Eine nette Bekanntschaft

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Katjas POV:

Als ich zum erneuten male von dem verdammten Schlafmittel wieder aufwachte, waren die Kopfschmerzen nicht ganz so hart wie ich befürchtet hatte, aber trotzdem hatte ich ein ziemliches  stechen im Kopf. Ich merkte sofort, dass ich wieder gefesselt irgendwo befestigt war, nämlich an einer nicht wirklich vertrauenserweckenden Heizung. Ich schaute an mir herab und musste feststellen, dass jemand mir eine Decke übergelegt hatte und ehe ich mich fragen konnte wer es denn gewesen sein könnte, kam Louis auch schon aus der anderen Ecke des Zimmers. Er hatte Verbandszeug, ein Kühl pack und noch eine Schere in der Hand, er lächelte als er auf mich zukam. Langsam kniete er sich neben mich wahrscheinlich wollte er mir keine Angst machen und mir das Gefühl von Sicherheit vermitteln, aber nachdem was er getan hatte, ließ es meine Angst vor ihm nur noch mehr steigern. Er legte das Verbandszeug neben sich und schaute mich intensiv an: „Na wie geht es dir? Schon ausgeschlafen?“ Ich schaute ihn wütend an, wütend darüber das sie mich wieder gegen meinen Willen haben einschlafen lassen. Als er sah das er von mir keine Antwort mehr erhalten würde machte er sich am Verbandszeug zu schaffen. „Kann ich mal?“ Er zeigte auf meine geschwollene Wange die total brannte. Er strich mit seiner rechten Hand langsam über meine Wange und schaute mir dabei direkt in die Augen. Er nahm ein feuchtes Tuch und wollte mir gerade das Blut von der Wange waschen als ich ihn verwirrt und wütend ansah.  Er stoppte in seiner Bewegung: „Ich wollte dir nur das Blut wegwischen…“ Er sah mich mit Hundeaugen an, doch ich konnte nur daran zurück denken wie er mich gehalten hat damit Liam auf mich einprügeln konnte. Ich wurde das Bild in meinem Kopf einfach nicht los. Ich zuckte vor ihm zurück als er mir tröstend seine Hand auf den Arm legen wollte, anscheinend hatte er bemerkt dass ich Panik hatte. Ich war aber nur verwirrt und konnte nicht verstehen wie man sich vom einen auf den andren Moment so verändern konnte, deswegen sagte ich: „Wieso…? Wieso tust du einen auf, ich will dir helfen, wenn du gerade noch zugelassen hast das mich Liam fast zu Tode schlägt.“ Sein Blick glitt schuldig aber auch verzweifelt über meine nackten Beine. „Du musst wissen…ich habe das nicht gemacht weil ich es wollte…“ „Warum dann?!“ ich sah ihn wütend und traurig zu gleich an. Sein Blick ging wieder zu meinen Augen und seine Stimme hatte einen belegten Ausdruck in sich als er sprach: „Ich will nur meine Familie nicht gefährden und hätte ich mich den Anweisungen von Liam wiedersetzt wäre eine Zukunft meiner Familie nicht gewährleistet gewesen…“ Seine Stimme war fest und klar, er wusste anscheinend wovon er redete. „Darf ich jetzt?“ Diesmal nickte ich konfus. Er strich mit dem feuchten Lappen sachte über die wunde Stelle und wischte mit viel Gefühl langsam das Blut weg. Ich bekam dabei eine Gänsehaut und wurde rot, ich hoffte inständig dass er es unter dem vielen Blut nicht sah doch er fing an zu lächeln als er meine roten Wangen doch sah. Skeptisch sah er nun auf meinen Arm, auf dem ein großer Bluterguss prangte. „Wer war das?“, seine Augen betrachteten den Bluterguss eingehend. „Liam…er ha…hatte mich angefasst und dann hatte ich geschrien und…ich hatte mich gewährt…“ Ich schaute zu Boden doch Louis nahm mein Kinn und drückte es sachte nach oben damit ich ihm in seine unwahrscheinlich schönen Augen sehen musste. Ich bekam bei der Berührung eine Gänsehaut und ich wollte eigentlich verlegen zu Boden schauen doch er hielt noch immer mein Gesicht in seiner Hand. Seine Hand sank wieder herunter und ich konnte endlich mein Gesicht von ihm abwenden. „Versprich mir bitte, dass du dich ihm nie mehr wiedersetzen wirst…ja? Sonst kann ich nämlich für nichts garantieren…“ Er schaute mich mit einem besorgten Blick an von dem ich nicht verstand wieso er erst so grausam war und plötzlich so besorgt und lieb. Ich dachte einen Moment über seine Forderung nach ehe ich leise sprach: „Das kann ich nicht, ebenso wie ich dir nicht versprechen kann, dass ich nicht weiterhin versuchen werde von hier ab zu hauen. Denn falls du es noch nicht vergessen haben solltest, ich bin eure Geisel. Glaubst du wirklich ich bin so dumm und lass mich von euch festhalten?!“ Ich sah ihn wütend an, woraufhin sein Blick plötzlich sehr ernst wurde. „Nein, ich…wir denken nicht du seiest dumm, das ist ja auch der Grund warum wir dich so streng bewachen. Doch du musst wirklich probieren Liam zu ertragen, denn sonst kannst du dir Schwierigkeiten einhandeln von denen du nicht einmal träumen kannst.“ Ich sah ihn nun ebenso ernst an wie er mich, als ich fragte: „Ja von mir aus…ich werde es versuchen. Doch ich möchte erst einmal wissen warum ich überhaupt hier bin! Was wollt ihr von mir?“ Louis schaute mich durchdringend an. Sein Blick verriet mir dass er genau wusste was hier abging. Doch ehe er mir antwortete sagte er: „Darf ich mal dein Bein sehen?“ Ich nickte und schob langsam mein Bein unter der Decke hervor. Der Anblick ließ mich zusammen zucken, ich hatte auch dort einen fetten Bluterguss in Form den Händen von Harry. „Lass mich raten, das war Harry oder?“ „Ja, aber woher weißt du das?“ „Naja ich wusste das Harry dich abholen sollte und außer ihm, habe nur ich dich sonst noch getragen.“ Über sein Gesicht huschte ein kleines Lächeln. „Du musst wissen, Harry hat dich wirklich lieb.“ Louis schob mein Bein zurück unter die Decke, er hatte anscheinend genug gesehen von meinen vielen Wunden die ich hier bekommen hatte. „Er soll mich mögen?“ Ich schaute verächtlich zu Louis und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Doch Louis Blick blieb ernst: „ Es stimmt, er hat dich nicht wirklich behandelt als würde er dich mögen, aber das auch nur weil er nie Verbindungen mit den…Gästen aufnehmen will. Er befolgt alle Regeln, so wie ich auch. Glaubst du ich hätte dich festgehalten damit Liam dich so misshandelt, wenn nicht das Leben meiner gesamten Familie auf dem Spiel gestanden hätte?“ „Schuldige das wusste ich nicht…aber hey du hast abgelenkt! Du wolltest mir doch sagen warum ich hier bin!“ Er lächelte verschmitzt: „Nee Mädel, das hast du wahrscheinlich gedacht, aber ich habe es definitiv nicht gesagt. Er schaute mich belustigt an und ich musste automatisch grinsen obwohl das Thema definitiv nichts war worüber man eigentlich hätte lachen können. Ehe ich ihn nochmal auffordern konnte es mir zu sagen fing er auch schon an: „Du bist für Liam ein Millionen Geschäft. Das größte dass wir je hatten.“ „Ihr wollt also ernsthaft meinen Vater erpressen?“ Ich grinste vor mich hin, dass war doch alles zu lächerlich. Sie kannten ihn doch gar nicht. Sie wussten nicht wie er tickte. Louis schaute mich fragend an, er hatte ja keine Ahnung. „Ja…das wollen wir. Oder eher das will Liam, ich bin nur einer seiner Handlanger. Er verlangt mehrere Millionen von deinem Vater, ich weiß nicht mehr genau, es war glaube ich vierzig Millionen Dollar. Aber sag mal was ist daran denn so komisch?“ Seine Lippen breiteten sich zu einem Lächeln und er musste leise lachen. „Naja weißt du, mein Vater ist nicht der Typ der sich auf Kompromisse einlässt, definitiv nicht. Er wird wahrscheinlich irgendwelche Geheimagenten auf die Sache ansetzten.“ Ich schaute ihn belustigt an und wartete das er irgend eine Antwort gäbe in der es hieße das sie mich nicht finden würden und es doch hoffnungslos sei weil sie ja viel besser seien, doch er antwortete mir gar nicht. Er schaute mich nur an. Plötzlich glitten seine Hände an mir vorbei und fingen an meinen Fesseln herum zu nesteln. Er befreite mich zwar von der unheimlichen Heizung doch ansonsten blieben alle Fesseln an, wahrscheinlich sollte ich aber dafür schon dankbar sein. Er lehnte sich neben mich auf dem Boden an die Wand, er zog spielerisch an meiner Decke und fragte ob er mit drunter kommen dürfe. Ich willigte ein, zu zweit war es sowieso am kuscheligsten und außerdem genoss ich seine Nähe, vielleicht sogar zu sehr. „Wie gefällt dir eigentlich die Inneneinrichtung? Hab mir total viel Mühe gegeben.“ Er grinste mich an wie ein kleiner Junge und ich musste lachen. In diesem kleinen Haus war rein gar nichts außer ein Teppich und ein Arznei Schrank an der Wand. „Ja es hat Stil und ist wirklich verdammt einladend auch wenn gegen ein Sofa oder ein Bett nichts einzuwenden wäre.“ Louis fing an zu lachen und ich stimmte in sein warmes herzliches Lachen mit ein. Es tat gut für einen Moment mal nicht daran denken zu müssen, dass ich Entführt wurde und mit etwas Pech nie wieder nach Hause kam. Als wir ein paar Minuten herzlich gelacht hatten legte ich meinen Kopf an seine starke Schulter, sein Arm legte sich fast wie automatisch um mich und zog mich an ihn heran. Da saßen wir beide nun, ich mit einem meiner Entführer in einer gammligen leerstehenden Hütte unter einer ebenso gammligen Decke in seinen Armen. Es fühlte sich unerwartet gut an und doch blieb ein komisches Gefühl in meinem Magen. Ich schaute ihn von unten her an: „Ich hoffe doch, dass du weißt, dass ich jetzt definitiv nicht mehr schlafen kann.“ Ich grinste ihn verschmitzt an und er grinste zurück. „Morgen bringe ich Uno mit, ja?“ „Klar und ein Sofa wäre auch nicht schlecht, vielleicht auch noch eine Schlafmöglichkeit, ein Fernseher ach und nicht zu vergessen, einen dicken fetten Cheeseburger!“ Louis lachte und schob mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wenn du möchtest, gerne.“ Ich schmiegte mich an ihn und genoss seine Wärme die auf mich abzustrahlen schien. Ich wusste dass ich wahrscheinlich noch eine ganze Weile hier sein würde, doch mit Louis würde das bestimmt nur halb so schlimm  werden, wie wenn er gar nicht da wäre.

Louis blieb noch die nächsten zwei Stunden, ich lag die ganze Zeit in seinen Armen und irgendwie hatte er es doch tatsächlich geschafft, dass ich meine Augen schließen konnte und für eine Weile einschlief. Ich sah wie er zögerte, als er sich langsam erheben wollte. Er blickte mir noch lange in die Augen, stand dann aber auf, nur um sich dann sofort wieder auf meine andere Seite zu hocken. „Es tut mir wirklich verdammt Leid aber ich muss dich wieder festbinden. Ich hoffe du weißt dass ich das nicht mache, weil ich Spaß daran habe, sondern weil ich es muss… Ich weiß nicht ob Liam heute nochmal vorbei kommt, aber falls er das tuen sollte ist es besser wenn du festgemacht bist. Das verstehst du doch oder?“ „Ja, das verstehe ich…“ Er strich mir noch einmal behutsam über die Wange, er ließ seine Hand dort für ein Weilchen ruhen. Er sah aus als würde er über etwas nachdenken doch kaum, dass ich darüber nachdenken konnte zog er seine Hand schon weg und begann mich wieder an dem Heizungsrohr zu befestigen. Es war kalt, wie fast alles in diesem Raum, musste ich plötzlich feststellen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass mir wahrscheinlich nur durch Louis Abwesenheit kalt wurde. „Gut dann probiere bis Morgen zu überleben, ich bring auch Uno mit.“ Er zwinkerte mir lächelnd zu und verschwand. Er schloss die Tür noch hinter sich ab und ab da an konnte ich ihm nur noch eine kurze Zeit durch das Fenster hinterher sehen…

In love with my kidnapper?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt