Die tote Welt

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„Grade dir hätte ich mehr Verstand zugeschrieben!", rief Thor. Was hat der eigentlich? Ich war grade von Tillion zurück und schon kam Thor und begann mich über meine Unverantwortlichkeit zu zu texten. Ich war müde, vom Beamen und wollte eigentlich nur noch ins Bett. Aber nein, es wäre doch rücksichtslos mich einfach so schlafen zu lassen! „Wieso grade mir, bin ich nicht das Monster, vor dem sich sogar Erwachsene gruseln?", fragte ich mit einem ironischen grinsen. Er schüttelte den Kopf, als wäre ich ein hoffnungsloser Fall. „Geh, wohin auch immer du gehen willst, doch lass mich mit deinen Kommentaren zufrieden!" Ich lachte, als er sich umdrehte und den Gang hinunter ging. „Du hast mich doch angesprochen!", rief ich.

„Was hast du schon wieder getan?", fragte Loki, sobald ich das Zimmer betrat. Ich verdrehte die Augen. „Thor kann's einfach nicht lassen, mich aufzuregen!" Ich schmiss mich aufs Bett und starrte an die Decke. „Hast du mit Heimdall gesprochen?", fragte ich, während ich mich wieder hochwuchtete um ins Bad zu gehen. „Ja, hab ich und er wird mitmachen, solange wir Tillion bekämpfen." Ich sah ihn über die Schulter an. „Ich habe ihm gesagt, Thor sein der getarnte Tillioon, welcher Thor gefangen hält. Du wusstest nichts davon und findest das nicht gut, oder so ähnlich, auf jeden Fall versuchst du Thor zu retten", erklärte er mir. „Das ist eine so miese Lüge, dass sie wahr sein muss!", lachte ich und schloss die Tür hinter mir. Während ich mich umzog, begann Loki unsere To-Do-Liste runter zu rasseln. „Wir müssen eine Art finden, euch zu töten, um Heimdall zu beruhigen, dann müssen wir so einfach Thor töten. Ich tue dann so, als wäre ich Thor, solange, bis ich mich selbst kröne. Fenite!" Ich trat wieder aus dem Bad und lächelte ihn böse an. „Wir sind so böse!"

Ich pflegte eine unangenehme Hass-Liebe zu den asischen Kleider, zum einen fand ich sie schön und diese Ärmel total praktisch, zum anderen hatte ich schon immer etwas gegen lange Röcke und die hier gingen bis zum Boden. Es war schon ein Wunder, dass ich noch nicht über meinen eigenen Saum gestolpert war. So stand ich vor diesem Kleiderschrank und versuchte unter den erstaunlich wenigen Sachen das perfekte Outfit für die Suche nach dem einzigen Gegenstand, der mich töten könnte, zu machen. Allein der Gedanke an diese Mission war schon unangenehm, wer suchte schon gerne nach seinen möglichen Tod, doch dass Heimdall aus unerklärlichen Gründen wieder da war, machte das ganze beinahe Gefährlich. Ich schnappte mir meine Jeans samt T-Shirt und wandte mich Loki zu, welcher meine Ratlosigkeit amüsiert beobachtete. „Hast du Heimdall gefragt, wo er war, warum er weg war und warum er wieder da ist?", fragte ich. Er nickte. „Er meinte, es wäre etwas Privates gewesen, doch ich habe das unangenehme Gefühl, dass es etwas mit uns zu tun hat", sagte er und beobachtete das Frühstück. Ich zog mir die Sachen über (nein, ich war davor NICHT nackt, sondern hatte Unterwäsche an) und sah ihn erwartungsvoll an. „Kann es sein, dass er etwas mit Skuld und ihren Schwestern zu tun hat?", fragte ich. Er zuckte die Schultern. „Wer weiß das schon? Ich bezweifle, dass sie das selbst tun."

Zittrig kamen wir in der Welt an, ich hatte an jeder Hand einen, doch Heimdall ließ mich sofort los, als hätte ich irgendeine widerliche Krankheit. „Okay, wo genau sind wir hier?", fragte Loki, ich zuckte die Schultern und sah mich suchend um. „Ich hab uns irgendwo hingebracht, quasi wie Shuffle." Heimdall und Loki sahen mich an, als hätte ich versucht, ihnen auf Elbisch ein Atomkraftwerk zu erklären. „Zufällig, ich habe es zufällig ausgewählt!", erklärte ich genervt. Die Landschaft um uns herum war kahl und Stein. Soweit ich sehen konnte, war nur unnatürlich glatter, hellgrauer Stein. Es schien keine Unebenheiten oder gar andere Gegenstände zu geben, nur dieser Boden. Der Himmel schien übergangslos überzugehen. Ich drehte mich mehrmals um meine eigene Achse, entdeckte aber nichts. „Welche Welt ist das hier?", durchbrach Loki die Stille. Er flüsterte, was mir jedoch schreiend laut vorkam. Es war vollkommen Still, unser Atem war das einzige Geräusch überhaupt. „Sie scheint tot zu sein", stellte Heimdall fest. Ich nickte, meine Haare auf dem T-Shirt waren zu hören. Es war weder warm, noch kalt, es schien gar keine Temperatur zu geben. Vorsichtshalber stampfte ich einmal mit dem Fuß auf, ein Knacken, ein Brechen. Ich hätte es ahnen sollen. Der Boden unter mir brach, er war nicht dicker, als eine Eierschale. Instinktiv schloss ich die Augen, als ich fiel. „Zira!", hörte ich Loki brüllen. Vorsichtig öffnete ich die Augen, ich fiel immer noch, das Loch war nur noch ein kleiner heller Punkt in der Dunkelheit. Ich drehe den Kopf und blickte in die Leere. Ich war im vollkommenden Vakuum, das war mir klar. Doch anscheinend machte es mir gar nichts, nicht zu atmen. Ich konnte schon mal nicht ersticken, und ohne zu explodieren durch Raum und Zeit schweben. Es war langsam Zeit, sich wieder hoch zu beamen, Loki hatte sich lange genug gelangweilt. Ich landete neben ihn, er saß im sicheren Abstand zum Loch und spielte mit seinem neunen Dolch. Heimdall starrte ins Loch und regte sich darüber auf, dass sich Loki keine Sorgen mache. „Liebt du sie etwa so wenig?" Mit einem fiesen Grinsen sah ich ihn an, wartete sehnsüchtig auf eine Reaktion. „Ich liebe sie so sehr, dass ich ihre Fähigkeiten kenne. Außerdem sitzt sie neben mir" Heimdall wirbelte herum und starrte mich an. „Wir sollten weiter", beschloss ich und stand schön vorsichtig auf. „Wohin jetzt?", fragte Lgoki. Ich sah ihn misstrauisch an. „Du weißt ganz genau, dass ich keine Ahnung habe." Loki lachte und griff nach meiner Hand. Erwartend streckte ich Heimdall die andere hin, welche er nur zögernd annahm.



Mehr oder weniger böseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt