Prolog

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Mittwoch, 5. August 2015 1:25 Uhr

Liebes, Tagebuch. Ich sitze hier grade im Flughafen und warte auf meinen Flieger, welcher mich nach New York bringen soll. Hier in der Wartehalle ist es echt leer, abgesehen von einem alten Mann, welcher gerade eine Zeitung liest, und einer Familie, die aus einem kleinen Mädchen mit einem rosafarbenen Kleidchen und einem reich aussehenden Mann. Aber warte, vielleicht sollte ich mich doch vorher noch vorstellen. Ok, aber zuerst sollte ich aufhören so einen Mist zu schreiben. Ich bin ja jetzt Schülerin an der Shibusen und da sollte ich solche Peinlichkeiten lieber vermeiden. Auch wenn ich Peinlichkeiten leider nicht ganz werde vermeiden können. Und dieses Tagebuch machte dazu alles noch schlimmer. Was war das bloß für eine bescheuerte Idee von meiner Mutter, mich zu zwingen dieses Buch mitzunehmen, aber das Buch sah an sich ja ganz cool aus. Mist, vielleicht hätte ich es noch als Notizblock, oder Ähnliches, nutzen können, wenn ich nicht mit diesem blöden Tagebuch-Quatsch angefangen hätte. Oder besser gesagt, wenn meine Mutter mich nicht die ganze Zeit mit „Und du schreibst doch bestimmt ins Tagebuch, oder?", „Darf ich das dann, wenn du wieder zurück bist, lesen?" genervt hätte. Diese Fragen hab ich übrigens mit einem niederschmetternden „Nein!" beantwortet und sie damit wahrscheinlich auch am Boden zerstört. Daraufhin tat sie mir doch ein wenig leid und ich meinte das alles natürlich nur als Scherz. Aber jetzt erst einmal zurück zum Vorstellen. Mein Name ist Tharja, bin 15 ½ Jahre alt und komme aus Grönland. Genauer gesagt aus der "Großstadt" Aasiaat. Sie hat zwar nur ein bisschen mehr als 3.000 Einwohner, gilt aber somit auch zu den größten Städten Grönlands. Für mich sind das aber immer noch 3.000 Menschen zu viel. Außerdem liegt die Stadt an der Westküste, jedoch ist es eh immer zu kalt, um überhaupt in die Nähe des Meeres zu gehen. Zwar war ich schon öfter dort, jedoch bin ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie freiwillig ins Meer gegangen. Trotzdem kann mir das niemand verübeln, da die Temperaturen immer so zwischen -20C° und 15C° schwanken. Das heißt, auch wenn es hier manchmal Sonne gibt, bin ich trotzdem so bleich, wie eine Leiche. Meine Bleiche wurde bisher auch nicht viel angesprochen, weil hier einfach alle so aussehen. Oh nein, meine Mutter hatte Recht. Wieso fange ich denn plötzlich an, so viel hier rein zu schreiben. Und vor allem geht es auch noch so einfach und ist eine gute Zeitbeschäftigung, um auf meinen blöden Flieger zu warten. Meine Eltern haben mich ja glücklicherweise gefühlte 24 Stunden vor dem Abflug hierher gebracht. Sie beide wären auch fast ausgetickt, weil ich die Erste in unserer Familie bin, die zum allerersten Mal dieses Land verlässt. Irgendwie macht es mich schon ein wenig traurig. Mein kleiner Bruder ist diese Woche 7 Jahre alt geworden. Er ist irgendwie ganz anders als ich. Er hat struppiges, blondes Haar und ist bei allem, was ich mit mache immer total aufgeregt. Meine Eltern haben ein ziemlich kleinen Fischerbetrieb, der gerade mal so viel Geld reinbringt, dass wir damit relativ gut über die Runden kommen. Mit dem „relativ" ist gemeint, dass wir zwar nicht hungern müssen oder so etwas, jedoch wenn mal zum Beispiel wieder etwas an unserem Haus kaputt sein sollte, werden alle Ersparnisse der Familie einbezogen, was mich eigentlich nicht wirklich gestört hat, denn es war ja zum Wohle von unserer Familie. Nun, ich muss jetzt mal kurz unterbrechen, denn nachdem der alte Mann sicher erhoben hatte, genauso wie der reiche Mann mit seiner Tochter, befinde ich es auch für nötig, aufzustehen und mich zum Gate zu begeben. Der Flieger ist nämlich fast auf die Sekunde pünktlich. Dieser Flieger wird mich zum weit entfernten New York in die USA bringen in einem Zeitraum von 16 Stunden. Ich hoffe es geht alles gut und ich werde mich bis dahin ja eh noch mal bei dir gemeldet haben. Also, dann auf gut Glück und bis später.

Tharja

Mittwoch, 5. August 2015 6:37 Uhr

Schön dich wiederzusehen, liebes Tagebuch. Also relativ... Und über die Bedeutung des Wortes „relativ" haben wir ja schon in entferntester Weise gesprochen, deshalb lasse ich das jetzt mal so im Raum stehen. Wir fliegen schon eine ganze Weile. Es sollten jetzt ca. 4 Stunden sein, was aber trotzdem noch 12 Stunden übrig lässt, um überhaupt in New York anzukommen. Wir sind irgendwie erst doch ziemlich spät gestartet, weil es scheinbar irgendwelche „technischen" Probleme gab. Hoffen wir einfach mal, dass sie jetzt alle Probleme behoben haben. Da ich ja gerade eh nichts Besseres zu tun habe, kann ich dir ja ein wenig über mich erzählen. Fangen wir mal beim Schlimmsten an, also beim Aussehen. Nun, ich habe schwarzes, langes, glattes Haar, was irgendwie überhaupt nicht zum Land passt, aus dem ich komme. Außerdem hängt mir manchmal noch mein etwas langer Pony in meine Augen. Im Kontrast dazu steht dann meine blasse Haut, weshalb mein Eltern auch manchmal meinen, ich würde durch den Kontrast, wie ein Zombie wirken. Ja, wir haben uns alle total lieb. Außerdem hab ich noch hellblaue Augen, die, wie Freundinnen aus meiner, jetzt alten, Schulen meinten, wie ein wolkenloser Himmel wirken. Danach habe ich alle, die so etwas behauptet hatten solange angestarrt, bis sie aufhörten ständig von meinen Augen zu schwärmen, wie schön sie doch wären. Seit diesem „Vorfall" stört es mich immer total, wenn mir jemand versucht, tief in die Augen zu blicken, egal was diese Person über meine Augen sagt. Aber lieber beschäftigen wir uns nicht damit. Wir wollen ja fröhlich bleiben. Also „relativ" fröhlich... Nunja, ich trage meistens schwarze, lange Kleidung und nein, Tagebuch, du musst mich nicht an den Kontrast erinnern, aber danke, dass du so hilfsbereit mich darauf hinweisen wolltest. Du kannst es jetzt eh nicht mehr leugnen. Ok, langsam wird mir das jetzt echt ein wenig zu seltsam, was ich hier schreibe. Ich sollte mich jetzt mal ein wenig zusammen reißen. Auch wenn das hier hoffentlich niemand lesen wird und wenn doch, dann lebt dieser Mensch nicht mehr lange. Oder wenn es doch kein Mensch, dann wird dieses... „etwas", oder was es auch immer ist oder sein könnte, auch halt sterben. Irgendwie werde ich gerade aber ziemlich müde. Vielleicht sollte ich mich mal kurz aufs Ohr legen. Dann könnte ich ja theoretisch auch noch von einem entspannenden Blutbad träumen. Ach, das klingt doch gut. Aber wenn du unbedingt willst, dass ich noch wenigstens mein Aussehen zu Ende beschreibe, mache ich das eben ziemlich kurz. Also ich bin ziemlich schlank und etwa 1,65 m groß. Tja, schade für dich, aber mehr fällt mir im Moment nicht zu mir ein. Tut mir echt leid. Dann geh ich aber jetzt schlafen, also gute Nacht, liebes Tagebuch.

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