Kapitel 11

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Kraftlos ließ ich mich auf das Hotelbett, welches kein bisschen bequem, sondern viel zu hart war, fallen. Seufzend setzte ich mich wieder auf und schaute aus dem Fenster. Die Aussicht aus diesem ließ jedoch zu wünschen übrig, denn das einzige was ich sehen konnte, waren die dunklen Straßen von New Orleans. Die Laternen, von den es meiner Meinung nach viel zu wenige gab, spendeten kaum Licht, was die Straßen noch zwielichtiger wirken ließ. Die Gegend passte jedoch zum Hotel, in welchem wir untergekommen waren. "Ich brauche kein Luxushotel mit fünf Sternen. aber zumindest ein einigermaßen gemütliches Bett und mehr als eine Lampe, die ohnehin nichts bringt." dachte ich genervt, während ich diese betrachtete. Das Zimmer war bloß in ein dämmriges Licht getaucht, wodurch die kahlen gelben Wände schaurig wirkten. Ich bewegte meine Füße nervös auf und ab. Der raum löste ein beengendes Gefühl in mir aus und ich spürte, dass mir bereits wärmer wurde. Mein Gedächtnis holte die Bilder des Verhörs mit Cummings hervor. Ich hatte es geschafft nicht unter seiner plötzlichen Berührung zusammenzuzucken und weiter zu machen als wäre nichts geschehen, so als würde es mir nichts ausmachen und in dem Moment tat es das auch nicht. Erst jetzt wo ich allein in diesem heruntergekommen Hotelzimmer saß und darüber nachdachte, tat es das. Mein Magen krampfte sich erneut stark zusammen, nachdem die Schmerzen auf der Fahrt zum Hotel nachgelassen hatten. Ich warf einen weiteren Blick auf die nächtlichen Straßen, ehe ich den Schlüssel des Hotelzimmers, ebenso wie mein Handy, in der Tasche meines Mantels verschwinden ließ und mit leisen Schritten aus dem Raum ging. Mein Vorhaben einen kleinen Spaziergang zu machen, wurde jedoch schneller unterbrochen als es mir lieb war. Vor der  Außentür vom Hotel traf ich auf Derek, der mich von oben bis unten mit einem skeptischen Blick musterte. "So spät noch unterwegs?" hakte er mit hochgezogener Augenbraue nach, woraufhin ich bloß nickte und mich anschließend an ihm vorbei drängen wollte, was Derek zu verhindern wusste. "Nicht so schnell." sagte er und versperrte die  Tür noch mehr als er es sowieso schon tat. "Derek." jammerte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "In deinem Zustand lass ich dich garantiert nicht in der Dunkelheit herumlaufen." "Ich bin schwanger und nicht todkrank." dachte ich, wobei ich mich gerade so davor bremsen konnte ihm das an den Kopf zu werfen. "Ich brauche keinen Babysitter." entgegnete ich stattdessen genervt. "Wer außer dir geht in der Nacht bei eisiger Kälte freiwillig vor die Tür?" "Da bin ich wohl die einzige." antwortete ich und rollte mit den Augen, was Derek zum Lächeln zu bringen schien. Während er mich anlächelte, machte er die Tür frei, weshalb ich endlich aus der kleinen stickigen Hotellobby kam. "Das letzte mal als du nachts allein vor einem Hotel standest..." "Ich kann mich daran erinnern." unterbrach ich ihn mit kühler Stimme. "Ich bin nicht als dein Babysitter, Aufpasser oder Beschützer hier." begann Derek, wodurch ich mich zu ihm drehte und in sein einfühlsames Gesicht schaute. "Ich bin als ein Freund hier." beendete er seinen angefangen Satz. Ich seufzte frustriert auf, da Derek es geschafft hatte die richtigen Worte zu wählen. "Gehst du ein Stück mit mir?" fragte ich deshalb, auch wenn meine Stimme nicht überglücklich klang. Er überlegte gar nicht erst, sondern setzte sich einfach in Bewegung, wodurch ich keine Chance hatte, eine Richtung vorzugeben. Wir liefen eine ganze Weile ohne etwas zu sagen nebeneinander her. Ich wusste nicht womit ich die Stille brechen konnte und war mir auch nicht ganz sicher ob ich es überhaupt wollte, denn ich kostete die Ruhe aus. Ebenso wie die Kälte, welche mich umhüllte und leicht zittern ließ. "Warum liegst du nicht im Bett?" wollte Derek plötzlich wissen und schaute mich an. "Das Hotelbett ist furchtbar." erwiderte ich und ließ meinen Blick in der Gegend herumschweifen. "Während des Verhörs." begann ich ein wenig abwesend, da mich der Nebel, der über den Straßen lag, faszinierte und gleichzeitig schaudern ließ. "Als Cummings mich zu sich gezogen hat, habe ich nichts gespürt. Keine Angst, Panik oder sonst irgendetwas. Es hat mich völlig kalt gelassen." sprach ich weiter und sah zu Derek, dessen braunen Augen mich aufmerksam anschauten. "Ich verstehe einfach nicht, weshalb ich jetzt jedes dieser Gefühle spüre." "Du hast dich darauf konzentriert ihn zum Reden zu bringen." bemerkte Derek mit ruhiger Stimme. "Was geht noch in deinem Kopf vor?" hakte er nach und tippte mehrfach sanft gegen diesen. "Es liegt nicht bloß am Hotelbett, dass ich nicht schlafen kann." sagte ich leise und stoppte, während ich tief durchatmete. "Ich habe Angst davor einzuschlafen. Ich habe Angst vor meinen Träumen Derek." fuhr ich fort. "Hast du mit jemanden über deine Träume gesprochen?" fragte er behutsam und hob vorsichtig mein Kinn an um mir in die Augen sehen zu können. Als Antwort auf seine Frage schüttelte meinen Kopf leicht. "Sprich mit jemanden Casey." bat Derek mich, wobei ich seine Hand von meinem Kinn schob und den Kopf zur Seite drehte. "Sprich mit mir. Erzähl mir wovor du Angst hast." versuchte Derek es erneut. "Ich soll loslassen und vergessen was geschehen ist, das ist was alle sagen." begann ich mit Tränen in meinen Augen. "Aber ich kann nicht loslassen und schon gar nicht vergessen. Dabei möchte ich nichts mehr als das. Vergessen und neu anfangen. Einfach alles hinter mir lassen." "Niemand behauptet, dass es leicht sei..." "Es ist so verdammt schwer." fiel ich ihm ins Wort, wobei die ersten Tränen an meinen Wangen hinunterrinnen. "Casey." sagte Derek leise und wollte meine Tränen beiseite wischen, doch ich wies ihn ab. "Ich möchte zurück ins Hotel." brachte ich leise hervor und wischte die Tränen selbst weg, während ich zurück in Richtung Hotel ging. "Du kannst jederzeit mit mir sprechen." erklärte Derek mir als wir in der kleinen Lobby des Hotels standen. Ich nickte und ließ in anschließend stehen, denn ich wollte bloß noch allein sein. Fast schon paralysiert setzte ich mich gegen die Hotelzimmertür, die ich zuvor leise geschlossen hatte. Mein Blick war starr geradeaus gerichtet und ich schien alles was außerhalb meines Blickfeldes lag zu ignorieren. Vor meinem inneren Auge sah ich Brad, wie er seine Waffe auf mich richtete und abdrücken wollte. "Hätte er es getan, wenn die anderen nicht rechtzeitig da gewesen wären?" fragte ich mich und sah schon das nächste Monster, welches kein geringes als Keith war. Auch er hielt mir seine Waffe an den Kopf. "Nur wenige Sekunden später und sie hätten mich tot gefunden." dachte ich und spürte plötzlich einen starken Druck, der mir die Luft nahm. Nicht mehr Keith war derjenige, der mich grob an die Wand drückte, sondern meinen Dad. "Verschwindet." wimmerte ich leise und schüttelte meinen Kopf. "Lasst mich in Ruhe und verschwindet endlich." brachte ich lauter hervor, während ich aufstand und hektisch meinen Mantel auszog. Ich spürte wie mein Körper sich aufheizte und bekam das Gefühl von innen zu verbrennen. Hastig stürmte ich zum Fenster, welches ich aufreißen wollte. "Komm schon." flüsterte ich und zog daran, doch es klemmte und ließ sich nicht öffnen. "Es fühlt sich an als ob die ganzen Erinnerungen und Bilder mich überfluten. Als würde ich von ihnen unterwasser gezogen werden und bitterlich ertrinken." ging es mir durch den Kopf, welcher zu schmerzen begann. Ohne zu überlegen verließ ich erneut das stickige Zimmer. "21, 22, 23." murmelte ich, während ich den Gang entlang lief und vor einer der Türen stehen blieb, an welcher ich anklopfte. Mit einem mal wurde die Tür vorsichtig geöffnet. "Ich brauche dich." brachte ich hervor und sah Spencer, der mich einfach in sein Zimmer zog, flehend an. Er schloss dir Tür, sagte nichts und nahm mich in den Arm. Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen, welche schon kurz darauf auf Spencer's Hemd sammelten. "Versprich mir mich nicht loszulassen." wimmerte ich leise, woraufhin Spencer mich näher an sich zog. "Ich verspreche es dir." flüsterte er und gab mir einen kaum spürbaren Kuss auf meinen Haaransatz. Spencer's Nähe führte dazu, dass mein Herzschlag und meine Atmung sich wieder normalisierte und die Bilder langsam verblassten. Mit seinen Händen strich er sanft über meinen Rücken, was eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Ich nahm meinen Kopf von seiner Brust und schaute ihn völlig verweint an. "Ich möchte nicht allein sein." sagte ich so leise, das meine Stimme bloß nach einem kläglichen Flüstern klang. "Du bist nicht allein." erwiderte Spencer ebenfalls in einem Flüsterton und schlang seine Arme behutsam enger um mich. Für einen Augenblick schauten wir uns einfach nur in die Augen, bis ich mich leicht auf Zehenspitzen stellte und meine Lippen vorsichtig auf seine legte. Spencer erwiderte den zaghaften Kuss und schloss seine Augen, was ich ihm gleich tat, während ich meine Arme mehr um seinen hals schlang. Der Kuss blieb sanft und ohne jeglichen Forderungen nach mehr, weder von Spencer's Seite, noch von meiner. In diesem Augenblick war alles vergessen. Ich dachte nicht nach, sondern genoss die Nähe zu Spencer, den vorsichtigen Kuss und seinen behutsamen Griff um meine Taille. Nur zögernd ließen wir voneinander ab und sahen uns anschließend in die Augen. Die Stille die über uns lag war entspannend und tat mir gut. Der Mann in dessen Armen ich lag tat mir gut. "Wir sollten schlafen gehen." sagte er leise, woraufhin ich zögernd nickte, denn ich wollte mich nicht von ihm trennen. "Ihn am liebsten nie wieder loslassen." dachte ich, während ich genau das Gegenteil tat. "Ich bin gleich wieder bei dir." teilte Spencer mir mit und strich mit seinen Daumen über meine Wangen und wischte, somit die letzten Tränen beiseite. Gleichzeitig befreite er meine Wangen von dem Nässegefühl, welches sich zuvor durch die Tränen gebildet hatte. "Bitte bleib nicht lange weg." bat ich Spencer, der schon fast im Bad verschwunden war, leise. So leise, dass Spencer meine Bitte nicht gehört hatte und nun die Badezimmertür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Ich überlegte einen Moment, ehe ich mir meine Stiefel auszog und mich ins Bett, welches genauso ungemütlich wie meins war, legte und die leichte Decke bis zu meinem Kinn hochzog. Es hatte angefangen zu gewittern, was mir erst in diesem Moment auffiel. Ich mochte den Regen, die grellen Blitze und den lauten Donner, wenn es gewittert, doch nicht so. Nicht wenn ich mich allein in einem angsteinflößendem Hotelzimmer befand, indem es viel zu finster und gespenstisch war. Ich atmete erleichtert auf als Spencer aus dem Badezimmer trat. Er hatte sein Hemd gegen ein schlichtes dunkel graues T-Shirt eingetauscht und trug eine rot karierte Pyjamahose. "Alles in Ordnung?" hörte ich ihn fragen, weshalb ich ihm nun direkt in seine braunen Augen schaute, mit denen er mich besorgt musterte. "Alles in Ordnung." log ich, wobei ich wusste, das Spencer meine Lüge sofort durchschaut hatte, da meine Stimme mehr als unsicher klang. "Weshalb bist du zu mir gekommen?" hakte Spencer nach, während er ebenfalls ins Bett kam. "Ich hatte Angst." erwiderte ich leise und rückte näher an ihn heran. "Du hast noch immer Angst." stellte Spencer fest. Während ich mich aufsetzte, schüttelte ich meinen Kopf und wollte ihm gerade widersprechen als ein heller Blitz den dunklen Raum erleuchtete, ein lauter Knall, der mich erschrocken zusammenfahren ließ, folgte darauf. "Vielleicht habe ich ein wenig Angst." gab ich kleinlaut zu, woraufhin Spencer mich an sich zog. "Und es ist in Ordnung." sagte er und küsste meine Stirn. "Ich habe..." fing ich an, brach jedoch gleich wieder ab. Mir fehlten die Worte, um Spencer zu erklären, was mir Angst machte. Ich konnte nicht erklären, woran ich gedacht hatte. "Shhh." flüsterte Spencer, während er mich in seinem Arm hielt, nachdem er sich zuvor seitlich hingelegt hatte. "Ich dachte, dass man Alpträume bloß haben kann, wenn man schläft." begann ich von vorn und schmiegte mich näher an ihn. Wir waren uns so nah, dass ich seinen regelmäßigen Atem sanft auf meinem Gesicht spürte. "Ich konnte meine Gedanken nicht kontrollieren. Ich hatte keine Kraft gegen die Bilder meines Verstandes anzukämpfen." erklärte ich Spencer frustriert und fühlte bereits, dass ich erneut den Tränen nah war. Ich sah wie Spencer seinen Mund öffnete um mir eine Antwort zu geben, doch ich schüttelte leicht meinen Kopf und legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen, welche ich unglaublich gern hatte. "Können wir aufhören zu sprechen?" fragte ich ihn vorsichtig und nahm meinen Zeigefinger wieder von seinen Lippen. "Wir können machen was auch immer du möchtest." sagte er, wobei seine Stimme einfühlsam klang. Spencer nahm meine Hände behutsam in seine. Mir fiel erst jetzt auf, wie kalt meine Hände waren. Doch nicht nur meine Hände waren Eisblöcke, mein kompletter Körper fühlte sich schrecklich kühl an. Spencer ließ abrupt meine Hände los und verließ das Bett. Mit einem fragendem Blick folgte ich seinem Handeln, welches darin bestand seinen dunkelblauen Mantel hervorzuholen und das Licht auszuschalten. "Eines der schlechtesten Hotels, indem ich bisher war." teilte Spencer mir mit, nachdem er sich wieder zu mir ins Bett gelegt hatte und mir seinen Mantel überreichte. Diesen zog ich sofort an, wobei ich auf meine Kleidung, die noch immer aus meiner schwarzen Bluse und meiner blauen Jeans  bestand, aufmerksam wurde. "Die Heizung funktioniert leider nicht." fügte Spencer hinzu und sah mich mitleidig an. "Es geht schon." erwiderte ich, während ich mich erneut an ihn kuschelte, was Spencer nicht zu stören schien. Eher im Gegenteil, da er mich so nah es ging an sich zog und mit einem kleinen Lächeln seine Augen schloss. "Gute Nacht Spence." sagte ich leise, woraufhin er seine Augen wieder öffnete. "Gute Nach Case." flüsterte er. Spencer's Stimme war das letzte was ich hörte, bevor ich friedlich in seinen Armen einschlief.

Glücklich darüber einen ruhigen Schlaf gehabt zu haben, schlug ich meine Augen auf, um festzustellen, dass Spencer noch tief und fest schlief. "Selbst, wenn er schläft sieht er wunderschön aus." dachte ich und konnte nicht anders als ihm sanft durch seine verwuschelten Haare zu streichen, wodurch Spencer's Mundwinkel langsam nach oben gingen. "Ich liebe dich." flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf seine Stirn. Widerwillig schob ich meine Seite der Bettdecke beiseite und quälte mich aus dem warmen Bett, welches im nachhinein gar nicht so ungemütlich gewesen war, wobei es wahrscheinlich eher an Spencer's Nähe lag. Mit einem verträumten Blick betrachtete ich Spencer und wünschte mir, dass ich mich einfach wieder zu ihm ins Bett legen könnte, doch mein Verstand gewann die Oberhand, weshalb ich meine Stiefel nahm und notgedrungenerweise das Zimmer verließ, um in mein eigenes zurückzukehren. Das erste was ich in diesem tat, war mein Handy zur Hand zunehmen, um mein Zeitgefühl wieder zu erlangen. "Ich habe noch genügend Zeit, bevor JJ mit mir zum Präsidium fährt." sagte ich, mit Blick auf die Uhrzeit, leise zu mir selbst und entschied mich somit kurz duschen zu gehen. Überrascht darüber kein warmes Wasser auf meiner Haut zu spüren, sondern eiskaltes, welches von oben auf mich hinab prasselte, zuckte ich erschrocken zusammen und schaltete es schnell ab. Ich brauchte einen Moment bis ich den Schock überwunden hatte und mich traute das Wasser erneut anzuschalten, wobei ich mich als ich es dieses mal tat, nicht direkt unter die Brause stellte. Nachdem ich ein wenig gewartet hatte, wurde das Wasser langsam wärmer und ich konnte endlich ohne Probleme duschen. Ich beeilte mich nicht, sondern ließ mir eine Menge Zeit, was mir auffiel als ich mich frisch geduscht auf das Hotelbett setzte und auf mein Handy schaute. "Mist." fluchte ich, während ich mein Handy aufs Bett fallen ließ und mich im Badezimmer umzog, meine Haare föhnte ich und bemühte mich diese anschließend irgendwie hochzustecken. Gerade als ich aus dem Bad trat, klopfte es an der Tür, die ich ein wenig hektisch aufriss. "Guten morgen." begrüßte JJ mich lächelnd und betrat das Hotelzimmer. "Morgen." murmelte ich bloß und suchte den Raum nach meinen Stiefeln ab. "Suchst du was?" fragte JJ, woraufhin ich abwesend nickte. Meine Stiefel, aber schon im gleichen Moment fand ich diese neben dem Bett wieder. "Hat sich erledigt." antwortete ich froh. "Hast du dich ein wenig erholt?" wollte JJ wissen und musterte mich aufmerksam. "Hab ich." erwiderte ich lächelnd und zog mir meine Stiefel an. "Was hältst du von Frühstück, bevor wir zum Police Department fahren?" hakte ich nach. "Frühstück klingt toll."  

"Unser gesuchter Täter ist zwischen 20 und 25 Jahren." begann Dave mit dem Profil, welches außer mir auch JJ, Detective Farell und etliche Polizisten das erste mal zu hören bekamen. "Wie können Sie das Alter des Täters so genau einschätzen?" fragte ein jünger aussehender Beamter, bei dem ich darauf tippte, dass er noch nicht allzu lange im Polizeidienst tätig war. "Anhand seiner Vorgehensweise." beantwortete Derek seine Frage. "Da seine bisherigen Opfer sich ziemlich ähnlich sahen, gehen wir davon aus, dass sein eigentliches Ziel noch vor ihm liegt." machte Hotch mit ernster Stimme weiter und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. "Sein eigentliches Ziel?" hakte ein älterer Polizist nach. "Vielen Tätern geht es bei ihren Morden bloß um ein Opfer, sie trauen sich jedoch nicht sofort an dieses heran. Aus diesem Grund töten die meisten oft Menschen, die ihrem Opfertyp ähneln, um so ihr Selbstvertrauen zu steigern und sich dann an ihr eigentliches Ziel der Wut zuwagen." erklärte Spencer stark gestikulierend, was ich leicht lächelnd verfolgt hatte. "Wir nennen dies oft ihr Endspiel." fügte JJ hinzu. "Bei diesem ist es den Tätern meistens egal, ob sie lebendig aus der Sache herauskommen." fuhr Dave fort. "Wie schätzen Sie unseren Täter ein?" ertönte eine Frauenstimme aus der hintersten Reihe. "Wir denken, dass es bei ihm ebenfalls so ist." antwortete Hotch. "Wir suchen außerdem nach jemanden, der sich lieber aus Sachen heraushält und bisher nicht aufgefallen ist." sprach er anschließend weiter. "Ein Einzelgänger." brachte Derek es auf den Punkt. "Er trägt eine Menge aufgestauter Wut in sich. Diese lässt der Täter raus, indem er mehrfach auf seine Opfer einschlägt." sprach JJ weiter, woraufhin ich sie verwundert anschaute. Es schien als wüsste sie bereits über das Profil bescheid und wäre eingeweiht. "Was ist mit der Säure?" wollte Detective Farell wissen, wobei sie Hotch ansah. "Die Säure wird uns helfen ihn schneller zu finden." sagte dieser nur knapp. "Das ist alles?" hakte Detective Farell mit hochgezogenen Augenbrauen nach. "Unsere technische Analystin kümmert sich darum und versucht herauszubekommen, wer an die Säure herankommt und schickt uns Namen und Adressen, sobald sie soweit ist." antwortete Hotch schroff und wandte sich wieder an die Polizisten, die sich im Großraumbüro versammelt hatten. "Falls es neue Erkenntnisse geben sollte, teilen wir Ihnen diese schnellstmöglich mit. Vielen Dank." mit diesen Worten beendete er die Bekanntgabe des Profils, welches deutlich geringer als sonst ausgefallen war.

Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie. - Erich Kästner


The heart wants what it wants// criminal mindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt