Kapitel 16 (end)

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Michael ist nun endlich wach und laut dem Arzt besteht kein Grund zur Sorge. Er hat sich komplett erholt und kann schon bald nach Hause, wenn sich sein Zustand nicht verschlechtere.

Die nächste Woche verging problemlos. So stand der Moment der Entlassung kurz bevor.
Die letzten Nächte verbrachte ich im Krankenhaus, nur um sicherzugehen, dass es ihm gut ginge.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blickte ich auf ein leeres Bett. "Michael?"  "Ich bin hier", sagte er und streckte seine Hand aus dem Bad heraus. "Ich mache mich schon fertig und packe die restlichen Sachen zusammen." Ich streckte mich kurz und lief dann zum Badezimmer. "Aber du hättest mich doch wecken können. Ich hätte dir geholfen." "Das weiß ich doch, aber du hast die letzten Nächte so ungemütlich geschlafen, da wollte ich dir eben noch etwas Schlaf gönnen." Er blickte mich kurz mit einem Lächeln an, bevor er sich wieder umdrehte und weiter seine Klamotten in eine Tasche stopfte. Seine Sachen hatte ich geholt, nachdem der Arzt sagte, er müsste noch für ein paar Tage im Krankenhaus bleiben.
"Heute können wir endlich gehen." Ich konnte die Freude in seiner Stimme deutlich heraus hören. Mit Gewalt zog er an dem Reißverschluss seiner vollgepackten Tasche. "Hah. Geschafft" Ich hatte wahrscheinlich zu viele Sachen für ihn mitgebracht als nötig. Aber besser zu viel als zu wenig. Voller Stolz legte er die Tasche auf das Bett und sah mich anschließend an. Es herrschte für kurze Zeit stille, bis Michael wieder anfing zu sprechen. "Ok, worauf warten wir?" Ich sagte nichts, steckte mein Handy in meine Hosentasche und nahm seine Tasche. "Lass uns gehen und nie wieder kommen." Glücklich lief er vor mir her und sagte der Krankenschwester bescheid, dass er nun gehen wird. Ich sah sie nur kurz lächeln, ehe sie losging. "Sollen wir ein Taxi nehmen? Ist ein ganzes Stück was wir laufen müssten." Er schüttelte kräftig den Kopf. "Ich lag die ganze Zeit, etwas laufen wird meinem Körper nicht schaden. Außerdem scheint die Sonne" Während er das sagte, legte er seinen Kopf in den Nacken und lies die Sonnenstrahlen auf sein Gesicht scheinen. 
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"Ist es okay, wenn wir uns kurz in den Park setzen? Ich finde es gerade so schön hier und außerdem will ich deine Anwesenheit noch etwas länger haben." Strahlend schaute er mich an. "Oh wie könnte ich da nein sagen?"
Also setzten wir uns auf eine Bank in der Nähe des kleinen Teiches. Er lehnte sich zurück und summte fröhlich eine Melodie.
Müde, von dem wenigen Schlaf den ich hatte, lehnte ich mich nun also auch zurück, schloss meine Augen und genoss die Sonne. 
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"Wach auf! Schnell" Michael rüttelte an meinem Arm und lachte lauthals. "Du wirst klitschnass, wenn du jetzt nicht mitkommst." Ich schlug meine Augen auf und musste erstmal realisieren was gerade passiert. Zusammen liefen wir schnell unter eine Bedachung und beobachteten den Regen, der schnell wie ein Wasserfall wirkte. "Das Wetter spielt verrückt." "Das darf doch nicht wahr sein." Neben uns waren noch andere, die vor dem Regen flüchteten und es anscheinend nicht ganz so amüsant fanden wie Michael und ich.
"Oh schau mal" Michael zeigte auf zwei Kinder die etwas entfernt von uns im Regen hin und her tanzten.
"Ich will das auch." Und ehe ich etwas sagen konnte, nahm er meine Hand und zog mich mit. Der Regen prasselte auf uns. Michael lachte und drehte sich hüpfend im Kreis. Es dauerte nur einige Sekunden bis ich mit machte und ebenfalls hin und her hüpfte. Wir waren beide komplett nass, aber das war es uns auf jeden Fall wert.
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Total aus der Puste liefen wir zurück zu dieser Unterdachung, wo seine Tasche lag. "Lass uns gehen, okay?" "Pass auf, dass deine Tasche nicht zu nass wird." Es regnete immer noch aus Eimern. "Ach, da sind doch nur Klamotten und ein paar andere Sachen drin. Das ist nicht so schlimm, falls die nass wird. Meine Klamotten muss ich eh waschen." "Was ein Glück, es sieht nämlich nicht danach aus, dass es weniger regnen wird."
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Mit schnellen Schritten kamen wir dann bei seiner Wohnung an. Unsere Haare tropften und wir hinterließen eine Wasserspur. "Ich gebe dir gleich Klamotten von mir." Er zog sich schnell seine Schuhe und Socken aus und lief die Treppe hoch. Ich blieb noch vor der Tür stehen und zog mir erstmal selbst die Schuhe und Socken aus. Auch mein Oberteil und Hose zog ich aus. Es auszuziehen war schwerer als gedacht, weil alles an der Haut kleben blieb. Ich nahm meine Klamotten und trug sie ins Bad. Nach kurzen auswringen, warf ich sie in den Wäschekorb. Da kam Michael auch schon und brachte mir frische Klamotten. Er hatte bereits trockene an. Er schaute mit einem besorgten Blick an mir herunter. "Hm, die Handtücher liegen da" Er zeigte auf einen Schrank. "Wenn du willst, kannst du dir auch ein Föhn nehmen. Deine Haare sind nun deutlich länger als meine" lachte er. "Ich warte dann im Wohnzimmer auf dich." 
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Da ich ihn natürlich nicht lange warten lassen wollte, trocknete ich schnell meine Haare ab, zog mir seine Klamotten an und lief zurück ins Wohnzimmer. Der Fernseher war eingeschalten und Michael saß mit einer Decke auf dem Sofa. Auf dem Tisch lag eine Kleinigkeit zum essen. "Komm her" Er klopfte neben sich auf das Sofa. Als ich mich hinsetze, deckte er mich ebenfalls zu und wir lehnten uns zurück.
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"Besser hätte ich mir den Weg nach Hause nicht vorstellen können." Wir lachten beide und das tat so gut. Mit ihm zu lachen fühlt sich so an, als ob auf der ganzen Welt Frieden herrschte. Alle schlechten Gedanken waren weg. "Bleibst du die Nacht über hier? Bitte?" schmollend sah er mich an. "Wenn das willst, natürlich." Sein Gesicht strahlte und er kuschelte sich an mich.
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"Du, Manu?" "Ja?" Michael schaute mich an. "Muss ich mir Sorgen um dich machen?"
Ich wusste was er meinte. Es war offensichtlich. So wie er mich vorhin betrachtet hat, wusste ich, dass er mich früher oder später darauf ansprechen wird.
"Nein. Nein, musst du nicht. Kannst du dich noch an unser Gespräch vor dem Unfall erinnern?"
Er nickte.
"Nun ja, es hat sich nicht allzu viel verändert. Wahrscheinlich meckerst du mich an, warum ich mich denn so wenig um mich selbst gekümmert habe, während du im Krankenhaus warst. Aber wie hätte ich essen sollen, wenn ich weiß, dass du verletzt bist. Ich hatte einfach keinen Appetit. Ich konnte irgendwie nicht anders, aber jetzt geht es dir gut und siehst du.." Ich lehnte mich nach vorne und nahm etwas zu essen was auf dem Tisch lag und lehnte mich gleich darauf wieder zurück. "..Ich esse." Ich schluckte das Stück runter und lächelte. "Mach dir keine Sorgen um mich, Michael. Ich werde besser auf mich aufpassen. Ich werde normale Mahlzeiten zu mir nehmen und mich nicht mehr zurückziehen. Ich habe gemerkt, wie schön es draußen ist und an was für tolle Orte man gehen kann. Vielleicht springe ich beim nächsten Regenfall auch wieder draußen rum." "Das beruhigt mich. So sehr." Er kuschelte sich noch mehr an mich. Seinen Arm legte er um meinen Bauch und sein Gesicht versteckte er in meiner Halsbeuge.
Alles wird wieder gut werden. Mein Zustand wird sich verbessern und es gibt nichts mehr was mich aufhalten wird. Ich werde den Spaß und die Freude am Leben wieder finden.
Ich lasse mir das von nichts wieder schlecht machen. Es wird schwer und es werden Zeiten geben, an denen ich denke, dass alles wieder bergab geht. Aber, und das ist wichtig, ich werde
nicht aufgeben.
Freunde sind wichtig, um den Alltag zu vergessen und um wieder klare Gedanken fassen zu können. Ich werde alles dafür tun, um wieder richtig leben zu können. Mit Michael.

"Du bist mir wichtig und das weißt du doch, oder?" nuschelte er leise. Ich strich ihm über den Rücken. "Ja, das weiß ich" flüsterte ich und gab ihm einen leichten Kuss auf  den Kopf.


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♥ ♥♥ 
Diese Story hat nun ein Ende gefunden und ich hoffe, dass es einigen gefallen hat. Diese Geschichte hab ich vor paar Jahren angefangen zu schreiben. Jetzt ist es fertiggestellt und ich bin glücklich.
Jedem der das liest, wünsche ich noch einen schönen Tag.

You are my only rescue [ZomGer]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt