Im Traum ein Kind

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>>Das Schicksal verändern: Interagieren, so oft es geht, rumsitzen und es auf mich zukommen lassen, oder sollte ich mich doch lieber ganz aus allem ausklinken und nach Hause fahren? Aber... nein... Dann könnte ja immer noch irgendwer behaupten, er hätte mich entführt und somit würde er Chan aufs Dach locken. Dann wäre ich nicht da... Ich wäre nicht bei meinem besten Freund, in seinen letzten Sekunden...<<

Ich schüttelte den Kopf. Daran durfte ich auf keinen Fall denken. Also entschied ich mich dazu den letzten Punkt, mich aus allem rauszuhalten, auf jeden Fall wegzulassen. Blieben also nur noch Punkte eins, interagieren, und zwei, es auf mich zukommen lassen. Vielleicht war es aber auch die Mischung aus beidem, die mich dazu bringen sollte, das Schicksal in eine andere Bahn zu lenken.

Wie dem auch sei, machten mich meine Gedanken gerade mehr als verrückt. Innerlich. Äußerlich nahmen mich alle als ruhig und in mich gekehrt wahr. Ein wenig zu ruhig, wenn es nach meinen Freunden ging und schon bald sprachen mich die ersten von ihnen darauf an.

„Alles klar bei dir?", fragte Jenny, nachdem sie mich dazu aufgefordert hatte, ihr in einen der Klassenräume hinter der Feuerschutztür zu folgen. Ich wollte ihrer Bitte ursprünglich nicht nachkommen, aber letztendlich tat ich es doch.

„Naaaa...", murmelte ich dieses unverständliche Mischwort aus Nein und Ja: „Hab nur schlecht geschlafen."

„Brauchst du Koffein?", fragte sie erneut.

„Nee, nur Schlaf."

„Dann mach mal 'ne Pause!"

„Neeeein..."

„Doch! Am besten sofort!"

Ihre Worte klangen streng, fast schon als würde sie mir drohen, wenn ich nicht auf sie hörte, aber man merkte sofort, dass sie es nur gut meinte.

„Hatte schon eine", wehrte ich mich dennoch gegen ihren Rat.

„Dann mach noch eine!"

Okay, man sieht wo das hinführt. Natürlich konnte ich immer noch keine lieb gemeinte Aufforderung von Jenny ablehnen. Also hatte ich mich kurz darauf dazu entschieden, mal für ein paar Minuten im eben selben Raum zu dösen. Mit dem Rücken an eine der Seitenwände gelehnt, saß ich vor der Heizung unterm Fensterbrett auf einer Jacke und streichelte Chans Katze. Natürlich waren meine lieben Freunde nicht in der Lage, mir auch nur eine Viertelstunde Ruhe zu gönnen und so hatte Lizzy mir kurzerhand den Katzensitterjob übertragen. Muffin war das natürlich alles scheißegal. Zumindest solange sie ruhig auf meinem Schoß saß und sich streicheln ließ.

Langsam kam ich zur Ruhe. Natürlich versuchte mein Gehirn immer noch alle Eindrücke des heutigen Tages zu verarbeiten und so befand ich mich plötzlich in einer ganz anderen Welt.


>>Ich wusste nicht wie lange ich schon so dalag. Mein Kopf tat unheimlich weh und mittlerweile auch mein Brustkorb. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Die Atemmaske schien mich einzuengen, aber immer wenn ich mich aufrichtete, drückte mich dieser Sanitäter wieder zu Boden.

„Ganz ruhig, Nico. Ganz ruhig..."

„Ich kann nicht mehr!", rief ich: „Ich will hier raus! Ich will weg! Ich will... Wo ist Chan?"

Natürlich wusste ich, dass er weg war. Nicht mehr da. Sie hatten ihn bereits ins Krankenhaus gebracht und kurze Zeit später lag auch ich im Rettungswagen. Ich hatte keine Ahnung wie das möglich war, doch ab da waren meine Gedanken erloschen.

Ich musste eingeschlafen sein. Hatte ich etwas geträumt? Als ich aufwachte, lag ich im Krankenhaus. Das Bett neben mir war leer, ich war allein im Raum. Langsam versuchte ich mich zu orientieren. Um nicht vom Licht geblendet zu werden, rieb ich mir die Augen, blinzelte mehrmals und gewöhnte mich langsam an die Helligkeit. Kein Piepton, keine Maschinen. Gut, ich hatte schon mal nicht im Koma gelegen.

It doesn't make senseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt