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Jegliches Blut entweicht aus meinem Gesicht. Verdammt. Ich habe ihm zu viel erzählt, viel zu viel. Wie komme ich jetzt aus dieser Situation heraus? So sehr ich ihm auch die ganze Wahrheit erzählen würde, ich kann nicht. Ich habe tiefe Gefühle für Josh entwickelt und würde niemals wollen, dass er wegen mir in den Knast kommt. Und Matt würde ihn hundert prozentig umbringen. Erschöpft seufze ich auf und erwidere seinen Blick schweigend. Ich weiß nicht, was ich auf seine Vermutung erwidern könnte. Matt zieht eine Augenbraue hoch und tritt ein wenig näher. "Habe ich recht?" Ja... "Nein", antworte ich schließlich leise und schüttele den Kopf zur Bekräftigung meiner Worte. Am liebsten würde ich mir eigenhändig eine Scheuern. Wie kann ich meinem besten Freund so schamlos ins Gesicht lügen? Was ist nur aus der Jennifer geworden, die ich früher einmal war? "Wie kommst du darauf, dass es ein Lehrer sein könnte?", hake ich naiv nach und mustere meine Hände mit großem Entsetzen. Sie sehen einfach katastrophal aus. Trotzdem, das war es wert. Für ein paar Sekunden konnte ich meine Gedanken und Gefühle erfolgreich verdrängen und bekämpfen. "Na ja, seit Joshua an unserer Schule unterrichtet, sind doch alle Mädchen total verrückt geworden...", erläutert er ein wenig unschlüssig und tritt von einen Fuß auf den anderen. Offenbar hält er mich nicht für eines dieser Mädchen. Oder er will mich für keines davon halten. "Nun, Mr. Brown ist nicht so meins", lüge ich weiter und setze einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf. Überrascht blickt er mich an: "Ich hätte niemals gedacht, dass ich diesen Satz jemals von einer Frau zu hören bekomme." Ich für meinen Teil hätte niemals gedacht, dass ich solch einen Satz aussprechen würde. Er entspricht der Wahrheit nicht im Geringsten. Josh ist mehr als nur in meinem Typ und ohne Zweifel der attraktivste Mann auf diesem Planeten...neben Nick Bateman natürlich. "Ich bin nun mal einzigartig", scherze ich schulterzuckend und zwinge mich zu einem Lächeln. Es fühlt sich irgendwie gut an. "Das stimmt", bestätigt er grinsend und legt einen Arm um mich. "Darf ich die Lady nach Hause begleiten?", fragt er gespielt seriös und zwinkert mir von der Seite zu. Er schafft es immer wieder mich in mehr oder weniger schrecklichen Situationen erfolgreich zum Lachen zu bringen. "Die Lady...", ich entledige mich seines Arms. "...ist verschwitzt und muss duschen. Anschließend darf der edle Ritter sie aber sehr gerne begleiten."

Leise vor mich hin summend sitze ich auf Claires und meinem gemeinsamen Balkon, dessen Aussicht sich auf unseren kleinen "Schulpark" voller Bäume und anderer Pflanzen begrenzt. Hier verbringe ich meistens meine Sommerabende. Manchmal alleine, wenn ich meine Ruhe haben will, und manchmal mit meinen Freunden. Wie jetzt zum Beispiel. Matt sitzt mit geschlossenen Augen neben mir und hält sein Gesicht in die untergehende Sonne. "Das ist total langweilig", kommentiert er plötzlich gähnend. Erneut lache ich leise los. Seine Gesellschaft entspannt mich sehr. "Ernsthaft, Jen! Wie kann man bei so etwas bitteschön abschalten? Das ist wie in diesen Kursen, die meine Mom beusucht...", er räuspert sich hörbar und legt mit seinem Dialog los. "Strecken Sie Ihr Gesicht unserer Freundin, der Sonne entgegen. Ja, genau so. Spüren Sie wie sie durch ihre magischen Kräfte versucht mit Ihnen in Kontakt zu treten? Spüren Sie es???" "Echt jetzt? Unsere Freundin, die Sonne?", japse ich atemlos, was wohl mit meinem unkontrollierbaren Lachkrampf zusammenhängt. Er dreht den Kopf zu mir und nickt heftig: "Ohne Scheiß. Die spielen Gottesanbeter oder so...du würdest sie dabei nicht sehen wollen. Das Beste daran ist, dass die das alles total ernst nehmen! Wenn du auch nur versuchst dich darüber lustig zu machen wirst du verflucht und Gott weiß was nicht noch alles." Zugegebenermaßen würde ich gerne mal Zeugin eines solchen Treffens werden. Auch wenn ich mich wahrscheinlich tot lachen und den Hass aller Mitglieder auf mich ziehen würde. Oh Gott... "Danke, Matt", sage ich plötzlich, worauf ich einen verständnislosen Blick seinerseits kassiere. "Dafür, dass du mir aus meinem Gefühlstief geholfen hast." Er winkt ab. "Bedank dich doch nicht. Ich hasse es nun mal mein JennyBaby unglücklich zu sehen. Du hast mir übrigens immer noch nicht erzählt, wer dieser Arsch ist", auf einmal klingt er etwas ernster. Mein schlechtes Gewissen meldet sich augenblicklich wieder zurück. Oh Mann... "Ich würde es dir gerne sagen, Matt, wirklich...aber ich kann nicht. Verstehe mich in dieser Hinsicht bitte." Er öffnet den Mund, als wolle er etwas entgegnen, entscheidet sich aber dagegen und seufzt. "Okay. Aber nur weil du's bist. Falls ich dich aber nochmals so erleben sollte, werde ich ihn kastrieren, ja?", ich höre deutlich heraus, dass es nicht so ganz als Spaß gemeint war und nicke um ihn zu beruhigen. Ich weiß ja ohnehin, dass sich das Ganze wiederholen würde. So muss es ja schließlich sein zwischen mir und Josh. Deprimiert werfe ich einen Blick über das Geländer hinweg, wo gerade ein Mädchen mit einem kleinen Hund spazieren geht, der ihr alles andere als gehorcht. Als er ein weiteres Mal die Flucht ergreift, vernehmen wir die frustrierte Stimme der jungen Frau. "Nick! Nicholas Kevin, komm sofort zurück!!!" Matt und ich sehen uns an und brechen in schallendes Gelächter aus. Ein Nick Bateman Fangirl. Eines, das ihren Hund nach ihm benennt. Das ist einfach köstlich. Matt, der von meiner Liebe zu Nick Bateman vom ersten Moment an wusste, kugelt sich vor Lachen auf dem Boden. Dieser Tag war wohl doch kein ganz so großes Desaster, wie ursprünglich gedacht.


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