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Ich atmete die Luft tief ein. Meine Nase kribbelte und es war, als läge Magie in der Luft.
"Na, wie gefällt es dir?"
"Es ist..." und dabei entging mir sein leicht triumphierender Gesichtsausdruck nicht, Wunderschön...
"Ganz nett." Musste er ja nicht wissen, was ich dachte.
Seine Augen funkelten kurz irritiert, doch der Angeber-Blick kam ziemlich schnell zurück.
"Klar." Und das war's.
Er war weg. Ich meine weg wie WEG! Großartig.
Pen, du schaffst es immer wieder, dich reinzureiten in die absolut größte...
Nun ja. Mir war zwar nicht aufgefallen, wo die auf ein mal alle hin waren, aber da vorn war ja der Eingang zu dieser Festung.
Aus Prinzip ( ich halte hier und jetzt fest: Du kannst mich mal, Schicksal.) war in meinem Leben nie was einfach.
Problem Nummer eins: Es gab keine Klinke. Auch keine Klingel. Nicht mal irgendetwas. Da war einfach nur eine Schnurgerade Wand, eingerahmt von einem verschnörkelten Torbogen.
Gut. Denk nach, denk nach verdammt!
Problem Nummer zwei: Wieso war der Wald eigentlich so still? Moment mal, dachte ich gerade still? Ich horchte. Und... ihr habt's erfasst. Nichts.
Und mein hilfreiches Unterbewusstsein klopfte an die Hintertür.
"Renn weg, tu was, irgendwas, aber bleib hier nicht so stehen!" Oh nein, nein, nein, dass war doch nicht möglich. Hatten sie uns etwa schon hier gefunden? Der Angriff! Warum ausgerechnet jetzt?!
Ok, tief durchatmen. Nicht gleich das Schlimmste vermuten, so eine Stille konnte tausend verschiedene Gründe haben...
hallo? Unterbewusstsein! Nicht gut. Da taucht es erst auf, und verkrümelt sich dann einfach.
Seit wann sprach es eigentlich?
Ohhh. Tja, ich war eben nicht Sherlock Holmes. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Das war nicht mein Unterbewusstsein, so viel Glück hatte ich nicht.
"Hinter mir, hab ich recht?"
Keine Antwort.
Langsam packte mich die Angst. Es war, als würde sich eine kalte Hand um meine Kehle schlingen und langsam zudrücken. Gut, vielleicht war da ja nichts. Ich konnte einfach so stehen bleiben und tun, als wäre nichts. Klar. Langsam bekam ich allerdings keine Luft mehr, ich röchelte nur noch schwer und Panik kämpfte sich von meinem Magen aus nach oben. Gut, wenn ich schon geschnappt wurde, dann wenigstens mit Würde.
Ja, so war ich.
"Genau, reiß dich zusammen, du blamierst hier gerade uns beide!" "Ja? Seltsam, ich hab dich überhaupt nicht vermisst", gab ich zurück und damit drehte ich mich mit einem Ruck, der mich wahnsinnige Überwindungskraft kostete, um.
Wieder nichts! "Das gibt's doch nicht..." Ich atmete langsam und deutlich aus.
Jetzt bildete ich mir schon Sachen ein. Unterbewusstsein, von wegen. Ich glaub, ich werd verrückt in diesem Wald. Diese Stille! Also wo ist dieser Eingang!

Ich marschierte ein mal rum, was zugegebener Maßen eine Stunde gedauert hatte. Resigniert kickte ich gegen die Mauer, was eindeutig ein Fehler war.
Ich wette, die saßen in diesem Moment alle gemütlich drinnen beisammen und amüsierten sich.
Ein Seufzen kam über meine Lippen.
Jedenfalls war ich mir sicher, das es außer mir hier draußen keine Menschenseele gab.
Und ich erkannte: Selbstgespräche führen war so ziemlich das Blödeste, was ich je gemacht hatte.
Langsam musste ich einsehen, dass es keinen Sinn hatte. Das dort war die letzte Ecke, danach war ich wieder am Anfang, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt.
Auf einem Bein hüpfend (die Mauer war aber auch hart, welch bahnbrechende Erkenntnis)
Umrundete ich die Ecke und... NICHTS! Wie kam man hier nur rein? Langsam reichte es, mir drehte sich schon der Kopf. Unglaubliche Wut überollte mich. Wieso zur Hölle bemerkte denn niemand mein Fehlen!
Ich spürte schon Tränen der Verzweiflung aufsteigen und
wenn ich bisher nicht hyperventiliert hatte, dann spätestens jetzt.

Gerade als ich schreien wollte, sah ich es, ein Tor direkt hinter mir. Es war eine kleine Tür, ebenfalls mit einem Bogen aus Metall überspannt und sofort rannte ich darauf zu, packte die Klinke ...
und griff gegen die Wand. Die Tür war genau neben mir. Unschuldig wie vorher, nur 5cm weiter rechts.
Das war schließlich der letzte Beweis für mich, um die bittere Wahrheit zu erkennen. Ich war verrückt. Glasklar.
Ein letztes mal schlich ich langsam auf die Tür zu, wie ein Jäger auf die Beute. Langsam...
Die Klinke war nur noch ein paar Zentimeter von meinen Fingerspitzen entfernt und bevor es sich die Tür anders überlegen konnte, stürzte ich auf sie zu und riss sie auf.

Mit vor Wut gerötetem Gesicht und völlig außer Atem stand ich zitternd im Türrahmen.

Stille.

Ich war sprachlos.
Situation:
Vor mir ein entspannter Finnian ruhig an der Wand lehnend und zufrieden in ein Buch vertieft.
Um mich herum ein kleiner, idyllischer Innenhof mit Brunnen und Blumen.
Hinter mir: der Wald des Wahnsinns.
Dann blickte er auf.
"Oh, schon hier? Schneller als ich dachte." Noch während er sprach öffnete er eine Tür und rief: "Durchlauf 001 erfolgreich!"
Hä? Sehr Intelligent, ich weiß.
"Wie geht es dir?" fragte er ganz normal und beobachtete mich, als würde gleich etwas mega cooles passieren.
"Äh... gut." Ähhh, was redete ich da? Ich schüttelte den Kopf und versuchte meine Benommenheit abzuschütteln, die mich aus irgendeinem Grund überkam.
Währenddessen gab Finnian munter ein lautes "Wirkung noch nicht stark genug!" von sich.
Wie?
"Hallo, ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich war verschollen. Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?"
"Natürlich."
"Wärst du auch so freundlich, mich auf zu klären, was hier gerade abläuft?"
"Abläuft?" Kurze Pause.
"Ich bin doch nur höflich."
Schweigen beiderseits.
"Sag mal, hältst du mich für bescheuert, Finnian?"
Schweigen und böse Blicke meinerseits.
"Was glaubst du denn?"

Reader [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt