Der Geschmack von Blut

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Doch wie war das möglich? Vor lauter Panik begann ich zu weinen. 

Meine Mutter war tot. Sie starb im Alter von 38 Jahren bei einem Unfall, so hatte man mir gesagt. Sie war eine begnadete Bergsteigerin und nach einer Expedition kam sie nicht mehr zurück.

"Shhh, nicht weinen, Amber." , flüsterte mir eine warme Stimme ins Ohr. 

Ich verstummte. Plötzlich ging mir ein Licht auf. Doch das war unmöglich, das konnte nicht sein! Bestimmt alles nur ein Traum! 

Aber alles war so real, es kam mir nicht vor wie in einem Traum.

Und da begriff ich, so unmöglich die Situation auch war. Sie war nicht nur unmöglich, sie war völlig surreal.

Ich war immer noch Amber Shafer und ich erlebte gerade meine eigene Geburt, bei vollem Bewusstsein und den Gedanken einer 16-Jährigen.

Aber wenn ich wirklich mein 0-Jähriges Ich war, würde das ja heissen, dass ich in die Vergangenheit zurück gereist bin, bis zum Nullpunkt. Aber wie? Das Einzige an was ich mich noch erinnere, ist der Geschmack von Blut. Mehr weiss ich nicht, danach nur eine tiefe Leere.

Komisch ist aber, dass ich mich an so vieles aus meinem Leben noch erinnere: Das erste mal Plätzchen backen mit meiner Mutter, die erste schlechte Note, die ich geschrieben hatte, wie mein Hamster gestorben war...

Mir war bewusst, falls ich wirklich in die Vergangenheit gereist war, bis hin zu meiner Geburt, dass ich mir nichts anmerken lassen durfte. Wenn ich direkt nach meiner Geburt reden und laufen könnte, käme das ziemlich erschreckend und komisch rüber. Doch wie verhalten sich neugeborene Babys?

Ich hatte keine Ahnung.



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