Über Unschuld und Beschützerkomplexe

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19:26. So langsam könnte Lucius mich aber wirklich abholen. Ich hatte nichts mehr zu tun, alle meine Aufgaben erledigt, meine Vorbereitungen getroffen und die Akten sorgfältig studiert, um schneller Strategien zu entwerfen. Nach meinem ersten Auftrag hatte ich mir abgewöhnt vorher jeden Schritt genauestens zu Planen. Irgendeine Überraschung gab es immer und dann musste ich so oder so alle Ideen über den Haufen werfen und spontan nach meiner Ausbildung handeln. Ein grober Angriffsplan und ein Paar Informationen über die Bewohner genügten. Zum gefühlten Hundertsten Mal unterbrach ich mein nervöses Auf und Ablaufen, um mich wieder zurück auf mein Bett fallen zu lassen. Dabei streifte ich mit meiner verletzten Schulter den Reisverschluss der Bettdecke, was mich dazu brachte scharf die Luft einzuziehen. Kurz nachdem ich nach Hause gekommen war, hatte ich sie von meinem Ziehvater versorgen lassen. Doch auch mein Vater war kein Magier, was bedeutete, dass ich heute mit einer angeschlagenen Schulter kämpfen musste. Noch ein Schwachpunkt. Zum Glück hatte ich sonst nicht allzu viele. Da konnte ich einen Einzelnen gut ausgleichen. Ich wollte mich gerade wieder meinen Akten zuwenden, als mein Ziehvater den Kopf durch die Tür streckte. ,, Hey alles in Ordnung bei dir?" Ich sah ihm kurz in die Augen.,, Ja, ja alles in Ordnung bin nur gelangweilt. Du hörst mich Auf und Abgehen stimmt's?" Er nickte und setzte sich neben mir auf die Bettkante. ,, Denk dran deine Schulter zu schonen. Du hast Glück, dass du beidhändig bist, sonst würde sich das als ein echtes Problem für diesen Auftrag herausstellen. Aber auch so wirst du ein wenig eingeschränkt sein, was deine Bewegungsfreiheit angeht. Schlag nicht mehr mit Links, sondern mit Rechts zu und leg dich am besten nicht mit zwei Wächtern gleichzeitig an. Gib darauf acht, dass dein Gegner immer rechts von dir steht, dann hast du die beste Chance nicht in Ungedanken mit Links zuzuschlagen. Halt dich im Schatten der Bäume oder Mauern auf, wenn es welche gibt und vergiss nicht deine Haare unter die Kapuze zu machen, sonst bist's für jeden Schützen ein rot-orangnes Leuchtsignal auf zwei Beinen." Ich verdrehte genervt die Augen und antwortete kühl: ,, Ist gut Dad. Ich bin nicht auf meinem ersten Auftrag. Ich habe dasselbe doch schon tausend Mal gemacht und bin noch nie bei einer Mission gescheitert. Das wird auch jetzt nicht geschehen." Daniel Breen richtete sich auf und fuhr sich verlegen durch die haselnussbraunen Haare. Seine braunen Augen blitzten leicht und seine muskulöser Oberkörper spannte sich an. Vor vielen Jahren war er noch als ein Agent der IRA ( Irische Republikanische Armee) tätig gewesen. Doch seit ihm bei einem Auftrag das Knie zertrümmert wurde, konnte er nicht mehr richtig laufen, was kurz darauf zu seiner Entlassung geführt hatte. Bei dieser schicksalhaften Mission war das komplette Einsatzteam, welches unter seiner Führung stand, in einen Hinterhalt geraten. Eigentlich hätte niemand überleben sollen. Satan sah in solchen Situationen jedoch seine Chance an neue Diener zu gelangen. Er bot Dad einen Vertrag an, mit welchem er seine Kameraden retten könnte... und Dad unterschrieb. Doch da Daniel nach seinem Einsatz keine längeren Strecken mehr bewältigen konnte, sah Satan keinen Nutzen mehr in ihm. Wäre ich nicht ein Paar Jahre darauf aufgetaucht, ohne Zuhause oder Verwandte, bei denen ich wohnen konnte, es leid auf der Straße zu Leben und von einem Ort zum anderen zu ziehen, hätte er Daniel wahrscheinlich beseitigt und sich einen neuen Diener gesucht. Doch ich brauchte eine Unterkunft, eine anständige Ausbildung und ein falsches Leben, dass ich im Notfall als mein Echtes herausstellen konnte. Seitdem lebte ich bei Daniel und Daniel hatte seine Schulden bei meinem Meister beglichen. Plötzlich durchbrach Dad die Stille und antwortete: ,, Ich weiß, aber ich mach mir dennoch Sorgen. Ich bin ja schließlich dein Vater." ,,Ziehvater." unterbrach ich ihn unwirsch und stand ohne ein weiteres Wort auf. ,, Muss jetzt los, Lucius steht vor der Tür und wird gleich ne halbe Ewigkeit klingeln, wenn ich ihn nicht vorher aufhalte." So schnell ich nur konnte, rannte ich die Treppe hinunter und in den großen Flur hinein, der direkt an die alte Wendeltreppe angrenzte. Schwungvoll öffnete ich die Tür, nur um sie kurz darauf wieder hinter mir zuzuschlagen. Beinahe unbewusst hatte ich mir aus Gewohnheit meinen Beutel mit meinen Ausrüstungsgegenständen geschnappt, weswegen wir ohne ein Wort der Begrüßung, ein Portal öffneten und hindurchstiegen.

In der Nähe des Dorfes Xinjiang:

Nur schemenhaft kann ich die Gipfel des Guilin-Gebirges erkennen, als ich aus dem Portal trat. Dichter Nebel erschwerte die Sicht und machte es beinahe unmöglich meinen Zielort zwischen den abgelegenen Wäldern auszumachen. Das Wetter in China schien Irland Konkurrenz machen zu wollen. Ein eher für Irland typischer Wind weht mir um die Ohren und ließ mich erschaudern. Katzenhaft wie immer bewegte ich mich geschmeidig auf die Klippe vor mir zu. Wagemutig beugte ich mich nach vorne, der verwirrten Blicke Lucius sehr wohl bewusst. Jedoch war dieser Abgrund kein vergleich mit den Klippen, die ich gewöhnt war. In Irland gab es nur steile Felswände mit scharfen Kanten, bei denen alleine das hinunterschauen tödlich sein konnte. Bei diesem Abgrund konnten meine geübten Augen sogar den Boden sehen. Abrupt drehte ich mich um und marschierte zu meiner Tasche zurück, um mein Fernglas hervorzunehmen. Ich hielt den Blick gesengt, um nicht seinen vorwurfsvollen Blicken begegnen zu müssen. Er war noch immer sauer auf mich, weil ich diesen ,, überaus gefährlichen" Auftrag angenommen hatte. Aber was blieb mir wohl anderes übrig? Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, um endgültig in der dunklen Wald zu meiner Linken zu verschwinden und meinen Auftrag zu beginnen, als Lucius Hand vorschoss und mich am Arm packte. Dann zog er mich zu sich zurück und in eine Umarmug. Für einen Moment gönnte ich es mir und schloss die Augen um den Moment vollkommen auskosten zu können. Dann löste ich mich von ihm und wandte mich wieder meiner riskanten Aufgabe zu. Ich hatte es noch nie leicht gehabt, also warum sollte es sich jetzt plötzlich ändern? ,, Ich pass schon auf mich auf. Keine Sorge Luc." Mit diesen Worten warf ich mir meinen Rucksack über die Schulter und stapfte entschlossen zu dem Wald hinüber. Als ich mir sicher war, dass er mich nicht mehr sehen konnte, drehte ich mich noch ein Mal um und schaute zu dem Punkt hinüber, an dem ich kurz zuvor noch gestanden habe. Dort stand er. Er wirkte so klein und hilflos in den unendlichen Weiten der Felder zu seiner Linken, der gefräßigen Klippe zu seiner Rechten und dem tiefen, unberechenbaren Wald vor ihm. Er schaute mir immer noch hinterher und wenn ich mich nicht täusche, hatte er sich nicht mehr gerührt, wahrscheinlich weil ich ihn nicht forsch von mir gewiesen hatte, wie ich es sonst immer tat. Endlich drehte er sich um und stieg durch das Portal. Nur für einen Wimpernschlag leuchtete es noch ein Mal schwarz auf, bevor es endgültig verschwand und mich zurückließ. Nur war ich wohl oder übel auf mich alleine gestellt. Obwohl war es denn jemals anders gewesen?
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59 Reader😍 die 50er Marke ist schon mal geknackt.🙌
Danke das ihr Geduld mit mir habt und die Story nicht einfach aufgebt 😂 Ich weiß auch dieses Mal hat es wieder lange gedauert. Das liegt daran, dass ich ne ganz extreme Schreibblockade habe. Deswegen ist das Kapitel auch nur sehr kurz und nicht wirklich aufregend ( einige Sachen, die ich hier erklärt habe erden aber noch wichtig 😉✌️). Ich versuche die Blockade einfach durch ganz viel Lesen und Schreiben aufzuheben und ich glaube es hat geklappt 😂👊 Ich habe Wiede gute Ideen!!! Das nächste Kapitel wird richtig spannend ( hoffe ich 😂) und auf jeden Fall gaaaanz lang. Schreibe so schnell wie nur möglich weiter.

Und dran denken immer schön Kommentieren, Voten und kritisieren!!

Eure Eovyn❤️
P.s: Oben seht ihr Lucius ( hatte ja keine Zeit ihn im letzten oder vorletzten Kapitel zu zeigen 😂 Nächstes Kapitel kommt dann wahrscheinlich ein von einem der Figuren, die neu Vorkommen 😏 oder ein Bild von ihrem Ziehvater... das überlege ich mir noch)

When the devil callsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt