Kapitel 21

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Manu
Stephanie war ebenso übermotiviert wie alle anderen in der NEVER-Klasse, sodass sie für uns beschlossen hatte, dass wir bei Stein nachgefragt hatten, ob er uns nicht ein wenig Nachhilfe geben könnte. Leider hatte er uns direkt abgewiesen, was in einem Wutanfall von Stephanie geendet hatte. Solche Wutanfälle gingen aber meist nicht gegen die Person, die sie ausgelöst hatten, sondern oft einfach nur gegen mich. Meistens störte mich das Rumgekeife auch nicht wirklich, weil es ziemlich leicht zu ignorieren war, jedoch musste man aufpassen, was man sagte, denn eine falsche Aussage könnte sie so sehr kränken, dass sie einem das das restliche Leben vorhält. Ziemlich nervig.

Jedoch hab ich ja Stephanie auch aus einem guten Grund als meine Partnerin gewählt. Auch wenn sie manchmal ein wenig anstrengend sein kann, ist sie eine sehr gute Freundin für mich. Doch trotzdem ist sie immer sehr übermotiviert, was heißt, dass wir natürlich nachdem Stephanie ihren Wutanfall überwunden hatte, sofort weiter mit dem Training weitermachten. So erkundigten wir uns bei Professor Stein, denn wir wollten ja auch, dass er merkt, dass wir total engagiert waren. So erzählte uns Stein von einem Raum im Keller, den wir sogleich aufsuchten.

Der Keller war natürlich schnell gefunden mit der Hilfe von Steins Anweisungen. Er meinte, der Raum würde nicht abgeschlossen sein und er behielt auch Recht, sodass wir den Raum gleich betraten. Im Vergleich zum Flur war der Raum voller Licht, da der Raum voll auseleuchtet war. Mehrere Fackeln hangen an den Wänden, die auch schon alle angezündet waren. In den Ecken der Räume waren mehrere verstaubte Kisten übereinander gestapelt worden und mehrere Spinnen hatten sich diesen Raum auch schon zu ihrer Heimat gemacht. Stephanie war fast wieder dabei, vollkommen auszurasten, was mich bloß ein wenig zum Lachen brachte, als ich den aufkommenden Sturm unterbrach. "Dann lass uns mal anfangen. Los! Verwandel dich!", schnauzte ich sie scherzhaft an. Es war zwar ein großes Risiko, so mit Stephanie zu reden, jedoch brachte sie das meist zum Lachen und lies sie ihren Ärger vergessen. Es war ja auch bloß nur für heute.

So begann Stephanie schließlich an, sich zu verwandeln. Die Stunde davor hat es sogar fast geklappt. Die Teilverwandlung hatte Stephanie fast alle perfektioniert, weshalb es uns trotzdem noch unerklärlich blieb, warum sie es nicht schaffte, sich ganz zu verwandeln. Das wurmte natürlich Stephanie viel mehr als mich, weil ich sie ja jederzeit dafür verantwortlich machen könnte, dass unser Team nicht vorankam. Obwohl ich ihr schon mehrmals versichert hatte, dass wir ein Team waren und wenn wir nicht weiterkämen, dass wir dann zusammen eine Lösung finden würden, hielt sie immernoch an der Idee fest, dass sie alles alleine schaffen müsste. Natürlich totaler Schwachsinn.

So versuchte Stephanie wieder einmal ihre Verwandlung ganz zu schaffen, doch sie wurde auf einmal davon abgehalten, als sich ihre Augen weiteten und hinter mich starrten. Ziemlich verwirrt drehte ich mich um. Die Kartons waren umgestoßen worden und ihr Inhalt lag nun verstreut auf dem Boden des Raumes. Alte, vergilbte Zettel und Papiere bedeckten den Boden. Eine Gestalt hatte sich aus den Kartonstapeln erhoben als unsere Blicke ihre trafen. Es war eine weibliche, bleiche Gestalt. Ihr Augen waren weiß, denn sie schien keine Pupillen zu haben. Ihr schlanker Körper war nicht ganz von einem zerfetzten, bunten Kleid bedeckt. Die brünetten Haare in einem Dutt zusammengebunden und an den Händen trug sie gewaltig große Handschuhe. Zwar waren die Fingerkuppen von den Handschuhen nicht bedeckt, jedoch sahen die Handschuhe ein wenig angsteinflößend aus. Wenn man die in die Fresse kriegen würde, täten die bestimmt weh. Da war ich mir sicher.

Als Stephanie grade auf sie zustürmen wollte und sie wieder aus "unserem" Raum scheuchen wollte, hielt ich sie am Arm fest. "Jetzt wird 's ernst, Steph." Ich blickte ihr einmal tief in die Augen, um mich zu versichern, dass sie es auch verstanden hatte. Mir war nämlich schon von Anfang an klar gewesen, dass keiner aus dem Kurs heute ohne eine Prüfung gehen würde. Entweder jetzt oder auf dem Ball. Uns hatte es nun halt vor dem Ball erwischt. Ich hatte es Stephanie eigentlich vorher noch sagen wollen, jedoch war mir es leider entfallen bei ihren ganzen Wutausbrüchen. Naja, dann ist es jetzt unser Pech. Doch ich hatte mich mal wieder auf einen kleinen Kampf gefreut.

Langsam auf uns zu schlurfend kam das Mädchen immer näher auf uns zu. Auf den Zetteln auf dem Fußboden hinterließen ihre Füße bunte Fußabdrücke. Schließlich war sie direkt vor uns angekommen als ich Stephanie auf der Stelle befahl: "Verwandel dich! Jetzt!". So gehorchte sie mir als auf einmal das Mädchen auf uns zuschnellte. Die Faust direkt auf mich zukommende, bemerkte ich, dass aus den Handschuhen Klauen wuchsen. Na, toll... Besser konnte es auch nicht werden. Andererseits musste ich das Mädchen jetzt auch davon abhalten, Stephanie zu attackieren, wenn sie versucht, sich zu verwandeln. Ich überlegte, ob ich zur Seite springen sollte, als es auch schon zu spät war und ich mich entscheiden musste. Es war mehr ein Reflex als eine geplante Bewegung, aber ich packte den Arm, der auf mich hinzuschnellte. Nicht dafür gewappnet, dass ich gleich zum Gegenangriff greifen würde, entsetzte das Mädchen etwas. Ich packte sie an ihrem Handgelenkt, sodass sie an mir vorbeischnellte und schmiss sie in die nächste Ecke. Stephanie war immer noch dabei, sich zu verwandeln. Um noch mehr Zeit für Steph zu gewinnen, verpasste ich dem Mädchen noch einen festen Tritt ins Gesicht als sie versuchte aufzustehen. Wieder krachte sie gegen die Wand und mehrere Kartons krachten unter ihrem Gewicht zusammen. Trotzdem schien das Mädchen weder wütend noch irgendwie verletzt zu sein. Ich wusste, ohne Steph konnte ich wenig gegen sie ausrichten. Wir mussten zusammen kämpfen. Ich brauchte sie. Sofort. "Stephanie! Jetzt!", schrie ich sie an.

Soul Eater Never!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt