Déja-vu

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Ich weiß nicht wieso Chan seine Meinung auf einmal geändert hatte, denn keine paar Minuten später, steckte Muffin im Kostüm einer Nyan Cat und saß in ihrer Transportbox zwischen Tommy und Lizzy auf der Rückbank. Innerlich machte mich das Ganze wahnsinnig, doch irgendwie versuchte ich meinen Körper ruhig zu stimmen und mich mit schöneren Gedanken abzulenken.

„Lisbet, kann ich ein paar von den Minikeksen haben, die du dabei hast?", fragte ich.

„Klar!", antwortete meine Kollegin und gute Freundin, ehe sie in ihre Tasche griff und eine unangebrochene Tüte Leibniz Minis mit Schoko hervorzog. Genau das worauf ich jetzt Hunger hatte.

„Woher wusstest du nur, dass ich die zufällig dabei habe?", wollte die Braunhaarige wissen und ich verschluckte mich an meinem Keks. So langsam wurde mir das hier alles zu unheimlich.


„Und du bist dir sicher, dass Haustiere auf der Convention erlaubt sind?", fragte Lizzy Chan nach einer Weile. Wir näherten uns dem Zielort immer mehr. Solingen hatten wir zumindest schon mal erreicht.

„Naja...", kam es von meinem besten Freund: „Irgendeiner muss Muffin ihre Erkältungsmedizin geben und da niemand meiner zahlreichen Freunde Zeit hat, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig."

In dem Moment hörte man ein Niesen aus der Transportbox. Lizzy zuckte mit den Schultern.

„Immerhin ist das Nyan Cat-Cosplay stylisch", kam es von Tommy, der grinsend versuchte einen Blick auf die Katze zu erhaschen, die es sich in ihrer Box gemütlich gemacht hatte.

„Ach, das war doch nur eine Notlösung", meinte Chan und sah danach kurz zu mir. Auch in seinem Blick konnte ich langsam eine gewisse Besorgnis erkennen. „Du hast dich ganz schön dagegen gewehrt. Warum auch immer."

Ich nickte stumm. Ja, aus gewissem Grund hatte ich das. Ich wollte genau so eine Situation wie diese hier vermeiden, denn mittlerweile machte es mich einfach nur noch verrückt, dass jedes Gespräch, jedes Lied im Radio und jedes verdammte Bild vor meinen Augen mir bekannt vorkam. Wie präzise konnte ein Traum sein, dass einem all diese Details so in Erinnerung blieben? Und ausgerechnet jetzt hörte ich wieder diese eine unbekannte Stimme in meinem Kopf:

„It doesn't make sense, Tense. It doesn't make sense...", flüsterte sie, als Chan in eben diesem Moment eine falsche Entscheidung traf.

„Ich will ja nichts sagen, aber hier hättest du links abbiegen müssen", sagte Tommy mit einem Grinsen im Gesicht, während ich mir vor Augen rief was sonst noch alles passieren musste, um den Alptraum perfekt zu machen.


Damit meinte ich im Übrigen nicht die Parkplatzsuche. Natürlich war es klar, dass wir schwer noch einen in der Nähe der Schule finden würden, weshalb ich nun versuchte, meine mentale Verwirrung als geistige Stärke auszunutzen.

„Fahr in diese Straße, bieg dann an der ersten rechts ab und du wirst garantiert eine Parkmöglichkeit finden", wies ich meinen Kumpel an, in der Hoffnung uns zwanzig Minuten Parkplatzsuche zu ersparen, die auch irgendwie in meinen Erinnerungen verknüpft waren.

Warum Chan meinem Rat auf gut Glück folgte, konnte ich selber nicht sagen, nur dass ich Recht behalten sollte. Einen näheren Platz hätten wir sicher nicht gefunden.

„Danke, Tense", lächelte er mich an, doch ich blickte einfach stur geradeaus.

„Ich würde jetzt gerne hier aussteigen", sagte ich und meinte damit eigentlich nicht aus dem Auto, sondern aus meinem Alptraum, aber das konnte niemand von meinen Freunden wissen.

It doesn't make senseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt