Kapitel 9

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Unten angekommen öffnete ich die Türe. Giovanni drückte sein Gesicht auf das Türfenster und ein Rand von seinem Atem bleichte das Glas. Ich ließ die beiden Nachtbesucher hinein und merkte ihnen sofort an, dass draußen eine eisige Kälte herrschen musste. "Hallo ihr beiden", begrüßte ich sie. "Spar dir deinen Willkommenskomite, wo ist eigentlich Alica?" Giovanni konnte seinen Satz kaum beenden als Alica die Treppe passiert hatte und nun mit uns in der Eingangshalle stand. Von jetzt auf gleich hatte Giovanni aus einem zornigen, beleidigten Blick, ein strahlendes Lächeln hervorgezaubert. "Hey, wie geht es dir? Dürfen wir bei dir pennen? Unser Geld für das Taxi hat nur noch bis hier gereicht. Weiter ging es leider nicht." Wie freundlich er auf einmal sein konnte. Alica beachtete ihn gar nicht, rammte seine Schulter, wenn auch nicht beabsichtigt und lief auf Maike zu, die noch immer vor Kälte zitterte. Sie fielen sich gegenseitig in die Arme und gaben sich einen Schmatzer auf die Wangen. "Ist alles gut bei dir? Seid ihr gut zurück gekommen? Es tut mir leid, dass wir so schnell aufgebrochen sind. Wir konnten es nicht länger dort aushalten. Aber jetzt kommt erstmal hinein und macht die Türe zu. Ich mache dir noch eine heiße Schokolade. Die Couch im Wohnzimmer stelle ich dir natürlich zur Verfügung. Und Giovanni, du darfst auch hier bleiben. Kümmere dich um Maike. Du darfst auf dem Boden schlafen. Wenn Maike gütig ist, gibt sie dir vielleicht ein Kissen oder so."  "Sehr großzügig die Dame." Giovanni war natürlich nicht sehr begeistert von Alica's Ansage, ich fand sie allerdings durchaus angebracht. Ich boxte ihn auf die Schulter und verkniff mir ein Lachen. Maike schlürfte an ihrer heißen Schokolade, Giovanni versuchte es sich mit einem Kissen neben der Couch im Wohnzimmer, auf dem Boden bequem zu machen. Alica und ich traten den Weg nach oben an. "Alle sind versorgt, jetzt können wir es uns gemütlich machen. Ich werde langsam müde Sam." "Geht mir genau so, ich hätte nicht mehr mit einem derartigen Besuch gerechnet. Ich mache es mir im Schlafzimmer deiner Eltern zurecht, wenn das in Ordnung ist. Ich lasse auch die Türe auf und warte bis du eingeschlafen bist." "Sam willst du nicht, ehm ich meine also ehm in meinem Zimmer ist es schon warm und ich glaube meine Eltern mögen das auch nicht, wenn jemand anderes bei denen im Bett schläft und ehm also mein Bett ist groß genug für uns beide. Also was ich damit eigentlich ausdrücken wollte ist, dass wenn du nichts dagegen hast, du herzlich eingeladen bist, mich in den Schlaf zu begleiten." Mit diesem Satz habe ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Er klang auch so, als wäre er äußerst spontan entstanden. Ich dachte mir aber, bevor sie das Angebot zurückzieht, nehme ich es schnell an. "Wenn dich das nicht stört lege ich mich gerne zu dir. Nichts lieber als das." "Aber du solltest wissen, dass ich manchmal schnarche. Also ich glaube das." "Kein Problem, dass bin ich gewöhnt, mein kleiner Bruder schnarcht auch und feiert Nachts ne Party damit und ich kann trotzdem schlafen." "Haha du bist ja ein Schnuckeay. So komm jetzt, wir müssen hier rein." Zum ersten mal am Abend bekam ich einen Einblick in ihr Zimmer gewährt. Es war riesengroß und vollgestellt mit Mädchenkram. Das Zimmer hatte zwei große Fenster mit roten Blumen Gardinen, einen wunderschönen Stuck gemusterten Schminktisch, einen etwas dezenteren Kleiderschrank und ein überdimensional großes Bett. Die Bettwäsche war passend zu den Gardinen in rot Tönen gehalten und auf dem Bett befanden sich ein dutzend roter und weißer Kissen. Ein richtiger Wohlfühlpalast. Eine Musikanlage befand sich in der Nähe des Schreibtisches. Die Wände waren mit Bildern und Wandtattoos verziert. "Das ist mein kleines Reich. Ich hoffe du fühlst dich wohl. Benimm dich als wärest du zu Hause. Ich mache mich im Badezimmer bettfertig. Bis gleich." "Klein ist gut. Das ist deutlich größer als bei mir." Ich legte meine Sachen auf den Sessel in der Ecke des Zimmers, ließ die Rolladen herunter und warf mich ins Bett. Ich kroch unter die Decke und schnappte mir ein paar von den Kissen. Jetzt wartete ich nur noch darauf, dass Alica zurück kam. Ich hoffte, dass sie nicht im Badezimmer oder auf dem Weg zurück eingepennt ist.

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