Ungewolltes Wiedersehen

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Ich blickte in seine braunen Augen und hielt die Luft an, während seine warmen Fingerkuppen über meine Seite strichen. Die Berührung, die kaum mehr als ein Lufthauch war durchbohrte meinen gesamten Organismus und ich versuchte gegen den anschwellenden Schwindel anzukämpfen.

Der Bus hielt, ein Rucken ging durch uns  und automatisch zog Julien mich näher an seinen Körper. Ich sog seinen Duft tief ein, während ich ein wenig hektisch nach Luft schnappte. Mein Herz schien auf die Größe einer Rosine zu schrumpfen- Mein gesamter Körper war angespannt. Sein Atem an meinem Ohr machte es mir nicht gerade leicht in dieser Situation zu entspannen. Eine kühle Nachtbrise wehte von den Türen und ich versuchte jeglichen Geruch zu identifizieren, Hauptsache nicht Juliens!

"Katharina..." Mit einem fast stoischen Blick, versuchte ich an ihm vorbei zu sehen- Mich nicht darauf einzulassen, doch gab es hier und jetzt überhaupt ein Entkommen? Erneut fuhr ein Ruck durch mich und ich wusste, selbst wenn ich jetzt kopf-über nach vorne geprescht wäre, der Busfahrer hätte kein Erbarmen gehabt. Seine Nähe machte mich vollkommen schwach und bevor ich noch weiter gegen die kühle Scheibe rutschen konnte, fing der Panda meine Lippen ein. Dieser Kuss war einer von der Sorte, vor denen sich unschuldige Mädchen in Acht nehmen sollten. Er war leidenschaftlich, heiß und raubte einem jedes Fünkchen von Anstand. Willenlos sackten meine eiskalten Hände auf seine Brust, deutlich spürte ich wie sein Herz raste- ganz im Gegenteil zu dem meinigen. Meines glich einem monotonem Trommeln. BUMM ... BUMM... BUMM... Wie es immer in diesen Groschenromanen beschrieben wurde, so fühlte sich der Schmetterlingssturm gewiss nicht an. Viel mehr hatte ich das Gefühl, dass sich mein gesamter Unterleib zusammen zog.

Mir wurde heiß und kalt als ich spürte wie Ju meine Lippen mit sanftem Druck öffnete- Unser Atem vermischte sich und ich hustete...

Gott wie peinlich! Sofort färbten sich meine Ohren knallrot und ich rutschte ein wenig auf meinem Platz, wobei ich ein kurzen Blick auf meinen Freund warf. Juliens Blick war verklärt, sein Atem ging tief und ich könnte schwören, dass ich Enttäuschung in seinen dunklen Augen lesen kann, doch scheinbar interpretiert er meinen fragenden Blick genau richtig und lacht leise auf, bevor er mir mit seiner Hand durchs Haar fährt.  Ich atme erleichtert aus. "Was genau planst du als nächstes Projekt, du wolltest mir davon noch erzählen wenn wir nach Hause fahren!"

Die Ablenkung tat uns beiden gut, hoffte ich zumindest, denn ich hatte immer noch keine Ahnung wie und wo und wann man am besten den nächsten Schritt einer Beziehung einläutete. Da ich eine Perfektionistin war, gleich wie Julien wollte ich einen perfekten Moment kreieren, ich wusste ja nicht, dass man solch ein Ereignis unschwer planen kann. Der FlyingPanda erhob sich und betätigte den Haltewunsch, bevor er sich wieder sinken ließ und mir in die Augen blickte- Ich wisch seinem Blick aus. "Ich wollte ein neues Format an den Start bringen~ Ich hab noch kein Namen dafür, aber ich will meinen eingerosteten Youtube-Kollegen ein wenig Breakdance und B-Boying näher bringen-" Er begann mit einer meiner langen, braunen Haarsträhne zu spielen. "Vielleicht bist du ja mein erstes Opfer?!" Ich machte große Augen- Vermutlich sah ich aus wie ein Kaninchen welches seinem Ende entgegen blickte, auf jeden Fall lachte mich mein Freund aus. Ein Seufzen entrann mir und ich boxte dem hübschen Halbasiaten in die Seite. "Als Wiedergutmachung darfst du den ersten Kandidaten aussuchen", sprach mein Freund versöhnlich und hauchte mir einen Kuss auf die Nase. Ich würde mir jemanden überlegen, jemanden der Ju einen Einlauf verpasste. Schade, dass Alex nicht mit Youtube am Hut haben möchte, sie wäre perfekt dafür gewesen.

Der Bus hielt erneut und wir begaben uns an die kalte Luft, um rasch zum Youtubehaus zu stracksen. Ich wollte gar nicht wissen wie spät es war , sicherlich durfte ich mir morgen etwas von Alex anhören, weil ich sie so lange allein gelassen hatte. Sie war extra nach Köln geflogen um mich zu sehen, nach ihrem Besuch in England und ich war außer Haus. Die Wärme die mir vom Hausflur ins Gesicht schlug, brachte mich zum Gähnen und ich stiefelte hinter Julien her. Bei meiner Wohnungstür angekommen, wollte ich gerade nach meinem Schüssel kramen, als er mein Handgelenk schnappte und mich weitere Stufen hochzerrte. "Hey... was? Ju..i-ich?!"

Hatte ich irgendetwas anderes von Julien Bam erwartet? Schon damals als wir uns kennen gelernt hatten, hatte er einfach über meinen Kopf hinweg bestimmt und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Etwas perplex und nicht wissen, wie ich auf diese Aktion reagieren sollte, schaute ich ihm dabei zu wie er mit dem Schüssel kämpfte, die Tür aufriss, den Schlüssel auf die Flurkommode warf und sich zu mir umdrehte, während er sich die Jacke auszog. "Alex wird dich jetzt auch nicht mehr vermissen, als wenn sie dich morgen sieht-" Irgendetwas an seiner Stimme machte mich nervös. Die Haustür fiel ins Schloss und ich blieb wie angewurzelt stehen. "A-aber ich habe ihr versprochen, dass ich sofort zu ihr komme-" "Sie weiß doch gar nicht wann 'sofort' ist!" Da hatte er Recht und dennoch, hasste ich es wenn er einfach über meinen Kopf hinweg bestimmte. Ich presste meine Lippen zusammen, während Ju seine Schuhe in die Ecke feuerte und sein Cap dazu. "Julien, ich werde jetzt gehen- Gute Nacht, wir sehen uns-" Noch bevor ich die Hand um den Türgriff gelegt hatte, schlang Ju seine Arme um mich und legte sein Gewicht auf meinen Rücken- Mein Herz setzte aus- schmerzhaft, bevor es in doppelter Geschwindigkeit gegen mein Brustkorb hämmerte. Irgendetwas hatte sich geändert, irgendetwas von dem ich nichts mitbekommen habe, doch das Gefühl welches diese Veränderung verursachte traf mich mit voller Kraft. Den Blick gesenkt, sah ich wie Julien meinen Reißverschluss in seine Finger nahm und ihn langsam nach unten zog-

Abermals spürte ich seinen Atem an meinem Hals, wie im Bus, heiß und schwer und ich schloss meine Augen. Die Jacke wurde von meinen Schultern geschoben und auch wenn ich versuchte sie zu halten, war mein Griff viel zu lasch, als das er von Ju ernst genommen werden konnte. Nun hörte ich wie meine Jacke den Weg zu seiner Wand.

Eine flüchtige Bewegung und mein Haar wurde zur Seite gestrichen-

Ein Kuss, direkt in meiner Halsbeuge-

"Ich weiß nicht, wie direkt ich noch werden soll", hauchte Julien mit schwerer Stimme gegen meine blanke Haut und ein Beben ergriff meinen Körper. Egal was ich vorher machen wollte, ob ich ihn anmeckern oder wegstoßen wollte- Ich weiß es nicht mehr, denn mein Kopf war urplötzlich vollkommen leer.

Wie in Trance spürte ich wie er mich gegen die Toilettentür lehnte und unsere Lippen sich vereinten zu einem süßen, fast unbefleckten Kuss. Seine Lippen fanden eine einzigartige Harmonie mit den meinigen und wieder schmeckte ich seinen Atem in meinem Mund- Mir wurde schwindlig und ich glaubte, wenn es so weiter gehen würde, würde ich in mich zusammensacken. Ich war einfach noch nicht bereit für das was Julien von mir wollte, ich wusste das und doch reagierte mein Körper ganz anderes als ich es wollte. Anstatt, dass ich mich wegdrehte, lehnte ich mich nun nach vorne, ließ meine Arme um Ju gleiten und hielt mich an ihm, wie als wäre ich eine Ertrinkende. Wir keuchten in den Kuss, denn die Luft wurde knapp.

Wieder fühlte ich seine Hand an meiner Seite und dort wo er mich berührte begann meine Haut zu brennen, so stark, dass ich den Kuss unterbrechen musste, um meine Lippen zu schließen. Mir war so unsagbar warm- Ich fühlte mich wie benommen... Nein, wie berauscht, berauscht von Juliens Berührungen. Er fing meine Lippen wieder ein und dieses Mal tat er etwas, etwas was mich vollkommen aus dem Konzept brachte.

Das Licht im Flur wurde angemacht und jemand räusperte sich-  Ich blinzelte gegen die grelle Lichtquelle. "Haben wir euch erwischt", lachte eine mir sehr bekannte Stimme. "Man Joon", knurrte Julien, der genauso wie ich gegen das Licht blinzelte. Ein gespielt gehässiges Lachen war zu hören, bevor sich jemand zu Joon zu gesellen schien. "Na~ ich wusste gar nicht, dass Julien eine Freundin hat, dass hattest du mir gar nicht erzählt Joony~", sprach eine Frauenstimme, die mir alles andere als freundlich schien. "Sorry Channy, aber es gibt eben auch bei uns Youtuber Betriebsgeheimnisse~"


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Oh ha... jetzt hab ich sie doch wieder auftauchen lassen XD Nun ihr dürft gespannt sein ;)


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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 06, 2015 ⏰

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Get lucky {Julien Bam - FanFiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt