Stalker

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Ich glaube ich spinne, als ich noch den restlichen Zipfel des Bahnsteigs erfassen kann, bevor die Bahn in einen der unendlich, langen dunklen Tunnel einfährt und Kittys geschockten Augen das letzte war, was sich mir in den Verstand gebrannt hatte.

Ich war so ein Vollhonk!

Wieso hatte ich ihr das Handy nicht zurückgegeben, als wir uns in die Bahn gesetzt hatten- aber sie würde sicherlich auf den Bahnhof bleiben, ganz gewiss, würde sie sich keinen Zentimeter fortbewegen und auf mich warten- Wie lange würde dieser Zug noch fahren?!

Unablässig trommelten meine langen Finger auf den Türknopf ein, den ich keinen Moment aus den Augen ließ. Der Schock meine -baldige- Freundin in London verloren zu haben, setzte mir ziemlich bei. Im Grunde genommen war ich kein Typ der vor allen Panik schob, aber Fye war gewiss kein Mensch für diese hektische Stadt, wenn ich nur zurück an Köln dachte, unser erstes Treffen... Wie eingeigelt und zerbrechlich sie wirkte und allem voran, verloren!

Mein Handy vibrierte, doch ich verschwendete kein Gedanken daran, zu telefonieren- Die mechanische Ansage hallte durch das Abteil und schon ging ein Ruck durch meinen Körper, als der Zug die Bremsen zog und ich kaum, als die altbekannte Warnung über den Abstand zwischen Zug und Bahnsteig ausgesprochen wurde, aus der Tür stolperte und mich verzweifelt auf den Bahnsteig umblickte. Anderes wie bei uns, fuhr auf dieser Haltestelle der Zug der zurückfahren sollte nicht, auf der gegenüberliegenden Seite, wie es schien musste ich wohl die Rolltreppe nehmen und mich den Massen anschließen, als mich gerade jemand an dem Ärmel packte und ich mit holprigen Herzen umwandte-


Fyes Sicht des unglücklichen Umstandes

Frustriert ließ ich mich auf eine der Bänke nieder und hielt meinen kleinen, grünen Koffer dicht an mir, während ich die Lippen zusammenpresste und versuchte mich zu beruhigen. Ich hasste es in einer Stadt zu sein, in der ich mich nicht auskannte und dann noch allein. London war mir einfach zu lebendig, vielleicht sollte ich wenn Julien mich fand, ihm eine Leine umlegen.

Dieses Bild brachte mich zum schmunzeln, doch die Belustigung hielt nicht lang und sogleich zog ich meine Beine an und umklammerte sie mit meinen Armen, wobei ich den Kopf auf die Knie sinken ließ. Nichts hören, nichts fühlen... genau so zog ich mich hinter meiner Mauer zurück und würde auf die Rückkehr meines Pandas warten...


Back to the Fyling Panda

Ihre großen braunen Augen blickten mich fragend an, als sie mir den Stadtplan entgegen hielt. Ein wenig perplex starrte ich kurz auf das bunte Papier, ehe ich ihr wieder in die Augen sah. Das hatte mir zu meinem Glück noch gefehlt, ein Tourist-

"Sorry, no time-", presste ich hervor und wollte das Mädchen mit dem rosa-farbendem Haaren abwimmeln, doch so einfach schien das nicht, denn sie zog mich wieder zurück und zog den Reißverschluss ihrer Jacke ein wenig tiefer-

"Was soll das werden?", platzte es dann aus mir heraus, mein Geduldsfaden war für solche Spielchen viel zu kurz. Doch das Mädchen schien meine zusammengezogenen Augenbrauen und den abfälligen Ton in meiner Stimme, als Einladung zu sehen und drückte mir den Stift in die Hand. "Autogramm~ Mister Bam~" Ihre Stimme klang belustigt und ich war mir gerade nicht sicher, ob mich ihre Dreistigkeit empören oder aber plätten sollte. Ich entschied mich für keines von beiden, stattdessen wandte ich meinen Blick von ihr ab und begann mich an den Schilder zu orientieren, die mir den Weg zurück zu Katharina zeigen sollten. Ohne mich noch einmal zu der Rosahaarigen zuwenden, setzte ich mich einfach in Bewegung und verließ den mittlerweile leeren Bahnsteig, um mich zu den Rolltreppen zu begeben, im Gefolge die seltsame Touristin, die mich zu kennen schien.

"Nicht gerade nett, mir einfach so den Rücken zu zudrehen", plapperte das Mädchen und ich rollte mit meinen Augen, während ich mich nach einem weiteren Wegweisern umsah. Was sie für nett hielt war mir gerade mehr als egal. "Ich weiß ja, dass ihr Youtuber manchmal ein wenig arrogant seid, aber ehrlich gesagt hatte ich gedacht, du wärst anderes~ Schon ein Ding, dass ich dich überhaupt hier treffe und dann noch genau an meinem Geburtstag~" Ihre Stimme klang keineswegs unangenehm, aber gerade in diesem Moment hatte ihr Gelabber ein sehr nervigen Beigeschmack. Endlich fand ich den Bahnsteig der mich zurück zu Fye führen sollte und ich bog scharf nach rechts, wobei ich der Dame den Weg abschnitt, was sie jedoch nicht davon abhielt mir weiter nach zu laufen.

Sie stand nun direkt neben mir und mir blieb nichts anderes übrig als über ihren rosanen Haarschopf hinweg zur Anzeige zu blicken. Ihre dunklen Augen ruhten jedoch auf mein Antlitz und ich ergab mich ihrem beständigem Blick. "Was wohl deine Community dazu sagen würde-" "Hör mal zu, Stalker~ Vielleicht ist es dir schon aufgefallen, aber ich bin auch nur ein Mensch und ich habe jetzt absolut kein Bock auf deine Spielchen." Sie lachte erneut und warf ihr strohiges Haar nach hinten, wobei sie mir kurz frech zu zwinkerte. "Du kannst mich Channy nennen, obwohl ich Stalker auch nett finde. Wenn du nicht willst, dass dir Fans nachreisen, dann schreib nicht wo du hinfliegst, du Opf~" Wo die Nervensäge recht hatte, hatte sie recht und für gewöhnlich würde es mich nicht stören auf Fans zu treffen, nur nicht gerade jetzt...

Der Zug fuhr ein und ich atmete erleichtert aus- Endlich konnte ich zurück. Ich konnte mir die Standpauke schon förmlich ausmalen die mich erwartete wenn ich Kitty wieder sehen würde. Die Türen des Zuges glitten auf und ich betrat den Zug, wandte mich um und sah mich nun Auge in Auge mit meiner Stalkerin. Sie grinste, wobei ich deutlich Grübchen erkennen konnten, die sich oberhalb ihrer Mundwinkel versteckten. Dann jedoch geschah etwas, etwas was mich perplex zurückschrecken ließ. Die Dame mit den bonbon-farbenden Haaren neigte sich nach vorne und verschloss ihre mit den meinigen Lippen. Der Kuss hielt eine 3 Sekunden als ich zurück taumelte und ihr einen Blick zu warf, der jeden in Asche verwandelt hätte, Channy  jedoch zwinkerte mir nur zu, strich sich über ihre rötlichen Lippen und zielte mit ihren Zeigefinger auf mich. "Thanks for the kiss~" Mit diesen Worten verschloss sich die Tür und wieder einmal fühlte ich mich wie ein Idiot als der letzte Zipfel des Bahnsteigs an mir vorbeiraste.

Was war bitte nur mit meinem Leben los?

...

Sie wusste gar nicht wie ihr geschah, als ich den Koffer förmlich neben ihren warf und sie zu mir in die Arme zog. Sie roch so gut, dass es mich einen Moment kostete. Wie sie da auf der Bank gehockt hatte, in sich zusammen gesunken und so verlassen, ich fühlte mich schlecht. Vermutlich jedoch nicht nur wegen der Sache sie zurückgelassen zu haben, sondern wegen diesem verrückten Mädel. Der Duft ihres Shampoos stieg mir in die Nase und ich inhalierte ihn förmlich, bevor ich mit einer sanften Geste ihr Gesicht anhob. Die grün-braunen Augen in voller Verwirrung auf mich gerichtet, sah ich wie sie nach Worten rang und keine fand. "Du könntest ruhig sauer auf mich sein...", murmelte ich von meinem schlechten Gewissen geplagt, immerhin hatte ich ihr gerade die Geschichte erzählt, dass mich ein wahnsinniger Fan verfolgt hat und schlussendlich noch geküsst.

Ich konnte Fye nicht anlügen, immerhin war das Lügen keine Eigenschaft die ich von zu Hause gelernt habe. Was dachte Katharina...? Fye senkte ihren Kopf, ich hörte sie leise seufzen, bevor sie ihren Blick wieder auf mich richtete und ihre Finger sich schüchtern mit den meinen verschränkten. Vorsichtig stellte sie sich auf Zehnspitzen und berührte meine Lippen mit den ihrigen.

So eine Aktion hätte ich nie und nimmer von ihr erwartet, weshalb ich- Julien Bam- tatsächlich für einen Moment den Atem anhielt. Mit hochroten Wangen ließ sie sich wieder auf ihre Fersen gleiten und nuschelte ein:  "You're safe~", bevor sie scheinbar die Nähe zwischen uns auflösen wollte, um nach ihrem Trolli zu greifen. Schwungvoll zog ich sie wieder zurück in meine Arme und grinste sie voller Übermut an. "Das war viel zu short~ Ich will noch einen!" Mit ihren großen Rehaugen schaute sie mich verzweifelt an. "E-ey werd ja nicht übermütig... D-das muss reichen-" "Nein~ auf keinen Fall, du musst noch mal ran!"

Wir lachten und auch wenn mein schlechtes Gewissen mich so schnell nicht freigeben würde, fühlte es sich gut an und ab jetzt würde ich ihre Hand halten bis wir im Hotel angekommen waren.

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Leute, ich fühle mich immer noch schlecht, dass ihr so lange auf eine Fortsetzung gewartet habt. :(

Trotzdem freue ich mich sehr darüber, jetzt wieder hier zu sein und weiter machen zu können. Ich hatte nämlich noch so einiges vor :D


Get lucky {Julien Bam - FanFiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt