ich Taddl schon nicht finde, dann will ich wenigstens eine Brücke finden.

Es ist klar was gewonnen hat. Der Tod. Er holt uns alle. Manche früher, manche später.

Die Tränen flossen unaufhaltsam aus meinen Augen. Meine Sicht war verschwommen, aber trotzdem konnte ich eine Person identifizieren.

"Taddl?" Es war mehr ein krächzen, aber scheinbar laut genug.

Die Person vor mir drehte sich um.

Ich war mir sicher. Es muss Taddl sein.

Vielleicht meine letzten Worte. Vielleicht die Worte eines Verlierers, aber es waren ehrliche Worte.

"Ich liebe dich"

ᴱᴺᴰᴱ

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