Ein Blick, düsterer als der des Todes

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Mit einem lauten Knarren schwang die Tür auf und ich betrat die dämmrige Kirche, deren Buntglasfenster nun nur noch schwach vom Licht der untergehenden Sonne durchbrochen wurden. Mit schnellen, hallenden Schritten ging ich auf den, von Kerzen erleuchteten, Altar zu und stieg die alte Treppe hinab. Ich hatte es nicht mehr ausgehalten in dem kleinen Gebäude herum zu sitzen und meine Gedanken zu unterdrücken, also war ich ohne groß darüber nachzudenken über den in der Abenddämmerung dunkel und still daliegenden Friedhof in Richtung der Kirche geeilt. Ich wollte mit Ethuriel sprechen und mich vergewissern, dass Mia noch lebte. Ich musste sichergehen, dass mein Gefühl richtig war.

Daher trat ich nun vor das goldenen Licht und erhob meine Stimme: „Ethuriel? Zeigen sie sich! -Keine Reaktion- Ich weiß, dass sie da sind, also kommen sie hier her und lassen sie die beiden gehen sie verdammter.." Ein tadelndes Zungeschnalzen drang aus dem Schatten. „Miss Walke", sagte Ethuriel aufgesetzt freundlch, während er ins schimmernden Licht des Portals trat, „wir wollen doch wohl nicht feindselig miteinander sprechen. Wie schön, dass du gekommen bist." - „Sparen sie sich ihre Worte! Lassen sie Mia gehen, sie hat mit alldem nichts zu tun. Sie sollte wieder nach hause gehen!" - „Interessant, dass du ohne Zweifel davon ausgehst sie sei noch am Leben.

Das stimmt zwar, aber ich hätte ja nicht so gütig sein müssen sie am Leben zu lassen." - „Lassen sie sie gehen!" - „Aber das möchte sie doch garnicht. Sie bleibt viel lieber hier, bei Marc und mir." - „Das stimmt nicht! Ich bin mir sicher, dass sie lieber hier draußen wäre um zu überlegen, wie wir Marc retten können, statt mit IHNEN in der Hölle zu sitzen!" - „Sei dir da mal nicht so sicher. Sie gehorcht nun meinem Willen und euer Freund kann nichts dagegen tun, weil die Ketten diesmal sicher nicht nachgeben werden!" Ein breites Grinsen durchzog Ethuriels Gesicht.

„SIE LÜGEN!!!", schrie ich ihm entgegen und versuchte meine Stimme sicher und bestimmt klingen zu lassen, obwohl ich das Gefühl hatte mein Herz wäre mit einer Eisschicht bedeckt, die sich langsam auch über meine Lungen ausbreitete und mir das Atmen schwer machte.

„Wenn du meinst ich lüge, dann erkläre mir dich mal das: Kommt hier her!", donnerte er mit seiner tiefen Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Augenblicklich traten zwei Gestalten aus dem Schatten und stellten sich neben Ethuriel auf. „Mia, sei so nett und begrüß unseren Gast.", wandte er sich an sie und deutete dabei auf mich. Mia trat wie mechanisch an das Portal heran, wobei sie den Kopf gesenkt hatte. Dann hob sie den Blick und sah mich direkt an.

Nun gefror mein Herz vollends zu Eis, denn wer mich da ansah war nicht Mia. Das konnte sie einfach nicht sein, denn ihr sonst so freundliches Gesicht wirkte nun kalt und ausdruckslos.

Aber das schlimmste waren ihre Augen. Das sanfte, helle Braun in dem sie sonst erstrahlten war einem undurchdringlichen Schwarz gewichen. „Mia?", flüsterte ich leise und kämpfte gegen die Tränen und die Trauer an, die mich zu überrollen drohten. „Wer ist das?", fragte Mia an Ethuriel gewandt. „Das ist Jessica. Du kennst sie von früher.", erwiderte er.

„Ich erinnere mich nicht an sie.", sagte Mia mit einem abschätzigen Blick und trat stirnrunzelnd von der Lichtbarriere weg, die zwischen uns lag und von der mir nun klar wurde, dass sie nicht nur einen Raum, sondern Welten trennte. Dieser eine Satz von Mia war das schlimmste, was ich je gehört hatte. Ich konnte die Tränen nun nicht länger zurückhalten und sie rannen mir unablässig über die Wangen.

Als ich jedoch sah, dass Ethuriel grinsend da stand und zu genießen schien,was er mir angetan hatte, wandelte sich meine Trauer augenblicklich zu Wut. „Was haben sie mit ihr gemacht?!", schrie ich ihn an. „Ich habe lediglich ihr Gedächtnis ein bisschen verändert.", erwiderte er und setzte einen unschuldigen Blick auf. Er machte mich nur noch wütender.

„Warum hast du sie nicht beschützt?", fauchte ich nun Marc an. Er warf mir einen traurigen Blick zu. „Ich konnte nicht. Ehrlich Jessica ich hab es versucht aber.." Weiter kam er nicht,denn er unterbrach seine Worte mit einem Schmerzensschrei. Das Band um seine Brust glühte bedrohlich und Blut lief an seinem ohnehin schon damit getränkten Shirt hinab.

„Wie du siehst habe ich ihn genau so unter meiner Kontrolle wie das Mädchen", triumphierte Ethuriel. „Lassen sie die beiden gehen und machen sie rückgängig, was sie ihnen angetan haben!" „Mit Vergnügen." - „Was?!" - „Ich werde sie sofort gehen lassen und die Magie aufheben, wenn meine Bedingung erfüllt wurde." - „Und die wäre?", fragte ich und war mir bereits vor der Antwort sicher, dass diese mir nicht gefallen würde.

„Beende die Macht zwischen dir und dem Boten!"











Mit einem Lächeln im GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt