Kapitel 7

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Er entfernte sich langsam von mir. "Komm mit" Ich schaute ihm nur nach. Unfähig aufzustehen. Er lief langsam weiter, doch als er merkte das ich nicht mitkam, blieb er stehen. "Manu. Nun komm schon." Zögerlich stand ich auf und bewegte mich zu ihm. Ich war mir nicht sicher was er nun von mir denkt. "Geht es dir immer noch so?" besorgt schaute er zu mir. "Also ich meine, ob es dir noch immer so geht, wie du es erzählt hast. Versteckst du dich immer noch in deiner dunklen Fantasiewelt?", verbesserte er sich selbst. Ich senkte meinen Kopf. "Naja. Ich habe meine eigene Traumwelt aufgegeben. Ich weiß, dass es niemals so sein wird wie da." Inzwischen liefen wir nebeneinander her. "Wie ist es denn dort gewesen? Also, wenn ich fragen darf." Ein trauriges lächeln überkam meine Lippen. "Es ist...Es war einfach schön dort. Ich lebte dort ein schönes Leben. Ich habe viel gelacht. Wir haben viel gelacht. Es war das komplette Gegenteil von der Realität. Es gab da keinen einzigen traurigen Tag." Ich machte eine Pause. Erinnerte mich zurück. So viele schöne Gedanken kamen mir. Zu viele, um sie alle aufzuzählen. "Du hast eine große Rolle gespielt. Wenn ich gelacht habe, warst du meistens dabei. Du warst meistens der Grund warum ich gelacht habe. Ich denke, dass es was mit der Gegenwart zutun hat. Ich lache zwar nicht viel, eigentlich gar nicht, aber in deiner Umgebung fühle ich mich zumindest glücklich." Mühevoll drehte ich meinen Kopf zu ihm. "Verstehst du mich?" 
Er nickte schwach. "Hätte ich das alles gewusst, hätte ich mehr zeit mit dir verbracht" traurig schaute er zu mir. "Ach...das wäre nicht nötig. Verschwende deine Zeit nie mit unnötigen Dingen" entgegnete ich ihm leicht traurig. Ich blickte wieder zum Boden und lief langsam weiter. Michael jedoch griff nach meinem Handgelenk und drehte mich zu ihm. "Denkst du, du bist unnötig?" "Ach.." Ich zuckte nur mit den Achseln und löste mich aus seiner Hand. Nach einem weiteren Schritt, stellte sich Michael vor mich hin. "Hey. Hör mir zu" Ich blickte ihm in die Augen. "Du bist nicht unnötig, hörst du? Du bist ein toller Freund. Du kannst mir alles sagen. Du kannst mit mir über alles sprechen." Er machte eine kurze Pause und schaute nun auch mir in die Augen. "Ich hingegen bin kein guter Freund. Ich hätte mir öfters Zeit nehmen sollen. Dir früher sagen sollen, dass du mir alles sagen kannst. Dann würde es dir jetzt schon vielleicht besser gehen." Ich seufzte. "Michael? Gib dir nicht die Schuld für meinen Zustand." "Aber ich.." Mit einer Handbewegung brachte ich ihn zum Schweigen. "Nein. Kein aber. Es ist nicht deine Schuld. Diese paar Male mit dir, haben mich am Leben gehalten. Und das meine ich ernst. Ich weiß nicht, was oder wo ich jetzt ohne dich wär'." Er senkte seinen Blick, doch ich konnte immer noch ein trauriges Lächeln sehen. "Es ist alles in Ordnung. Ich lebe ja noch." "Noch" wiederholte er leise. "Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Es wird alles besser, solange du bei mir bist." Er schaute wieder hoch und blickte sofort in meine Augen. Links und Rechts, immer abwechselnd. "Du wirst mich nie wieder los. Glaub mir das." "Ich sehe es schon kommen, wir liegen zusammen im Grab" lachte ich. Auch er lachte. "Das tut gut. Also ich meine mit dir zu lachen. Und das in echt, nicht in meiner Fantasiewelt." "Ja...Das tut es."

Zusammen liefen wir weiter. Es war gerade so ein toller Moment. Ich wollte ihn nicht zerstören, indem ich ihm nach seinem Freund frage, der vorhin anrief. Natürlich interessierte mich es und ich wollte für ihn da sein, doch ich hatte Angst was falsches zu sagen. Wir schwiegen gefühlte Stunden und genossen die Zeit, die frische Luft. Es wurde immer dunkler, und dann kam der Satz, den ich ungern hörte. "Ich muss gleich wieder nach Hause" meinte Michael und kratzte sich am Hinterkopf. "Okay" antwortete ich nur. "Vielleicht können wir uns die Tage nochmal treffen. Ich werde mir mehr Zeit für dich nehmen." "Ist schon gut. Ist ja nicht so, als wäre ich todkrank" "Aber ich ähm...werde mir trotzdem mehr Zeit nehmen." Ich lächelte ihn dankend an. "Dann ähm, bis demnächst." Ich wartete auf keine Antwort und ging direkt los. "Manu?" "Hm?" Ich drehte mich wieder zu ihm. Michael kam ein paar Schritte auf mich zu und breitete seine Arme aus. "Komm gut an und ähm...schlaf' nacher gut." Er zog mich in eine tiefe Umarmung. "Danke. Du auch." Wir lösten uns aus der Umarmung und lächelten uns gegenseitig noch einmal an. Dann gingen wir beide in jeweils unterschiedliche Richtungen. 

You are my only rescue [ZomGer]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt