Soul Fight

39 2 1
                                    

Mitten im Satz hielt ich inne. Ich hatte eine Erschütterung zwischen den zwei Welten wahrgenommen. Kurz wartete ich, um mich zu vergewissern. Eindeutig. Dieser Ausbruch von Magie war unverkennbar. Jemand öffnete ein Portal in diese Welt...

Seltsamerweise hatte ich keine Angst, obwohl ich ihm beinahe hilflos ausgeliefert war. Ich wusste, dass er mich nicht umbringen wollte, auch wenn seine Wut groß war. Meine Fähigkeiten sowohl im Kampf, in der Magie, als auch meine Fähigkeit all meine Gefühle, sofern sie nicht meinen kleinen Bruder betrafen, von einer Sekunde auf die andere verstummen zu lassen, machten mich wertvoll. Wenn er mich verlieren würde, müsste er anschließend wieder ein paar Jahrhunderte warten bis er einen geeigneten Nachfolger für mich finden würde. Im Bezug auf seine wichtigsten Gehilfen, die ihm am nächsten standen und seine Leibwachen darstellten, war er stets sorgfältig und geduldig bei seiner Auswahl gewesen. Viele hatten das Training nicht einmal ansatzweise durchhalten können. Obwohl die meisten viel älter gewesen waren als ich. Mit meinen zwölf Jahren hatten mich viele unterschätzt. Einige hatten sich über mich lustig gemacht, mich ausgelacht und mir oft genug gezeigt, dass diese Welt eigentlich nichts für ein junges Mädchen war. Vermutlich hatten meine ehemaligen Freunde weiterhin mit ihren Puppen gespielt und aus Pappe Raumschiffe gebastelt, ganz wie es sich für ein Kind in diesem Alter gehörte, während ich mit Dämonen trainierte und gegen den Teufel kämpfte. Solch ein Training war nicht unbedingt einfach. Häufig kam es vor, dass gar niemand bestand und Dante wieder einige Generationen abwarten musste, um weitersuchen zu können. Deswegen würde er mich nicht einfach umbringen. Es war der erste Fehltritt gewesen, den ich mir erlaubte. Dabei waren vermutlich Strafen wie geißeln, auspeitschen, Fight oder sogar Soul Fight vorgesehen, doch bis zum Tod würde er keine der Disziplinen ausführen. Wahrscheinlich würde er einen Soul Fight gegen mich ausfechten. Eine normale Strafe war ihm nicht genug, außerdem könnte er mich durch die Mindestanzahl von sechszig Peitschenhieben sehr sehr nahe an den Abgrund des Todes bringen, wenn man meine jetzigen Verletzungen dazurechnete. An extremen Strafen mangelte es in der Dämonenwelt zumindest nicht. Das Dämonenvolk liebte es durch Hinrichtungen und Fights auf Leben und Tot bei Laune gehalten zu werden. Doch da vollwertige Dämonen eine sehr dicke Haut hatten, mussten es mindestens 60 Hiebe sein, um ihn zum Schreien zu bringen. Bei Halb-Dämonen war das jedoch anders. Wir hielten zwar mehr aus als normale Menschen, aber noch lange nicht so viel wie vollwertige Dämonen. Deswegen kamen 60 Peitschenhiebe beinahe einer Todesstrafe gleich. Panisch überlegte ich, wie ich meinen Geist noch ein wenig länger von der Tatsache ablenken konnte, dass ich gleich kämpfen musste. Dabei fiel mir jedoch EIN EINZIGES Vergehen ein. Anscheinend hatte ich mir doch bereits etwas zu Schulden kommen lassen. Ich konnte mich nur ganz schwach daran erinnern. Ein Großteil der Erinnerungen bestand nur noch aus schwarzen Löchern. Dann viel es mir wieder ein. Natürlich! Ich hatte die 60 Peitschenhiebe bereits einmal ertragen müssen. Ich hatte Angelina laufen lassen und sie nicht pflichtmäßig umgebracht, nach dem sie mein wahres Ich gesehen hatte. Erzählt hatte ich ihr nie von den Hieben. Auch meine Narben auf den Rücken hatte ich nach sechs Monate laufen unter Qualen nur mit einem „ Die sind noch von früher " abgetan.
Plötzlich wurden meine Gedanken übertönt und ich hob ruckartig den Kopf. Risse bildeten sich in dem Beton zu meiner Rechten. Putz rieselte zu Boden und verunstaltete die vollkommene Idylle dieses Ortes. Ohne meine Meditation zu unterbrechen, streckte ich meine Hand prüfend an meine Seite. Glücklicherweise spürte ich sofort das beruhigende Metall meiner Dolche doch meine Schwerter musste ich in dem Raum liegen gelassen haben. Ich wollte gerade lautstark fluchen, als dünn geschliffenes Metall meine Finger entlang strich. Erleichtert seufzte ich auf. Dimitri hatte daran gedacht meine Katans an meinem Waffengurt zu befestigen. Hatte er es wissen können? Hatte er einen Verdacht gehabt, dass mein Verrat nicht ohne Folgen bleiben würde. War es ihm bewusst gewesen, dass ich mich ihm stellen würde und dabei keine weiteren Schützlinge gebrauchen konnte? Nein unmöglich. Er hätte mich aufgehalten, oder wenigstens versucht mir mehr Zeit zu verschaffen. Dafür liebte er mich zu sehr auf seine ganz eigenen Art. Erneut fühlte ich wie der Boden unter mir erbebte. Abrupt brach ich meine Konzentration, setzte mich aufrecht hin, drückte meinen geschundenen Rücken durch, wobei mir ein leises Stöhnen über die Lippen kam und griff hinter mich. Im Augenwinkel erblickte ich einen Schatten. Nein kein Schatten. Alle Schatten gehorchten schließlich mir. ER. Blitzschnell kam er auf mich zu. Kaum sichtbar, nicht einmal für mich. In der letzten Sekunde schaffte ich es gerade noch ein paar Schritte  zurückzuweichen, sonst hätte er mich mithilfe seines Körpergewichtes auf den Boden festgenagelt nageln können. Ich musste es unbedingt verhindern, dass er die Kontrolle über mich erlangte. Ich durfte ihm niemals hilflos ausgeliefert sein. Abrupt blieb er stehen. Sein schwarzer Mantel aus Schatten wallte um seine vor Wut geballten Fäuste. Kurz musste ich mir ein Zusammenzucken verkneifen. Als ich in seine Augen blickte... Vielleicht würde meine Strafe doch etwas härter ausfallen. Sein Blick ließ mich erstarren. Der Wahnsinn flackerte in seinen Augen auf, seine Hände begannen unkontrolliert zu zucken, als wolle er sie mir gleich um den Hals schlingen und mir die Luft abdrücken. Eigentlich gut möglich. Sein Blick sprühte und seine Augen färbten sich von innen heraus rotschwarz. Seine Fingernägel wuchsen langsam, wurden länger, dicker und krümmten sich leicht, sodass sie zu messerscharfen, reißenden Klauen wurden. Ein teuflisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Sehr passend. Ich konnte seine Mordlust und seinen Wahnsinn beinahe spüren. Doch keine Sekunde darauf verrutschte sein Grinsen kaum merklich und seine Wut schien noch weiter zu wachsen, denn seine Schatte verweigerten ihm den Dienst. Beinahe unbewusst lösten sie sich von ihm und gingen auf mich über. Als er sah, wie sein Umhang immer durchsichtiger und schwächer wurde, während der meine immer weiter anwuchs und stärker wurde, sodass er meinen ganzen Körper vor den Angriffen seiner Klauen schützen konnte, entwich seinem Mund ein missbilligendes Knurren. „Wie können sie sich nur DIR zuwenden? Du hast uns verraten, mich hintergangen und dennoch sehen sie dich als würdig und erhaben an? Nun es ist ihre Sache. Ich vor allem weiß, dass du deinen Auftrag nicht erfüllt hast. Wie konntest du nur, nachdem ich dich aufgenommen habe und dich trainiert habe? Widerliches Miststück." Mit diesen Worten, die kaum mehr als ein paar unverständliche kehlige Laute zu identifizieren waren, stürmte er auf mich zu und holte schwungvoll mit seiner klauenbesetzten Hand aus. Automatisch riss ich meinen Arm schützend vor mich. Meine Magie durfte ich nicht verwenden. Noch nicht. Um einen magischen Kampf gegen ihn auszufechten waren meine Reserven zu gering. Ich musste sie gezielt und immer nur in kleinen Portionen anwenden, um mich besser verteidigen zu können. Gegen ihn ankommen würde ich so oder so nicht. Sofort folgten meine Schatten meinem Befehl und hüllten sich schützend um mich. Als seine Klauen auf den Umhang trafen, spürte ich, wie sich die magiedurchtränkten Schatten verhärteten, den Aufprall der Klauen abfederten und ein durchdringen unmöglich machten. Dennoch würde ich allein aufgrund der Wucht durch den ganzen Raum geschleudert und krachte mit einem Stöhnen gegen die gegenüberliegende Wand. Beton rieselte herab, die Wand hinter mir wurde rissig, hielt aber glücklicherweise stand. Ein weiteres Keuchen kam mir über die Lippen. Ich versuchte mich zu erheben, doch es gelang mir nicht. Schon war ER bei mir, packte mich am Kragen meines mittlerweile blutdurchtränkten T-Shirts und hob mich mit einer Hand mehrere Meter vom Boden. Hilflos baumelte ich an seinem ausgestreckten Arm. Egal wie gedemütigt ich mich gerade fühlte. Er musste sich beruhigen. Ich musste seine Strafe ertragen, bis seine Wut verraucht war. Wenn ich mich dann noch aufrichten konnte, würde er wieder milde gestimmt sein. Wenn ich mich jetzt sofort wehrte, würde seine Wut nicht gedämpft sein. Auch nicht, wenn ich ohnmächtig war. Aber irgendwo würde er sich abreagieren müssen , also würde er sich den restlichen Bewohnern dieses Tempels zuwenden. NEIN! Ich hatte ihm versprochen ihn zu beschützen. Das würde ich auch halten. „ Warum hast du das gemacht Lilith? Ich habe dir vertraut. Du warst schon immer mein Liebling und eine meiner Besten. Jetzt muss ich dich bestrafen und du weißt doch, wie ungern ich das mache." Wer's glaubt wird selig. Als würde er meinen schmerzverschleierten Blick nicht genießen. „ Antworte gefälligst!" schrie er mich mit vor Wut aufgerissenen Augen an. Sein flammender Blick bohrte sich in meine Augen. Zittrig holte ich Luft, drauf bedacht das Blut in meiner Lunge zu ignorieren. „ Ich wollte dich nicht hintergehen Herr. Doch hätte ich es nicht getan, hätte ich meinen eigenen Schwur gebrochen. Verzeiht mir Herr." Die letzten Worte waren kaum noch zu verstehen, da das Blut in meinem Mund meine Worte undeutlich werden ließ. Langsam rann es mir das Kinn hinab und meinen Hals hinunter. Ich wusste, dass das dunkelrote Blut einen krassen Gegensatz zu meiner blassen, beinahe weißen Haut darstellen musste. Einen Moment schien ER zu zögern, als überlege er, ob er mir verzeihen solle. Wenn man einen Schwur brach beschmutzte man seine eigene Ehre. Das wusste er genauso gut wie ich auch. Doch anscheinend genügte es ihm nicht, um seine Wut zu verdrängen. Deswegen flüsterte er mir zu: „ Das ist dennoch kein Grund, um mich zu verraten du miese Schlampe." Heftig stieß er mich von sich und schaute triumphierend zu, wie ich willenlos auf dem Boden aufkam. Dann war er wieder bei mir, beförderte mich mit einem Tritt in die Magengrube für einen Moment in die Luft und nutzte diisen Moment aus, um mich mit seiner Magie zu ergreifen und damit anzuheben. Immer höher trug mich seine Macht, bis er plötzlich innehielt und mich mit einem Ruck blitzschnell nach unten Krachen ließ. Verzweifelt versuchten mich meine Schatten zu beschützen und vor dem Schmerz zu bewahren. Sie breiteten sich unter mir aus und versuchten den Sturz abzufedern, doch die Magie verbot es Ihnen mich zu schützen. Deswegen schlug mein Körper schutzlos auf dem harten Boden auf. Doch kaum war ich unten angekommen, schwebte ich auch schon wieder in der Luft. Es machte ihm Spaß, das sah man. Ich jedoch verbat es mir nur eisern an die schrecklichen Schmerzen zu denken, die mich zu überwältigen drohten. An all die gebrochenen Knochen in meinem Körper. Ich musste wachbleiben. Damit ihnen nichts geschah. Zwölf mal. So oft. Zu oft. Nach dem zwölften Mal kehrte Ruhe ein. Er ließ mich auf dem Boden liegen. Hob mich nicht noch einmal an, um mir auch die letzten heilen Knochen in meinem Körper zu brechen. Stattdessen kam er mit großen Schritten zu dem Krater, den mein Körper langsam durch den Aufprall in den Boden geschlagen hatte. Langsam beugte er sich zu mir runter, bis seine Augen mit den meinen auf einer Höhe waren. „ Du bist schwach Lilith ich hätte dich stärker eingeschä..." Doch dann sah er den entschlossenen Blick in meinen Augen und merkte, wie ich mich langsam aufrichtete. Seine Augen blitzten aufgeregt. Ein Grinsen sah ich über sein Gesicht huschen. Kaum merklich. Doch es war da gewesen. Seine Wut war gedämpft. Jetzt konnte ich mich wehren. „ Oh nein. Da hab ich dich wohl unterschätzt. Du bist sogar noch klüger als ich dachte. Na dann lass den Kampf beginnen." Geduldig wartete er, bis ich stand, wartete, bis ich genügend Luft in meine geschädigte Lunge bekam, um einen Angriff zu starten. Er ließ mir die Zeit die ich brauchte. Ich hatte seinen Respekt wieder. Ihm wieder ins Gedächtnis zu rufen, warum er MICH als Champion ausgewählt hatte. Dieses Ereignis war schon immer vorteilhaft gewesen. Obwohl meine Beine mich nicht mehr tragen wollten und mein Körper mir den Dienst verweigerte, blieb ich wo ich war. In meinem Zustand konnte ich nicht kämpfen. Zumindest nicht mit meinem Körper. Ein Soul Fight war meine einzige Möglichkeit seinen Eindruck von mir nicht endgültig zu zerstören. Die Schmerzen ignorierend, konzentrierte ich mich vollkommen auf meinen Geist. Ich stellte ihn mir vor, in einer der mächtigsten Gestalten, die er annehmen konnte. Hierfür benötigte man Magie, weswegen ich nicht meinen Trumph ziehen konnte. Immer hin schaffte ich es jedoch eine ihm nur wenig unterlegenen Gestalt zu erschaffen. Nun kam der schwierigste Teil. Vorsichtig erzeugte ich ein mentales Band, dass meinen Geist mit meiner menschlichen Hülle verbinden würde. Es musste stark genug sein, um mindestens sechs Schläge aushalten zu können, bevor es reißt und lang genug, um meiner Seele genug Bewegungsfreiheit im Kampf liefern zu können. Meine letzte Magie verwandte ich darauf, das Seelenband noch weiter zu stärken, seine Maße zu verdoppeln und letztendlich meine Seele von meinem Körper zu trennen. Willenlos fiel meine fleischliche Hülle wieder in sich zusammen. Dafür brach ein riesiger, leicht durchschimmernder, schwarzer Rock aus meiner Brust. Mit dem Kopf eines Raubvogels, dem Körper eines Löwen und dem mächtigen Schnabel erinnerte er mich immer wieder an einen Hippogryph. Doch seine Gestalt war unvergleichlich größer, so groß und stark, dass er einen Elefanten mit seinen Klauen packen und ihn in die Luft in große Höhen tragen konnte. Die Spannweite der eleganten, zerbrechlichen Flügel betrug 16 Schritte, die schwarzen Federn, welche seinen ganzen Leib wie einen eng anliegenden Schutzpanzer bedeckten, waren 8 Schritte lang. Er stieß einen gellenden Schrei aus und landete schließlich mit zwei kräftigen Flügelschlägen auf dem Boden vor mir. Auch wenn ich nicht reagieren konnte, drehte er einen Moment seinen Kopf ehrerbietig zu mir um und senkte ihn leicht in der Andeutung einer Verbeugung. Von einer Sekunde auf die andere sackte auch Damon in sich zusammen. Natürlich wusste ich, dass ich ihm unterliegen würde, aber ich hätte sein Interesse wenigstens wieder geweckt. Innerhalb eines Blinzeln, stand vor meinem Rock ein riesiger, schwarzer Drache. Trotz der übermächtigen Größe des Drachen, überragte er meine geistige Form nur um wenige Meter. Natürlich hatte Damon seine mächtigste Form gewählt. Er besaß schließlich vollkommen intakte Magiereserven und warum sollte man es mir auch allzu leicht machen? Ohne zu zögern schwang sich der Rock mit zwei starken Flügelschlägen wieder in die Luft und legte ungehindert die Flügel an. Wie eine Pfeilspitze stürzte er auf den mächtigen Nachtdrachen zu. Nur schwer bohrte sich sein Schnabel durch die schattenschwarzen Schuppen, doch als er seinen geschlossenen Schnabel langsam öffnete, riss die verletzliche Haut des Drachen auf und Blut quoll aus der tiefen Fleischwunde. Wütend brüllte der Gigant auf und schlug mit seinen riesigen Krallen um sich. Besonders viel Bewegungsfreiheit besaß er aufgrund seiner Größe nicht wirklich, was meinem etwas kleineren Geisteswesen einen gehörigen Vorteil verschaffte. Geschickt wich der Greifvogel aus, legte erneut die Flügel an, nachdem er genug Abstand zwischen sich und den Drachen gebracht hatte und zischte wieder durch die Luft auf den schwerfälligen Riesen zu. Dieses Mal zielte er direkt auf die Kehle. Doch noch bevor er den Hals des Kolosses erreichen konnte, breitete dieser seine Flügel aus und schwang sich mühselig in die Luft. Dabei durchbrach er das Dach des Tempels. Mist. Er hatte es doch gewagt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Hetzte hatte ich eigentlich so gut wie keine Chance mehr. Dennoch besaß auch ich nun mehr Freiheit und stieg schneller immer höher und höher in den nun blauen Himmel. Hoffentlich wurde mein Körper unten nicht von dem Geröll begraben. Denn bei einem Soulfight müsste man nicht nur den Kampf gewinnen und seinen Geist möglichst unbeschädigt erhalten, sondern auch den eigenen, in dieser Zeit hilflosen Körper und das mit ihm verbundene Seelenband schützen. Wenn es durchtrennt wurde, konnte die Seele nicht mehr in den Körper zurückkehren und würde auf Ewig entschwinden. Mittlerweile hatte ich bereits die Wolkendecke durchbrochen, spürte jedoch den Windzug, welcher mir verriet, dass mein Gegner dicht hinter mir war. Abrupt blieb ich in der Luft stehen, verlagerte mein Gewicht langsam nach unten, darauf bedacht nicht von dem starken Wind erfasst zu werden. Dann wartete ich. Kaum eine Minute später erschien sein schwarzer Drache genau unter mir. Sofort stürzte ich hinab, genau auf sein Maul zu. Siegessicher öffnete er es, von seinem Triumph überzeugt. Doch einen Millimeter davor, drehte ich mich, senkte meine Flügelspitzen zur Seite und ließ mich einfach weiter fallen, nur ganz knapp an seinen Flügeln vorbei. Plötzlich schlug der Drache jedoch mit seinen Rechten Klauen zur Seite aus. Überrascht geriet ich ins Schlingern, verlor dabei an Schnelligkeit und Konstanz, weswegen ich meine Flügel ausbreiten musste, um mich nicht in der Luft zu drehen und wie ein Stein vom Himmel zu fallen. Anscheinend wollte der Nachtdrache genau dieses Reaktion provozieren. Augenblicklich spürte ich, wie mein linker Flügel schmerzhaft von einer seiner Klauen aufgerissen wurde. Erschrocken stieß ich einen schmerzerfüllten Ruf aus, ging mich jedoch wieder und trudelte nun mehr oder weniger elegant weiter hinab. Doch dann sah ich aus dem Augenwinkel mein eigentliches Ziel. Sein Seelenband. Kaum zu erkennen, so fein und genau wurde es mit seiner mächtigen Magie gewoben, doch noch gut zu sehen für mich. Mit meinem unverletzten Flügel bremste ich meinen Fall unverzüglich an, wobei mir unbewusst ein entsetztes Keuchen entwich, als ich meine verletzten Flügel belastete. Aus dem Schnabel eines Rocks klang es eher wie ein Knurren. Mit zwei weiteren qualvollen Flügelschlägen, erreichte ich das Seelenband mir des Angriffes des herabstürzenden Drachens wohl bewusst. Er hatte die Gefahr für sich erkannt. Weit riss ich meinen Spitzen Schnabel auf und schloss ihn mit aller Kraft wieder, als sich das magische Band dazwischen befand. Oh Gott. 45 Schläge. Soviel? Jetzt waren es zwar nur noch 44, aber so lange würde ich nicht durchhalten, um es ausreichend beschädigen zu können. Meines schaffte gerade mal sechs, was aber auch an meiner momentan spärlichen Magie lag.  Ich könnte gerade noch nach oben sehen, als mich auch schon das Maul des Drachen empfing. Seine scharfen Zähne bohrten sich in mein empfindliches Gefieder, als er sein Maul leicht schloss. Er wollte mich also nicht umbringen. Schonmal gut zu wissen. Vor Schmerz kreischte ich auf, die brennenden Augen fest zugepresst. Nun lag seine Kehle jedoch ungeschützt dar. Mit einem kräftigen Hieb, versenkte ich meine Krallen in seinem Hals. Gequält brüllte der Drache auf, ließ mich dabei frei und bremste seinen Fall mit ein paar mächtigen Flügelschlägen ab. Ich jedoch konnte mich nicht mehr anfangen. Kraftlos hing mein linker Flügel vollkommen zerfetzt in der Luft und wurde ab und zu von einer Windböe überraschend verdreht. Meinen anderen Flügel würde ich mich eindeutig brechen, wenn ich ihn nun zur Seite drehen würde. Die feinen Knochen würden zersplittern und ich würde vermutlich nie wieder fliegen können. Nein ich musste warten. Bis der Boden kam. Den Schmerz akzeptieren. Plötzlich packten mich jedoch zwei mächtige Klauen, fingen mich auf und trugen mich ein passe Meter weiter, bis wir nur noch knapp über dem Boden schwebten. Dann ließen sie mich los und der riesige Drache landete ebenfalls. Gerade wollte ich mich wieder aufrichten, meinen verletzten Flügel so wenig wie nur möglich belastend, doch schon würde ich wieder zu Boden gerissen, das schwere Gewicht seines Drachens auf mir liegend. Eine seiner Klauen befand sich an meinem Hals und drückte mir die Luftröhre zu. Panisch schnappte ich durch meinen Schnabel nach Luft, doch er blieb erbarmungslos über mir. Die violetten, schlitzarteigen Augen bohrten sich in deine meinen. Dann wandelte er sich langsam. Seine Gliedmaßen wurden wieder kleiner, sein Körper menschlicher. Nun stand er als Geist vor mir und schaffte es dennoch meinem Geist die Luft abzudrücken, obwohl er auf einem riesigen Rock saß. Damit erkannte ich mein Zeichen und verwandelte mich auch wieder in meine normale Form. Nun lag ein nach Luft schnappendes, zerlumptes Mädchen vor ihm, mit einem zerfetzten Arm und einigen Bissspuren am Körper. Sein Geist sah jedoch nicht unbedingt besser aus. Seine Kehle war aufgerissen, doch nicht so tief, dass ich sein Leben gefährdet hätte. In seiner Seite klafft eine riesige Wind, die beinahe so wirkte, als wäre ihm ein großes Stück Fleisch herausgerissen worden. „ Du hast deinem Namen alle Ehre gemacht Lilith. Ich bin stolz auf dich. Ich verzeihe dir deine Missetat, wenn du mir versprichst, dass so etwas nie, NIE wieder vorkommt. Falls doch muss ich dir leider deine süße Kehle durchschneiden." Ich nickte eifrig, soweit es mit einer Hand um die Kehle eben ging. Sofort lies er mich los. Erleichtert schnappte ich nach Luft, sog den Sauerstoff gierig in meine Lunge. „ Ich hoffe das war die eine Lehre." Ich nickte kurz immer noch unfähig zu sprechen, den Kopf leicht gesenkt. Anscheinend schaffte er es nicht mehr sich zu erheben. Würde es mir nicht genauso miserabel gehen, hätte ich jetzt wohl ein fieses Grinsen auf den Lippen, doch er war immerhin noch mein Meister. Wenn ich mir so etwas nach einer solchen Situation noch erlauben würde, beließ er es vermutlich nicht mehr nur bei 12 gebrochenen Knochen, einem zerstörteren Organ, inneren Blutungen und beinahe den ganzen Entzug meiner Magie. Nein. Er würde mich langsam und qualvoll töten. Als ich aufschaute, bemerkte ich, dass sein Gewicht auf mir verschwunden war. Schnell sah ich zu seinem richtigen Körper zurück. Er bewegte sich langsam. Seine Arme zuckten, seine Augenlider flackerten. Ich musste mich beeilen. Sofort löste sich mein Geist auf und kehrte mithilfe des Seelenbandes wieder in meinen Körper zurück. Dort synchronisierte ich wieder die Seelenwellen meines Geistes mit denen meiner Hülle. Nun würde er mich auch nicht mehr abstoßen können. Vorsichtig, um keine wichtige Verbindung zu kappen, bewegte ich mich wieder durch meinen immer noch aktiven Verstand und erreichte letztendlich das Zentrum meines Körpers. Der Ursprung meiner Magie. Erschöpft ließ sich mein Geist einfach wieder in das gleißendere Licht fallen und belebte dadurch meinen Körper wieder. Zittrig atmete ich ein. Mein Brustkorb hob und senkte sich wieder. Ich hatte meinen Körper wieder. Probehalber bewegte ich meine Finger ganz leicht. Zwar gehorchte mir mein Körper, doch sendete diese winzige Bewegung einen unglaublichen Schmerz durch meinen Körper. Ich keuchte erschrocken auf. Mein Gott wie viele Knochen waren denn bitte in meinem Körper gebrochen? Eigentlich wollte ich mich trotz meiner Schmerzen bewegen, doch meine Beine wollten nicht reagieren. Leicht panisch versuchte ich es wieder und wieder, blieb jedoch erfolglos. Oh nein. Hätte ich irgendwelche Verbindungen zwischen meinem Gehirn und meinem Körper beschädigt? Bitte nicht. Ich biss die Zähne zusammen und wollte mich gerade erheben, als Dante plötzlich über mir kniete und mich zurück auf den Boden drückte. „ Nicht. Beweg dich unter keinen Umständen. Bei einer deiner Landungen bist du unglücklich auf dem Boden aufgekommen. Wenn du dich jetzt bewegst, kannst du nie wieder laufen. Eine deiner Wirbeln hat sich verklemmt und zeitgleich habe ich dir eine Rippe gebrochen. Deswegen sind zwei der Knochensplitter in dein Rückenmark eingedrungen. Ich kann sie mittels Magie entfernen, aber dennoch muss dir sofort jemand die Rippe erneut brechen, damit keine neuen Knochensplitter dein Rückenmark beschädigen können." Ich konnte ihm leider keine andere Antwort als ein unterdrücktes Stöhnen geben. Er half mir. Mir wurde zwar schon oft gesagt, dass er mich anders behandelte, besser, als alle anderen. Doch während meinem Training und auch zur Zeit meiner Ausbildung war mir das nie wirklich aufgefallen. Die einzigen Dinge, die ich zu diesem Zeitpunkt gesehen haben, waren die vielen Narben auf meinem Rücken und meinen Armen, die größtenteils von ihm stammten. Doch jetzt wurde mir klar, dass er mich wirklich den anderen VORZOG. Meine Gedanken wurden jäh von einem siegend heißen Schmerz unterbrochen. Es fühlte sich so an, als versuche jemand mit bloßen Händen mein Rückgrat entzwei zu brechen. Ein schriller misstönender Schrei hallte durch den Raum. Ich könnte mich aufhören zu zittern und krampfte mich unbewusst in das schwarze kurzärmlige  T-Shirt meines Meisters. Doch er sagte nichts, hielt meinen Kopf nur weiter mit der einen Hand auf seinem Schoß, während er mit der anderen Hand Druck auf meine Wirbelsäule abgab, kurz über dem Bereich, in dem anscheinend die Splitter mein Knochenmark beschädigt haben.  Unter einer erneuten Schmerzwelle  krümmte ich mich neben ihm zusammen und zuckte unkontrolliert. Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Egal wie sehr ich auch versuchte sie zu unterdrücken, gelang es mir einfach nicht. Einen Moment lies die Qual nach. Er hatte aufgehört. Hatte er die Splitter entfernt? Vorsichtig strich er mir eine tränennasse Strähne aus dem fiebrigen Gesicht. Solche Schmerzen hatte ich schon seit Jahren nicht mehr ertragen müssen. „ Nur noch ein Splitter Lilith. Dann kann ich dich in Ruhe lassen. Mit Knochen brechen kenne ich mich eigentlich aus, sie aber so zu brechen, dass ich den Besitzer damit nicht weiter verletzte ist jedoch nicht wirklich mein Spezialgebiet. Deswegen werde ich das jemanden anderen übernehmen lassen." Geschickt hatte er seine Hand während dem Reden wieder auf meinem Rücken platziert. Da ich versucht hatte mein von Schmerzen vernebeltes Gehirn darauf zu fixieren seine Worte zu verstehen, hätte ich seine Geste überhaupt nicht bemerkt. Erst als dieser schreckliche, zerreißende Schmerz wieder einsetzte, bemerkte ich wieder, wie er seine Magie einsetzte, um den Splitter aus meinem Rücken zu reißen. Ich schrie und schrie, bis das Schreien in ein gequältes Krächzen und ein atemloses Stöhnen übergegangen war. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit hielt er den letzten, dicken Knochensplitter in der Hand. Blut tropfte auf den Boden, doch das schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Kaum hatte er den letzten Splitter entfernt hatte er mich mit einem Ruck an sich gedrückt und festgehalten. Nun strich er mir schon seit geschlagenen drei Minuten beruhigend über den Rücken streng darauf bedacht nicht eine meiner Wunden zu berühren. Ich wartete währenddessen nur darauf, dass der nervenraubende Schmerz versiegte. Doch er wurde nur langsam schwächer. Von meinem eigenen Körper unterdrückt. Langsam fühlte ich mich taub. Meine Wunden schmerzten nicht mehr, meine Beine spürte ich so oder so nicht, nur der Schmerz in der Mitte meines Rückens wollte nicht verschwinden. Als Dante merkte, wie mein verkrampfter Griff in seinem T-Shirt lockerer wurde, entfernte er sich vorsichtig von mir und löste langsam meine gefühllosen Finger. Als er mir in die vor Schmerz verschleierten Augen sah, huschte ein leichtes Lächeln über sein Gesicht. „ Gut gemacht Lil. Du bist und bleibst einfach meine hervorragendste Schülerin. Und immer noch bei Bewusstsein wie artig." Damit legte er meinen Kopf vorsichtig auf den kalten Boden, legte den blutverschmierten Knochensplitter neben mich, vermutlich in der Hoffnung, dass sie die Situation erklären würden und drehte sich anschließend noch einmal zu mir um: „ Es scheint so als hätte dein kleiner Freund ganze Arbeit geleistet. Trotz des Lärms der einstürzenden Decke hat er es geschafft deine anderen Freunde nun schon seit sechs haben Minuten zurückzuhalten." „ Ich habe keine Freunde.", brachte ich mit leiser, heiserer Stimme hervor. Daraufhin traf mich ein langer, durchdringender Blick aus schwarzen Augen. Zögernd, als wäre er sich bei seiner eigenen Aussage nicht wirklich sicher antwortete er mir: „Ich will aber nicht, dass du so lebst wie ich. Du darfst dich befreunden, solange du mich nicht hintergehst und mir treu zur Verfügung stehst wann immer ich dich brauche Lilith. Ich bin auch ein wenig menschlich. Es ist zwar kaum zu sehen, doch besitze ich sehr wohl positive Gefühle. Meistens versuche ich sie zu leugnen, aber ich glaube, dass ich am Liebsten selber anders leben würde, als ich es tue. Ich mag es dich glücklich zu sehen Lil. Dennoch bist du es, die mir dienen muss." Plötzlich fuhr sein Kopf herum und er starrte stur in Richtung Tür. „ Deine Freunde kommen. Ich muss gehen." Seine Stimme  klang wieder genauso kalt und emotionslos wie zuvor, als er sich ohne einen weiteren Blick von mir abwandte und auf das immer noch geöffnete Portal zuschritt. Ich wollte mich etwas sagen, ihm zeigen, dass es auch eine andere Möglichkeit gab, dass er anders Leben konnte, doch mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen. Stattdessen driftete ich nur immer weiter ab und meine Umgebung verschwamm. Daher konnte ich auch nicht verhindern, dass er durch das Portal schritt. Wieder zurück in die Welt, die er anscheinend gar nicht so sehr liebte. In der er wieder der blutdurstige, machthungrige und brutale Herrscher sein musste. Von der Seite hörte ich entsetzte Rufe. Anscheinend hatten mich Dimitri und die anderen entdeckt. Vielleicht blieb mein Anblick Artemis ja erspart? Vermutlich nicht. Er war jedoch erwachsen genug um damit umzugehen. Dessen war ich mir sicher. Bevor ich erneut in das schwarze tiefen Loch viel spürte ich nur noch, wie mich Dimitri vorsichtig vom Boden hochhob und mich an seine Brust drückte. Erleichtert sog ich seinen beruhigenden Duft ein. Irgendetwas aus einer Mischung aus Lavendel und Holunder. Schon früher hatte ich seinen Geruch als unheimlich angenehm entgingen und mich sofort geborgen gefühlt. „ Es ist vorbei meine Süße. Jetzt kannst du dich ausruhen. Es tut mir leid. So schrecklich leid, dass ich wieder nicht da war." Es sollte ihm nicht leid tun. Er hatte genau das getan was ich wollte, auch wenn er das nicht wusste. Beruhigend drückte ich seine Hand, die er in meinen Haaren vergraben hielt. Dann merkte ich wie meine Hand abrutschte. Meine Kraft verließ mich und endlich fiel ich in einen tiefen, erholsamen Schlaf, aus dem mich niemand mehr so schnell wecken würde.

----------------------------------------------

Hey meine Lieben 😘❤️
Hier bin ich mal wieder. Ich hoffe ich habe nicht allzu viele Leser durch meine schrecklich unregelmäßige Updaterei verloren 😔😖❤️ Hatte eine schreckliche Schreibblockade ( kennt ihr bestimmt alle 😂❤️)
Naja auf jeden Fall hatte ich heute Abend wieder einen Schreibwahn, weswegen das Kapitel jetzt doch noch recht spät kommt 😂😂🎉🎊 Naja egal lest es am besten morgen früh, abends  kann man sich nicht mehr wirklich konzentrieren  sie ich auch grade leider selber merken muss 😂😘❤️
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen, bald kommt es auch zu den grundlegenden Veränderungen, auf die ich eigentlich die ganze Zeit hinarbeite 😏😂❤️( nächstes Kapitel eigentlich) Bitte bitte verlasse mich meine Schreibkompetenz jetzt nicht schon wieder allzu früh, dann kann ich bestimmt auch bald wieder updaten 😂😂❤️
Bestimmt geht das ganze mit vielen vielen Kommentaren noch vieeeeeeellll schneller (* hust * Wink mit dem Zaunfahl * hust*) 😂😘 Dennoch noch mal ein dickes DANKESCHÖN an alle die mir bereits ein Kommi dagelassen haben und auch für mein Buch Voten, dass ist wirklich richtig toll😘❤️
Feedback ist einfach das beste, was einem Hobbyschreiber passieren kann 😂❤️❤️
Fühlt euch alle geknuddelt
Eure Eovyn❤️
PS.: oben auf dem Bild seht ihr ihren Rock, ich glaube ihr wisst ja alle das damit ein Fabelwesen und nicht das Kleidungsstück gemeint ist 😂😂❤️❤️❤️

When the devil callsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt