Die Sache mit dem Essen

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Es verging eine Woche und ich glaubte immer weniger, dass das hier ein Traum war. Im Traum konnte man weder lesen, noch riechen und ich konnte beides. Besonders lesen tat ich in dieser Woche viel da Loki Bücher bekam und mir ein Hologramm von ihnen schickte. Es waren alte Bücher, schwer geschrieben und ganz gen erell zähe Lektüre, doch nach einer Weile gewöhnte ich mich auch daran und fraß mich förmlich durch Bücher über asische Geschichte und Wissenschaften. Einmal bekam Loki ein Buch über Magie, ein Thema, das mich schon immer faszinierte. Doch selbst als ich die leichteste Übung versuchte, scheiterte ich. „Warum kann ich das nicht?", meckerte ich und deutete auf die Seite. „Weil du immer noch ein Mensch bist, also nicht für asiche Magie gemacht bist. Aber um dich zu beruhigen, diese Zellen absorbieren diese Art von Magie, ich habe glück, dass ich Illusionen erzeugen kann!" Ich sah ihn verwirrt an. „Also geben sie dir dieses Buch nur, um dir vor Augen zu führen, dass du niemals wieder zaubern kannst.", stellte ich fest und blickte wütend in die Richtung, aus der bald eine Wache auf Patrouille komme sollte. „Du hast es erfasst", sagte Loki und blickte auch in die Richtung. „Ich hasse Thor und Odin", murmelte er, mehr zu sich. „Warum Thor?" „Warum Thor? Was denkst du denn? Dass ich grundlos Askard angegriffen habe, dass ich grundlos Midgard angegriffen habe, dass ich grundlos leide?" Er wurde immer lauter, bis er am Ende fast schrie. „Ja, eigentlich schon", antwortete ich ehrlich. „Ich würde genauso viel für eine Krone tun, wenn nicht sogar mehr!" Loki sah mich erstaunt an. „Ich wollte doch nur Odin stolz machen, wollte, dass er mich nicht als jämmerlicher Eisriese sieht!" Ich nickte und lächelte. „Und wenn schon, es kommt doch nicht darauf an, was der König von dir denkt!", scherzte ich. Er sah mich entnervt an. „Dir ist schon klar, dass du die erste bist, der ich das erzähle?" Ich zuckte die Schultern und lehnte mich zurück. „Und dir ist schon klar, dass ich so etwas einfach nicht ernstnehmen kann?", entgegnete ich und lachte los. Es dauerte eine Weile, bis er mit einstimmte und schon bald erfüllte unser Lachen die Kerker von Askard. Eine Wache kam um die Ecke gerannt und starrte uns verängstigt an. Wir lachten unbesorgt weiter, bis er seine Stimme erhob. „Schweigt!", rief er und hielt seinen Speer in meine Richtung. Ich grinste ihn an. „Ich sagte schweigt! Oder muss ich euch erst das Essen streichen?" Ich schwieg augenblicklich, glücklich drehte er sich um, anscheinend wollte er seinen Weg fortsetzen. „Zu Thema Essen, wann gibt es wieder welches?", erlaubte ich mir zu fragen. Ein Fehler. Anscheinend hatte der Typ einen schlechten Tag. „Ich sagte, Ihr sollt schweigen, das Essen ist für Heute gestrichen!", brüllte er mich an und verschwand um die Ecke. Entgeistert starrte ich Loki an. „Das kann er doch nicht machen? Ich brauche Essen, ich bin kein bisschen unsterblich!", rief ich entgeistert. „Es ist schon hart genug, sich von diesem widerlichen Brei zu ernähren, doch wenigstens sättigt er!" Meine Stimme bekam einen panischen Unterton. Loki sah mich genervt an. „Du bist eine Gefangene, natürlich dürfen die dir dein Essen nehmen, sie könnten dich einfach verhungern lassen und niemand würde etwas dagegen haben", sagte er. Ich schüttelte den Kopf. „Ich würde dir mein Essen geben, doch das ist leider nicht erlaubt", murmelte er. „Ja, du kannst ja auch nicht jämmerlich verhungern!", meckerte ich.

Anfangs verspürte ich nur ein leichtes Hungergefühl, doch schnell wurde es schlimmer. Wo ich anfangs nur mies gelaunt war, schnauzte ich nun wegen den kleinsten Sachen herum und wurde immer kreativer, was die Beschimpfungen anging. Als die Wachen das Frühstück brachten, beäugte ich es nur hungrig, versuchte Loki davon zu überreden mir was abzugeben, was natürlich nicht ging, doch es kam auf die Geste an. Mittag war schon schlimmer, ein fieser Wurm schien sich in meinen Magen gefressen zu haben und knabberte nun an mir herum. Als es gebracht wurde, warf ich mich gegen das Energiegitter, wurde jedoch sofort zurückgeschleudert. „Loki, bitte, ich verhungere!", bettelte ich. „So schnell kann kein Mensch verhungern, es braucht eine Woche um dich den Hungertod sterben zu lassen", entgegnete er kühl. „Arschgesichtige Straßenlaterne mit einer fucking kaputten Glühbirne!", maulte ich. „Du kannst in den Arsch der Welten kriechen und dort deine Pampe essen!" Er lachte nur und machte sich mit vor ekel verzerrten Gesicht darüber her. Kurz nach dem Mittag, war der Hunger wie weggeblasen, stattessen war ich aufgedreht, ich laberte die unnötigste Scheiße die man sich vorstellen kann. „Weißt du was? Wir wären ein echt genialer Film! Loki, Zira und die Abenteuer in zwei fünf Quadratmeter Zellen" Loki sah mich verstört an. „Was soll's! meinte ich schließlich und wandte mich den, meiner damaligen Meinung nach, wichtigen Dingen zu. „Es besitzt eine gewisse Ironie, dass ich jetzt in einem Kerker in einer anderen Welt bin. Ich habe mir schon immer gewünscht, nach Mittelerde oder so zukommen, außerdem bin ich nicht grade die netteste!" Ich kicherte in mich hinein. „Hör auf zu sprechen, du hörst dich so an, als wärst du high!", meckerte Loki. „Wusstest du, dass ich dich in der Schule hatte? Nun ja, eigentlich die Nordische Mythologie, doch da bist du doch drin!" Loki machte eine Winkende Handbewegung.

Verwirrt blinzelte ich ins Licht. Schreie schallten durch die Luft, aber keine Schmerzensschreie, es war Jubel. Meine Augen gewöhnten sich nach und nach an das Licht. Ich stand vor Odins Thron, vor mir ein jubelndes Volk, in meiner Hand, ein Kopf. Ich sah ihn an, es war Odins. Sein weißer Bart baumelte ins Leere, seine blauen Augen starrten in die ewige Dunkelheit. Blut tropfte von dem abgetrennten Hals. Mein Blick richtete sich wieder auf die Menschenmenge, die es gar nicht zu stören schien, dass ich den Kopf ihres Königs in der Hand hielt. Ein alter Mann kam die Treppen hoch, in seinen Händen ruhte eine goldene Krone, neben ihm ging ein Junge, welcher einen Zepter trug. „Wir werden Euch bis an Euer Lebensende dienen, Königin Zira!", sagte er und setzte die Krone auf meinen Kopf. Sie ruhte angenehm auf meinen Haaren. Ich ließ Odins Schädel fallen und griff nach dem Zepter. „Ob Jung, oder alt, dieses Volk liebt Euch und wird Euch bis zum Tod dienen. „Wessen Tod?", fragte ich. „Unseren", antwortete der Junge und ging mit dem Mann nach unten.

„Was denkst du, tust du grade?", fragte eine Frauenstimme. „Ich lasse sie ihre Qualen vergessen", antwortete Loki. Ich öffnete die Augen. Da war kein jubelndes Volk, das mir ewige Treue schwor, keine Krone, nur die Zelle. Ich blickte zu Lokis Zelle. In dieser stand die Frau im blauen Kleid. „Du zeigst ihr, wie sie meinen Mann ermordet!", wetterte sie. „Zu guter Recht! Sie denkt immer noch, sie würde das alles träumen, sie hatte vorher noch nie von Askard gehört!" „Loki, ich verstehe nicht, warum du erst jetzt so etwas wie Pflichtgefühl entwickelst", sagte sie. „Ich suche mir halt die richtigen Leute als meine Freunde aus." Entsetzt betrachtete ich das geschehen in der gegenüberliegenden Zelle. „Deiner Freundin bist du treu, aber was ist mit deiner Familie? Was ist mi Odin und Thor?", fragte sie traurig. „Sie sind nicht meine Familie, schon vergessen?" Sie sah ihn enttäuscht an. „Du hast Recht, doch dann bin ich nicht deine Mutter." Loki nickte und streckte die Hand in die Frau, welche sich daraufhin auflöste. „Das war deine Mutter?", fragte ich verwirrt. „Nein, du hast es doch gehört, sie ist meine Stiefmutter, oder o etwas in der Art", antwortete er stumpf. Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Ich will endlich aus diesen Traum aufwachen", murmelte er in diese. Ich sah ihn besorgt an, am liebsten hätte ich ihn jetzt umarmt, ihn getröstet. Doch es ging nicht, das war mir klar. Wir beide waren Gefangene, schlicht und einfach. Wir beide konnten nichts dagegen tun, außer zu hoffen.



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