Kapitel 71 Die Wahrheit, Teil2

1.4K 41 0
                                    

Ferhat, Emir und mein Vater - versammelt in einem Kreis. Ich weitete geschockt meine Augen als ich die Waffe in der Hand meines Vaters sah. Und noch schlimmer war der Anblick, als mein Vater auf den Boden fiel und sein T-Shirt sich rot färbte. Ich rannte so gut ich konnte zu ihm und beugte mich zu ihm. „Baba! BABA!", schrie ich und schluchzte. Meine Tränen meldeten sich wieder mal. Wann hatte das endlich mal ein Ende? Wann konnte ich denn mal glücklich sein? Nie? War das zu viel verlangt?




„BABAM! Lütfen!! (Bitte)" „Ich habe dich nie geliebt, du bist nicht meine Tochter. Deine Mama hatte ich mich zuerst betrogen. Du bist nicht meine leibliche Tochter. Dein Vater.." Er klang schmerzerfüllt und gequält.Dann sah er zu Emir. „Dein Vater... ist auch sein Vater!", waren seine letzten Worte. Ich schluckte laut und deutlich. Wie bitte? Das konnte nicht sein. Niemals!


„NEIN!", schrie ich lauter, als er die Augen schloss und ich selber wurde hochgezogen. „Hayal. Hier der DNA- Test." Emir überreichte mir einen Brief. „Ich wollte es an dem Tag sagen, wo du und Vedat... Offf.. du wolltest mir nicht zuhören! Er auch nicht. Ich habe es dir versucht zu erklären. Dein Vater - nicht meiner - nicht dein leiblicher - er wollte dich deshalb nie. Er hatte euch verlassen, weil er es nicht verkraftet hatte, als er die Wahrheit zuhören bekam."


Weinend sah ich zu Ela. Sie schien genauso geschockt und verletzt zu sein wie ich. Polizisten kamen und auch ein Krankenwagen war inzwischen hier. Mein - nicht leiblicher - Vater wurde in diese gebracht. Er war schon tot. Er atmete nicht mehr und auch waren die Augen geschlossen. Ich blickte zu Emir. Er lächelte verlegen. „Ich bin dein Bruder." „Du hast mich geliebt!" Das waren die ersten Worte, die mir eingefallen. Das klang doch krank.

Es war krank. Geistesgestört. Dumm. Eklig. Ich musste mal wieder brechen und dieses mal direkt auf die Füße von Emir. Er lachte und Ela auch. Mir war gar nicht zu lachen und ihnen auch nicht. Ich wusste, aber auch dass ihr Lachen kein echter war. Ich heulte. Es war ein verzweifeltes weinen. Ferhat und Pelin sahen sich an. Sie hatte sich wirklich in sie verliebt und er auch in sie. „Ihr seid das aller Letzte! Was macht ihr noch vor unseren Augen?" Hasret kam mit Hakan an ihrer Seite zu mir.



„Ich dachte - du brauchst Hilfe." Emir sah mir in die Augen. Vermutlich wirkte ich tatsächlich hoffnungslos und verzweifelt. Einer der Polizisten kam auf uns zu und und befragte uns über diesen Vorfall. Emir erläuterte diesen Vorfall ausführlich. Der Polizist hörte zu, nickte uns zu und deutete auf die Türe. War das wirklich geschehen ? In wenigen Minuten hatte sich mein „Vater" vor meinen Augen umgebracht? Nun ja, indirekt. In wenigen Sekunden hatte sich mein Leben wieder mal komplett auf den Kopf gestellt.

„Es tut mir Leid, Schwesterherz.", sagte Emir. Ich versuchte ihn zu ignorieren. Noch konnte ich keines der Dinge verarbeiten. Alles passierte so schnell und nacheinander. Das mit Vedat, mein Vater und auch Vedat. „Ich liebe dich nicht mehr auf diese Weise. Hayal. Nicht mehr und das ist gut so. Das war auch keine wahre Liebe. Das war mehr so ein Besitzergreifendes Gefühl. Ich wollte dich, weil du sowieso nie mir gehören würdest. Und es tut mir Leid, was ich dir alles in der Zeit angetan habe."


Mir fiel der Kuss ein, den Vedat zum Ausrasten brachte.Ich hatte sozusagen meinen Bruder geküsst. ES wurde immer widerlicher. Ich sah auf den Boden und bemerkte seine dreckigen Schuhe.

„Mir tut das Leid.", dabei zeigte ich auf seine Schuhe. Er lachte und winkte ab. „Kommen Sie bitte mit." Wir nickten. „Jeder von ihnen wird verhört. Jeder einzeln. Sie wissen sicher Bescheid, dass Sie die Wahrheit sagen müssen, anderenfalls ..." „Wir wissen Bescheid. Darf ich danach Vedat sehen?" „Wir werden sehen."

Auch kalte Herzen lieben mal!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt