Schmerz

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Ich war nie ein großer Fan von Sport gewesen, um ehrlich zu sein war ich immer besonders kreativ darin, grade keinen Sport zu machen, doch selbst mir erschien mittlerweile ein Marathon angenehmer, als in dieser Zelle zu sitzen. Wir saßen grade auf einer grünen Wiese, voller klischeehafter Rosen und Gänseblümchen, redeten über die vor und Nachteile von modernen Waffen und verstanden uns bestens, als Skuld entlassen wurde. Zwei Wachen kamen, sagten ein paar knappe Worte, welche die Vision auflösten, und nahen sie mit. „Wir werden uns wiedersehen!", versprach sie uns, als sie ging. Nun waren Loki und ich wieder in unserer Zweisamkeit, welches Vor- und Nachteile hatte. Wir versuchten Karten zu spielen, doch da Loki die Karten beschwor, wusste er immer, welche ich hatte. Wir versuchten die Wachen dazu zu bringen, uns einen Fernseher hinzustellen, doch die meisten wussten noch nicht einmal, was das war. Und so wussten wir nur noch eine Variante, unsere Langeweile zu bekämpfen: Loki brachte mit Kämpfen bei. Zwei Monate trainierten wir beinahe rund um die Uhr, außer wenn ich schlief oder wir aßen. Obwohl ich in einer fünf Quadratmeter Zelle eingesperrt war, wurde ich sportlicher als jemals zu vor. Die Zelle schräg gegenüber wurde mehrmals neu besetzt, meistens aber von hirnlosen Monstern, nur einmal kam jemand interessantes. „Fenrir!", rief Loki, als Fenrir in die Zelle gestoßen wurde. Als Antwort bleckte dieser die Zähne. „Ist das nicht dein Sohn?", fragte ich. Loki lachte und nickte. „Wieso hast du einen Sohn, der halb Mensch und halb Wolf ist?" Ich unterdrückte ein Lachen. „Wieso hast du keinen?", entgegnete Loki. Ich lachte los und schüttelte den Kopf. „Ich kann mich in Tiere verwandeln", erklärte er. Ich lachte immer noch. „Wer seien du?", fragte Frenrir. „Ich bin Zira", begrüßte ich ihn. „Hallo Zira!" Es schien ihm schwerzufallen zu sprechen. Ich nickte aus selbst mir unerfindlichen Gründen und schloss für eine Weile die Augen. Stille legte sich über den Kerker, einige Male unterbrochen von einem Schmerzensschrei. Das Leid war hier, keiner konnte es leugnen, keiner konnte ihm entfliehen, egal wie sehr man es versuchte. Ich öffnete meine Augen ein wenig, sah zu Loki. Er sah zurück, in seinem Gesicht stand Leid. Warum so plötzlich? Warum fielen jetzt unsere unbesorgten Masken von uns ab? Weil wir allein waren, allein und böse. Wir werden vergessen. Ich atmete schwer. Vielleicht sollte ich jetzt sterben, mit der Gewissheit, dass mein größter Wunsch Wirklichkeit geworden ist, es gab Zauberei, es gab Fabelwesen. Das hatte ich mir gewünscht und nun saß ich hier, in dieser Zelle, in meinen Traum. Gefangen. Loki und ich sahen uns immer noch an, teilten unser Leid. Ich stand auf und trat zum Gitter. „Ich mochte meine Zeit hier. Es war schön zu wissen, dass es Magie gibt", sagte ich, meine Stimme klang ungewohnt hoch, ungewohnt gebrechlich. Loki schüttelte den Kopf, unterbrach unseren Blickkontakt nicht. „Du wirst nicht aufgeben", sagte er. Ich lächelte traurig. „Ich gebe nicht auf, ich verliere." Ich setzte mich auf den Boden und schloss wieder meine Augen. „Ich bin hier um dich abzuholen, Kleine!", sagte eine Stimme. Erstaunt riss ich meine Augen auf und sah zu den Eisriesen. Das Gitter verschwand und er streckte seine Hand nach mir aus. Geschockt blickte ich zu Loki, er sah mich mit einer Mischung aus Trauer und Wut an. Als wüsste ich, dass dieser komische Riese kommen würde. Ich ignorierte die Hand und Sprang aus der Zelle. „Auf Wiedersehen, Loki von Askard."

Wir wurden nach Jotungheim teleportiert. „Home, sweet home", präsentierte der Eisriese die Einöde. Ich verzog das Gesicht, eine unangenehme Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus, ich trug immer noch dieses Sommerkleid. Der Eisriese legte seine Hand auf meine Schulter. Sie schien zu erfrieren und gleichzeitig zu verbrennen. „Du Betrügerin!", polterte er. „Du bist nicht meine Kleine! Lügnerin, Betrügerin, Abschaum!" Ich wurde vor den König geschafft, der mir eine Zelle und einen Mantel zugestand. Die Zelle war kleiner als die in Askard, sie besaß noch nicht mal eine Pritsche. „Ich habe nichts getan!", schrie ich, als mich zwei Riesen in die Zelle stießen. „Lasst mich raus!" Ein gezielter Tritt in meine Rippen brachte mich zum Schweigen. Ich lag da, auf dem vereisten Boden, hustete rotes Blut auf den eisgrauen Boden. „Ich habe doch gar nicht getan", murmelte ich vor mich hin. Ich war verlassen, ich hatte noch nicht mal Loki. „Welcher ist heute?", fragte ich eines Tages eine Wache. Sie antwortete. Ich war nun über einem Jahr in Gefangenschaft, doch ich würde mich dafür rechen!

Ich verbrachte nur ungefähr einen Monat bei den Eisriesen, in denen ich jegliches Gefühl für Temperatur verlor. Danach wurde ich weitergegeben. Jeder und doch niemand fühlte sich für das midgardische Mädchen zuständig. Von der Kälte, in die Dunkelheit, in die Wärme, in die Natur, in das Licht und so weiter und so fort. Askard war gegen die anderen Welten, das reinste fünf Sterne Hotel gewesen, wenn auch eines mit kleinen Zimmern. Verstehst du jetzt, warum ich so bin? Dann können wir ja fortfahren, oder?





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