Kapitel 28

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Am nächsten Morgen wachte ich in seinen Armen auf. Er lag noch immer auf seinem Rücken und schlief seelenruhig weiter. Ich wollte mich aus seinem Griff zu lösen, dabei wollte ich ihn aber nicht wecken, was mir nicht gelang. Ob er sich noch an gestern erinnern konnte, so besoffen wie er war? Irgendwie hoffte ich es, dass er das noch wusste. Wieso? Dann konnte ich noch etwas nach hacken. Ohne einen bestimmten Grund, hoffte ich sogar, dass es stimmte. Wieso war mir das eigentlich so wichtig? Das konnte ich selber nicht beantworten. Aber ich hatte selber wohl Gefallen an ihm. Ich schaffte es endlich aus seinem Griff raus zu kommen, doch hörte ich ihn


„Hayir gitme (nein, geh nicht)" nuscheln. Ich lächelte unwillkürlich. Das sah - auch wenn er ziemlich stank - niedlich aus. Ich mochte ihn wohl auch, sonst würde ich doch gar nicht daran denken, oder? Aber dazu hatte ich keinen Grund. Ich hatte keinen Grund ihn zu mögen, ihn zu lieben. Eher das Gegenteil. Ich sollte ihn hassen, weil er die ganze Schuld hatte an dem was mir passiert war. Ich wollte gerade in mein Zimmer, als ich von Vedat daran gehindert wurde. „Ich sagte, gitme. (Geh nicht!)" „Wieso denn?" „Weil ich wissen will, was ich gestern Nacht gesagt hatte oder gemacht?" „Wie? Du erinnerst dich nicht mehr daran?" Er schüttelte nur seinen Kopf, woraufhin ich laut seufzte. Was sollte das? Wieso erinnerte er sich nicht? Und warum verletzte es mich so sehr? „Nichts.", gab ich kurz und knapp von mir. Dabei konnte man mir meine Enttäuschung wohl hören.


„Von wegen nichts.", gab er empört von sich, grinste und stand auf. „Boah, wie ich stinke.", sagte er weiterhin  grinsend und lief davon. „Wieso hast du überhaupt so viel getrunken?" " Einfach so. Ich geh duschen, danach reden wir." Ich nickte stumm und sah ihm nach, als er hoch lief zum Badezimmer. Im Gegensatz zu ihm ging ich in die Küche, wo ich uns beiden was zum Frühstück her richtete. Während ich noch dabei war alles fertig zu machen, kam Vedat nur mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt in die Küche. „So, du wolltest mit mir reden?" „Ich wollte gar nichts.", antwortete ich stur und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Doch!", sagte er grinsend und stellte sich direkt vor mich hin. „Doch, irgendwas habe ich wohl doch angerichtet.", sagte er und dieses mal war sein Gesichtsausdruck ernster und seine Stimmlage genauso. Ich wollte einfach nicht reden, aber ich musste zugeben, er war schon besser drauf. Hoffentlich hielt das auch endlich mal. Ich wollte ihn nicht dauerhaft launisch erleben, sondern ganz normal - wie er wirklich war. War das denn zu viel verlangt? Er beugte sich zu mir.



„Komm schon, ich will hören, warum du so kalt bist und wieso du auch wieder zurück bist." „I-ich?" Ich schüttelte nur den Kopf. „Nichts wichtiges." „Oh doch. Erzähl endlich." So langsam wurde er ungeduldiger und auch schon lauter. Ich eilte aus der Küche und ging in mein Zimmer. Er rannte mir anscheinend hinterher. „Hayal, mach auf, bitte!" Bitte? „Du sollst dich selber dran erinnern.", murmelte ich. „Wieso führst du dich so auf?" „Weil ich jetzt alles weiß!", rutschte es aus mir heraus und ich lehnte mich an die Türe. Er sollte hier nicht rein, denn ich war gekränkt. Wieso konnte er sich nicht daran erinnern? War das immer so bei ihm? „Alles?" „Ja, alles." „Was denn zum Beispiel?" „Ich liebe Dich. Das hast du gesagt!"


Auch kalte Herzen lieben mal!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt