Entscheidungen

43 5 0
                                    

Es war dunkel. Ich spürte nichts. Weder wie ich atmete, noch wie mein Herz schlug. Ich nahm überhaupt nichts mehr wahr. Lebte ich überhaupt noch? Vermutlich schon, sonst würde ich nicht darüber nachdenken können, ob ich schon tot war. Okay. Was war dieser Zustand dann? Im Koma liegen konnte ich nicht. Dann würde ich meine Umgebung noch wahrnehmen. Vielleicht war es ein Zwischenzustand. Zwischen Leben und Tod. Wenn ich schon darüber nachdachte, kam mir sofort der Gedanke, was ich vorziehen würde. Die meisten Menschen würden auf jeden Fall das Leben wählen..., aber ich? Für was würde ich mich wohl entscheiden? Wenn ich ehrlich war, wusste ich, es nicht genau. Beides hatte seine Vorzüge. Wenn man lebte konnte man dieses Leben wenigstens noch ändern. Außer bei mir. Ich könnte mein Leben nicht mehr ändern aufgrund des Vertrages. Naja... Der Tod war aber auch nicht wirklich eine Erlösung. Wenn ich starb, musste ich ihm als vollwertiger Dämon weiterdienen. Doch anscheinend wollte mir jemand diese Entscheidung abnehmen. Plötzlich ging ein Ruck durch meinen Körper. Und ich begann wieder zu hören und zu fühlen. Jemand rief mich. Warte... Wer sollte MICH rufen. Ich könnte mich nicht daran erinnern, dass es außer meinem Vater, Fox und Angelina jemanden gab, dem mein Wohl am Herzen lag. Mein Vater und Angelina konnten jedoch nicht hier sein. Schließlich hatte ich ihnen nur erzählt, dass ich einen neuen Auftrag hatte. Meinen Aufenthaltsort, als auch meine Aufgabe hatte ich Ihnen wie immer verschwiegen. Und Fox... es war nicht seine Stimme. Dessen war ich mir sicher. Wer blieb nun noch übrig? Niemand. Obwohl... es gab noch jemanden. Doch mir wollte der Name einfach nicht einfallen. Meine Erinnerungen fühlten sich wie ein gut durchgeschüttelter Haufen Wörter an. ,, Alice." Alice... Ja das bin ich. Oder eher gesagt das war ich einmal gewesen. Ich hatte schon viele Namen in meinem Leben gehabt. Alice, Lucy, Faye, Lucinda... Meinen jetzigen Namen trug ich noch nicht sehr lange. Vermutlich würde ich ihn auch bald wieder ablegen. Nur ein Name und somit eine Identität begleitete mich schon länger, als mein wirklich erster Name selbst. Lilith. Meine einzige Persönlichkeit, die ich perfekt beherrschte. Mittlerweile hatte ich bestimmt über 15 Gesichter. 15 Personen, die ich war und dann auch wieder nicht. 15 Geschichten, die alle meiner Fantasie entsprungen sind und rein gar nichts mir der Wahrheit zu tun hatten. Jedes Lächeln das ich in der Gegenwart anderer Menschen aufsetzte war falsch und diente nur als Show. Nach Jahre langer Erfahrung, konnte ich blitzschnell von einer Person zur anderen wechseln, einen neuen Namen erlangen und mir einen neue Identität aneignen. Schauspielern, Gefühle darstellen und Emotionen zeigen fiel mir mittlerweile so leicht, wie das Stehlen und Töten. Es ist beängstigend wenn ich so darüber nachdachte. Aber ich besaß 15 Masken, die ich an und ausziehen konnte, wie es mir gefiel. 15 Menschen der Weltbevölkerung waren frei erfunden und existierten nur in einer einzigen Person. Von 15 Masken war nur eine dabei, die vollkommen der Wahrheit entsprach. Doch die kannte niemand und würde auch nie jemand zu Gesicht bekommen. „ Alice..." Einen Moment hielt ich inne. Schon wieder diese Stimme. Doch dieses Mal war sie lauter und deutlicher als zuvor gewesen. Ich kannte diese Stimme. Doch ich wollte mich einfach nicht erinnern, egal wie sehr ich es versuchte. „Verdammt noch mal! Bleib bei mir du elender Sturkopf! Du musst doch auch sonst immer deinen vermaledeiten Kopf durchsetzen. Dann nutze das endlich mal und komm wieder zurück." Das war deutlich! Nicht nur das...ich wusste nun auch, wer mich überhaupt rief. Dimitri. Ich wusste wieder, was passiert war. Der Kampf. Ich hatte mich für jemanden geopfert. Wie lange hatte ich schon niemanden mehr gerettet. Das letzte Mal, an das ich mich noch erinnern konnte, war sechs Jahre her. Ich war mir meiner Bestrafung bewusst gewesen, hatte es dennoch nicht über mich gebracht Angelina umzubringen. Auch Dimitri hatte ich mehrmals gerettet. Jedoch nicht körperlich und das war mehrere Jahre zuvor gewesen. Ich hatte ihn vor psychischen Schäden bewahrt, die Lasten auf mich genommen, mich für ihn angeboten und ihm sein Leben zurückgegeben. Er hatte es verdient. Mehr als ich. „ Alice, bitte... bitte komm zurück. Ich würde mir das niemals verzeihen. Das weißt du. Ich habe es dir doch versprochen. Dir und deinem kleinen Bruder. Wenn ich ihn schon nicht beschützen konnte kann ich dich nicht auch noch verlieren." Er hatte Recht. Ich hatte es Luka versprochen. Ich würde für ihn weiterleben. Plötzlich ging ein Ruck durch meinen Körper. Mein Kampfgeist war wiederhergestellt. Das einzige, an das ich denken konnte, war er. Er mit seinen braunen verstrubbelten Haaren, seinen strahlend blauen Augen, die einen an das klare blau, Türkis des Ozeans erinnerten. So voller Liebe und Aufrichtigkeit. Sein Lächeln, wenn er mich erblickte, seine zarten Hände, wenn er sie nach mir ausstreckte um mich wieder aufzurichten. Es war es wert gewesen mich für ihn zu opfern. Alles an seiner Stelle durchzumachen. Ich hätte es nicht ertragen können mit anzusehen, wie seine unbefleckte reine Seele gequält wurde, er zu etwas anderem schlechten und bösen gemacht wurde. Nur weil wir anders waren. Besonders. Die Menschen hatten schon immer Angst vor dem Unbekannten. Auch vor uns.
Ich hatte es ihm versprochen. Ich würde das Leben leben, das er nicht weiterführen durfte. Er war viel zu früh gestorben. Ich hatte es mir verboten an ihn zu denken. Doch wie konnte ich mir selber verbieten an das wichtigste in meinem Leben zu denken. Den kleinen Jungen, der mich immer wieder aufgerichtet hatte. Dem ein Stück meines schlechten, durchtriebenen und vollkommen zerbrochenen Herzens gehörte. Das er mitgenommen hatte in den Tod. Wie könnte ich meinen kleinen Bruder wohl vergessen. Egal wie sehr ich es versuchte. Er würde immer ein Teil von mir bleiben.
Langsam begann ich meinen Körper wieder zu spüren. Alles schmerzte. Jeder einzelne Muskel, jede Zelle. Ich spürte mein Blut. Es tropfte aus zahlreichen Wunden. Dennoch war da noch Leben in mir. Ich musste es nur erreichen. Wie jedoch sollte man bitte etwas erreichen, wenn man in einem endlosen Nichts vor sich hin schwebte. Ich versuchte mich zu strecken. Es funktionierte, doch konnte ich ein leises Aufstöhnen nicht verhindern. Die Wunde an meinem Oberschenkel riss weiter auf. Meine gebrochenen Rippen knackten laut und die Knochensplitter knirschten unheilvoll. Oh Shit. Vielleicht erlaubte es mir meine jetzige gesundheitliche Situation gar nicht mehr zurückzugehen. Doch ich hatte es versprochen. Vorsichtig begab ich mich in mein Bewusstsein. Mein innerer Geist hatte genug Training erfahren, um Situationen besser analysieren zu können, als es mein Verstand vermochte. Analyse starten. Sofort stürzten abertausende Informationen auf mich ein und schienen mich allein durch ihre Überzahl bezwingen zu wollen. Anscheinend verdankte ich es einem Wunder, dass ich noch lebte. 6 gebrochene Rippen verteilt auf beide Körperhälften. Saubere Brüche kaum Knochensplitter vorhanden. 2 gequetschte Organe, jedoch nicht überlebenswichtig. Einen Riss in der Bauchdecke. Dringende Verhinderung eines ungleichmäßigen Zusammenwachsens. Zertrümmerter Brustkorb auf der rechten Körperhälfte. Leichter Bluteintritt in der rechten Lungenhälfte. Außerdem Blutgerinnsel und Verstopfung der Venen, durch Anstauung von Magie in denselben Bereich. Zwei oberflächliche Fleischwunden am linken Oberarm und eine Schwertverletzung am rechten Oberschenkel. Durchtrennen des Muskelgewebes bis zum Knochen fortgeschritten. Starke Gehirnerschütterung und zudem eine vollkommene Zerstörung des Trommelfells im linken Ohr.
Analyse abgeschlossen. Augenblicklich versiegte der Schwall an Signalen und mein inneres Bewusstsein zog sich wieder zurück. Nun überließ ich es wieder meinem Körper, den benötigten Genesungsprozess zu koordinieren. Dennoch ich musste mich bewegen, sonst würde ich nie Lukas letzten Wunsch erfüllen können. In diesem Moment erklang jedoch wieder diese Stimme. Unbewusst hielt ich sie fest und klammerte mich an Sie wie an einen Rettungsanker. „ Bitte Alice... Komm zurück." Dimitris Stimme zitterte gefährlich. Ich wollte nicht das er weinte. Nicht um mich. Ich war es nicht wert, dass er wegen mir auch nur eine Träne vergoss. Plötzlich ergriff mich ein Sog. Mein Bewusstsein klammerte sich energisch an die langsam verhallenden Worte. Ich musste zurück. Sofort! Ich hatte es versprochen! Verbissen kämpfte ich mich vor ins Licht. In diesem Moment wurde ich mir der Ironie dieses Augenblickes bewusst. Die Menschen sagten einem immer: „ Geh nie in das weiße Licht, wenn du zurück willst." Doch weiß war die Farbe des Guten, der Unschuld und der Reinheit. Sie war die einzige Farbe die Hoffnung schenkte. Durch welche Farbe würde man den sonst wieder ins Leben gelangen? Schwarz wohl eher nicht. Zurück durften jedoch nur die mit unbeflecktem Herzen. Warum ich durchgelassen wurde ist mir ein Rätsel. Ich war eine skrupellose Mörderin ohne Gewissen und Motiv. Ich war keineswegs unschuldig. Doch Fehler passierten immer. Auch zwischen Leben und Tod.

----------------------------------------------

Hey meine treuen Leser ☺️❤️
Hab mich dieses Mal extra beeilt. Hoffentlich seid ihr jetzt auch stolz auf mich😘 ❤️
  *auffordernd den Kopf hinhaltend und Hunde/Bambiblick aufsetzen*
Das hier ist erst einmal nur ein Zwischenkapitel vielleicht aber doch ganz spannend und schon mal ein kleines Weihnachtsgeschenk für euch 😂❤️❤️ Das nächste Kapitel ist auch schon angefangen, aber noch nicht ganz fertig, ich beeile mich dennoch 🤗❤️
Hoffentlich habt ihr ein schönes Weihnachtsfest😘❤️
Von mir auf jeden Fall jetzt schon mal ein Frohes Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr an alle ( falls ihr bis dahin nichts mehr von mir hört ) 😂❤️❤️🎊🎉🎁
Viel Spaß beim Feiern, natürlich viele schöne Geschenke 😏❤️ und auch sonst noch schöne Ferien, die können ja schließlich nie schaden ☺️❤️
Danke für die süßen Kommentare und die vielen neuen Leser ist echt schön das es euch gefällt 🤗😘 Bin auch immer gerne für gute Verbesserungsvorschläge offen
Eure Eovyn ❤️
P.s.: Leute bald haben wir die 150 Leser geknackt 😱😱🎉🎊🎉❤️❤️ Hab euch alle ganz dolle lieb😉😂🤗

Ach ja und der süße Typ oben ist Rorys Adoptivvater 😂😂😍 Meine beste Freundin kriegt jetzt wahrscheinlich einen kleinen Ausraster vorm Handy 😂😂❤️❤️ Jaaaa ich hab das extra gemacht 😂😘❤️

When the devil callsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt