Mit einem Haufen Hausaufgaben und einem noch viel schwereren Ranzen als zuvor, machte ich mich langsam auf den Nachhauseweg. Angelina hatte sich heute schon direkt an der Schule von mir verabschiedet, da sie heute mit Carson ausgehen würde. Sie machte ihm schon seit mehreren Jahren schöne Augen und vor ein Paar Monaten verstand er diese Aufforderung endlich. Na gut ich hatte ein wenig nachgeholfen... Obwohl ich einen kleinen Brief mit der Aufforderung: ,,Guck mal nach hinten du Volltrottel." nicht wirklich als Hilfe definieren würde. Ich hatte mich innerlich für sie gefreut, aber weiterhelfen konnte ich ihr leider nicht, als sie mich fragte, wie man einen Jungen dazu bringt einen gern zu haben. Sie war von uns beiden diejenige, denen die Jungs hechelnd hinterherliefen. Ich sah zwar auch nicht unbedingt hässlich aus, mit meiner langen roten Locken und meinen tiefgrünen Augen, meiner durch das Kampftraining schlanken Figur und meinen markanten Gesichtszügen, aber ihre Schönheit konnte niemand übertreffen. Sie war einfach das perfekte Modell und kein Junge konnte ihrer charmant, einfühlsamen Art widerstehen. Als ich vor ein paar Jahren hier auf diese Schule kam, hatte ich am Anfang auch einige Verehrer, doch seitdem ich einen von ihnen mit meiner typisch, ruppigen Art abgewiesen hatte, traute sich niemand mehr mich anzusprechen.
Plötzlich hörte ich ein lautes Knurren und spürte ein leeres Gefühl in der Magengegend. Hunger. Erst jetzt sah ich auf und bemerkte, dass mich meine Füße aus purer Gewohnheit zu der alten Ruine, abseits des Dorfes geführt hatten. In der Nähe gab es eine kleine Bäckerei, aber ich war auch nicht sehr weit von meinem Haus entfernt. Demnach entschloss ich mich dazu, mich lieber auf den Weg nach Hause zu machen und mir dort etwas zu essen zuzubereiten. Ich kam an vielen kleinen Hütten vorbei, während versuchte den verführerischen Duft aus der Bäckerei zu ignorieren. Sie waren recht bescheiden und teilweise sehr windschief. Alle samt bestanden sie vollkommen aus Holz und waren nicht unbedingt modern. Man sollte nicht zu viel erwarten, wenn man in ein kleines, altes Fischerdorf zieht, von dem die meisten Menschen gar nicht wissen, dass es existiert. Als ich an einer einigermaßen groß wirkenden Hütte vorbeikam, wurde mein Weg abrupt von einem wie wild kläffenden, Zähne zeigenden Wollknäuel gekreuzt. Nach einer Weile Betrachten, identifizierte ich es als den Bolonka Zwetna der alten Miss Manson. Sogleich, kam sie hinter ihrem Haus hervor, um den Grund dieses Aufruhrs zu erfahren. Als sie mich erblickte, erhellte sich ihre strenge Miene sofort und sie kam mir mit offenen Armen entgegen. Wie immer wich ich ihrer Umarmung, die der Zerkwetschung, durch einen Kran gleich kam, geschickt aus und lächelte sie stattdessen nur an. Es war eine Seltenheit, dass ich lächelte und soweit ich weiß hatte ich erst ein oder zwei mal in meinem Leben wahrhaftig gelächelt. Ein echtes Lächeln, das kein Stück vorgetäuscht war. Als ich kleiner und meine richtige Familie noch am Leben gewesen war, hatte ich beinahe nur Gefühle wie Glück, Freude und Liebe gefühlt. Mein Leben bestand nur aus Umarmungen, schönen Erlebnissen und natürlich Lachen. Seitdem hatte ich nur noch ab und an in der Gegenwart meines Ziehvater, oder Angelina's wirklich lächeln können. Doch mit vollem Herzen gelacht hatte ich nie wieder. „ Hallo Misses Manson schön sie zu sehen." Schön, wenn ich nicht lache. Ich war ein Meister im Lüge und Schauspielern, aber sich selber belügen konnte ich nicht. Sie mochte mich nur, weil sie schon seit Jahren an meinen Ziehvater rankommen wollte. Als würde mein attraktiver, junger Vater, an einer solch aufgeblasenen Schnepfe gefallen finden. Da konnte sie lange warten. Aber da sie gute Kekse backte, hatte ich ihr bis jetzt noch nicht meine ehrliche Meinung zu ihr offenbart. Danach würde sie nie wieder für mich backen und wem war dabei schon geholfen. Außerdem konnte mein Vater sich, was Frauen angeht auch alleine helfen. „ Hallo Rory, Kindchen du bist aber wieder dünn. Kriegst du denn nicht genug zu essen. Willst du nicht reinkommen zu mir. Ich backe gerade Brounies." Normalerweise würde ich diesen Vorschlag annehmen. Es war zu verlockend. Auch der betörende Duft aus ihrem Haus, machte das Ausschlagen des Angebotes beinahe unmöglich. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sie für eine alte Hexe halten, die Kinder mit Kuchen in ihre Hütte lockte, um sie dort mit Haut und Haaren zu verspeisen. Für meinen Geschmack etwas zu sehr Hänsel und Gretel like. Doch ich musste nach Hause und meine Wunde versorgen, sonst entzündete sie sich noch. Hektisch durchwühlte ich mein Gedächtnis nach einer passenden Ausrede. Doch ich fand nichts. Zum Glück kam in diesem Moment ein kleines rotbraunes Fellknäuel um die Ecke gerast, was die Aufmerksamkeit der Schrulle neben mir auf sich lenkte. Mit katzenhaften Bewegungen sprang es auch mich zu und streifte um meine Beine. Lucius. Ein Gestaltwandler, was aber niemand wusste.Er wollte mir etwas mitteilen. Das merkte ich spätestens, als sich der Fuchs von 7,2 kg mit seinen scharfen Klauen an meinem Hosenbein festkrallte. „Lucius! Lass das gefälligst. Lass los. Du tust mir weh!" fauchte ich ihn an und schlug mit meiner Hand nach ihm. Doch nicht fest. Nein. Dafür bedeutete er mir zu viel. Ich schuldete ihm mein Leben. Ich würde mich für ihn opfern. Opfern müssen und wollen. Ich würde ihm nie wehtun. Spielerisch knabberte er an meinem Finger und zwang mich somit dazu mich zu ihm hinunterzubeugen. Mit einem Augen verdrehen und einem zarten Lächeln, dass nur er bei mir zu Tage fördern konnte, ging ich vor ihm in die Knie und streichelte ihn vorsichtig hinter den empfindlichen Ohren. Er stieß ein erfreut wirkendes Geräusch aus, dass mich an eine Mischung aus einem Knurren und einem kehligen Schnurren erinnerte. So klang also das Lachen eines Fuchses In diesem Moment fiel mir eine passende Ausrede ein, die nicht nur glaubwürdig war, sonder gar der Wahrheit entsprach. ,, Entschuldigen sie Mrs Manson, aber leider bedarf mein Haustier nun meiner vollkommenen Aufmerksamkeit. Ich hatte heute morgen nicht mehr die Zeit gefunden ihn zu füttern. Ich hoffe sie können mich entbehren und meine Abwesenheit entschuldigen." Sie nickte verständnisvoll. Dennoch sah ich eine gewisse Enttäuschung in ihrem Gesicht. Gespielte eindeutig! ,, Das verstehe ich sehr gut Schätzchen,mein Haustier steht für mich auch immer an erster Stelle. Sie sind für mich wie meine Kinder." Oh Gott der Arme Hund! „ Ähm ja, ich muss jetzt los Mrs Manson, schönen Tag noch." Sie winkte mir hinterher, als ich auch schon um die Ecke bog und ihr keine Möglichkeit ließ mir zu antworten. Gott warum musste ich auch so verdammt nett zu ihr sein? Nur weil mein Vater meinte, dass sie gute Kontakte hatte. Gute Kontakte haben auch andere! Schnell preschte ein rot-weißer Blitz an mir vorbei und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Stimmt! Den hatte ich ja ganz vergessen. Ich beschleunigte meines Schritt, um den fauche noch einzuholen. Kurz vor meinem Haus blieb ich stehen und ging erneut in die Knie. Sofort bremste Lucius seinen schnellen Lauf ab und trottete langsam zu mir zurück. Als er bei mir ankam, schob er sein Köpfchen in meine gewölbte Hand und knabberte solange an meinem Zeigefinger herum, bis ich ihm seufzend den Kopf kraulte. In dem Moment als seine Konturen verschwammen, hob ich meine Hand und drehte mich rechtzeitig um. Ein Fuchs trägt keine Klamotten! Gestaltwandler deswegen direkt nach ihrer Verwandlung auch nicht. Ohne hinzuschauen reichte ich ihm meinen Mantel, der im Laufe der dritten Schulstunde meine Lederjacke ersetzt hatte. Nachdem ich merkte, dass das Gewicht auf meinem Arm verschwand, drehte ich mich wieder um. Vor mir stand ein junger Mann mit schwarzen, zerzausten Haaren und unglaublich schwarzen Augen. Wie immer fesselte mich sein Anblick. Er sah wie einer dieser typischen TV-Bodyguards aus. Breite Schultern, durchtrainierter Oberkörper, viel größer als die meisten Menschen. Nur der Anzug fehlte, obwohl ihm mein Mantel genauso gut stand. Auch besaß er die natürliche Schönheit eines Dämonen, auch wenn er nur ein Halbdämon war. Er grinste mich frech an und kam mit zwei katzenhaften Schritten auf mich zu. „ Hallo meine Süße! Ich hab dich vermisst. Du mich auch?" Herausfordernd funkelte ich ihn an. „ Deinen Hochmut gewiss nicht Lucius, aber deine charmante Art dennoch ein wenig." Lucius und ich kannten uns nun schon seit vielen Jahren und hatten zusammen schon so einiges durchgestanden. Letztes Jahr, gestand er mir, dass er sich kein Leben mehr ohne mich vorstellen könnte und sich offensichtlich in mich verliebt hatte. Da ich mich in seiner Gegenwart geborgen und verstanden fühlte und ich bei ihm so sein konnte, wie ich es wollte, lehnte ich ihn nicht ab. Ich beschloss ihm eine Chance zu geben, obwohl ich nicht mehr als tiefe Freundschaft für ihn empfand und auch immer empfinden würde. Liebe war nicht mein Ding. Emotionaler Schwachsinn!„ Schön zu hören, dass du dein loses Mundwerk nicht verloren hast, in der Zeit, als ich fort war..." Plötzlich versteifte er sich und seine lässige Haltung würde durch eine wachsame, jederzeit kampfbereite ersetzt. Ich wusste, was nun folgen würde und ich freute mich gar nicht darauf.„ Aber ich bin hier, um dir den Tag zu versüßen. Leider! Er hat wieder einen Auftrag für dich. Ich soll dich zu ihm bringen, damit er dir alle Einzelheiten erklären kann. Sollte in einem Tag erledigt sein. Kein Beschatten, oder Auskundschaften. Kannst also morgen wieder zur Schule gehen." Ich verdrehte die Augen. Dämonen und Menschen. Wenn diese beiden Welten aufeinanderprallten. „ Morgen ist keine Schule! Morgen ist Samstag. Wochenende. Also keine Schule. Sollte's du das nicht eigentlich am besten wissen? Ich hab gedacht du weißt alles über die Welten?" Lucius war ein so genannter Dàshî, ein Botschafter, der als einziger ohne langwierige Meditation und Vorbereitung das Portal durchschreiten konnte, ohne dabei zu verbrennen wohl angemerkt. Er überbrachte Gehilfen und Eingeweihten Botschaften und Anweisungen seines Meisters. Außerdem konnte er sie mit sich in die Hölle oder den Himmel nehmen. Dàshî waren nicht parteiisch. Sie standen zwischen den drei Welten und halfen nur, wenn es sich später für sie auszahlte. Lucius dagegen war das ewige wechseln der Meister und die andauernde Treulosigkeit satt. Deswegen hatte er sich vor ein Paar Jahren dazu entschieden, nur noch einem Herren zu dienen. Warum er Satan und nicht dessen Bruder gewählt hatte, wusste ich nicht ganz genau. Das einzige, was sich mir als Anhaltspunkt bot, war die Erwähnung, dass Gott keineswegs ein solch gütiger und netter Kerl war wie wir ihn uns vorstellten. Er war rachsüchtig und rücksichtslos und kümmerte sich nicht auch nur im Geringsten, um die Menschheit. Da konnte ich ihm nur zustimmen. Weswegen sonst hätte ich mich lieber dem Teufel verpflichtet? Wenn beten und hoffen nichts brachte, mussten Taten Folgen und da ich nicht auf die Unterstützung Gottes hoffen konnte, wandte ich mich schließlich an seinen Bruder. Zum wiederholten Male an diesem Tag wurde ich durch eine Hand die nach meiner Griff und mich mit sich zog aus meinen Gedanken gerissen. Ich konnte nur noch nach Luft schnappen, als wir auch schon durch das Portal und in die beinahe unerträgliche Hitze der Unterwelt traten.
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Hey Leute hier bin ich wieder * freudig kreisch* 😉☺️
Sorry, dass ihr so lange warten musstet, aber ich hatte in letzter Zeit noch einige andere Sachen zu tun, die ich leider nicht ignorieren konnte ( Zahnarzt, Impfung...) 😪😖
Dafür ist dieses Kapitel jetzt aber extra lang und es gibt auch endlich ein Bild von Rory oben zu sehen 😍❤️
Hierbei noch mal danke an Lauria21, die mir geholfen hat das Bild auszusuchen 😉 ( ohne sie gäbe es wahrscheinlich nie ein Bild von ihr )
Viel Spaß noch beim lesen
Eure Eovyn❤️
Ps.: Und immer schön dran denken😉 Kommentieren, kommentieren, kommentieren😉☺️
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When the devil calls
FantasiWenn du ein Ziel vor Augen hast und du es unbedingt erreichen musst, gibt es viele Wege deinen Wunsch zu erfüllen, sowohl gute als auch schlechte. Manchmal jedoch verlangt das Erreichen deines Zieles nach schwerwiegenderen Maßnahmen, als es in dein...