Kapitel 36

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Kapitel 36

Im Schloss herrschte ein unglaubliches Chaos. Der König ließ seine ganze Armee nach seiner Tochter suchen. Er war überzeugt davon, dass Niall (den er nur noch Bastard naannte), Mirabella entführt hatte. Sie hatten ihr Kleid gefunden, wie es zerrissen und schmutzig im Wald gelegen hatte.

Die Königin suchte immer nach Neuigkeiten. Ihr Mann wollte ihr nichts sagen, dass ihr noch mehr Angst machen würde. Sie war schon so zu zerbrechlich. Sie aß und schlief fast nicht mehr und saß oft im Zimmer ihrer geliebten Tochter. Es sah noch immer so aus, wie die Prinzessin es zurückgelassen hatte - zerbrochene Vasen, zerrissene Bettlaken und die zerbrochene Truhe waren alle Opfer von dieser leidenschaftlichen Wut gewesen.

Während die Prinzessin also rebellierte und sich verliebte, versuchte die Königin, nicht aufzugeben. Die Schuld, dass sie die Königinnen-Karte gezogen hatte, saß tief und aß sie von innen heraus auf. Es war so, als würde sich ein Messer immer und immer wieder in ihre Brust rammen, bis sie sich selbst überzeugt hatte, dass sie der Grund war, warum Mirabella gegangen war.

Wenn sie doch nur mehr Verständnis gezeigt hätte, wenn sie nur für ihre Tochter da gewesen wäre. Die Königin wusste, wie es war, wenn man jung und verliebt war. Sie hatte es in den Augen ihrer Tochter gesehen, als sie Nialls Kopf in ihrem Schoß gehalten hatte, nachdem ihm die Kette abgerissen worden war.

Der König war von Entführung überzeugt, doch die Königin wusste es besser. Auch wenn der König ihr keine Informationen gab, wusste sie, dass Mirabella sich in Niall verliebt hatte, noch bevor Mirabella es sich selbst eingestanden hatte.

So wie das Mädchen ihn verteidigt hatte, und seinen Namen geschrien hatte, als er aus der Halle geführt worden war, war es klar, dass ihre Gefühle stark waren. Es war verfolgend, fast schon süß, doch er war noch immer das gefrorene Herz, ein Monster, und die Königin würde alles tun, um ihre Tochter vor ihm zu beschützen.

Die letzten Worte ihrer Tochter wiederholten sich immer wieder in ihren Ohren.

„Fass mich nicht an. Ich hasse dich."

„Eure Hoheit.", rief jemand, als er ins Zimmer kam und riss die Königin somit aus ihren Gedanken.

Es war Lord Tomlinson. Der König hatte ihm angeboten, ihn mit einem Schiff wieder zurück nach Tussel zu bringen, doch er hatte abgelehnt. Er würde nicht weggehen, ehe die Prinzessin gefunden worden war. Es war offensichtlich, dass er sie mochte. Seine Treue war klar. Er hatte die Soldaten in der Nacht begleitet, als sie verschwunden war, und seitdem kaum mehr geschlafen.

Die Königin blickte hoch. Sie wirkte nicht mehr graziös. Ihre Schultern hingen runter und ihre Haare waren unordentlich. Es stimmte nicht, was sie Mirabella gesagt hatte; in erster Linie war sie immer noch Mutter. Eine sehr besorgte Mutter. Eine Mutter, die Angst um die Sicherheit ihrer Tochter hatte.

Lord Tomlinson räusperte sich und platzierte seine Hände hinter seinem Rücken. Er drehte sich zu jemandem im Flur um. „Doktor.", rief er, und ein Mann kam ins Zimmer.

Seine Kleidung war schmutzig und seine Haare verwuschelt. Die Lippen der Königin öffneten sich, und sie fragte sich, warum er hier war, aber auch, wie sehr er sich verändert hatte, seit sie ihn gesehen hatte. Sie fühlte sich schuldig und versuchte schwer, nicht zu weinen.

„Ihr geht es gut.", waren die ersten Worte aus seinem Mund, als er zur Königin lief. Ihre Augen wurden groß und sie schluchzte erleichtert auf.

Annie hatte ihr vor über einer Woche gesagt, dass sie die beiden getroffen hatte, doch sie wurde immer besorgter, als sie nichts mehr hörte. Sie wusste nicht, woher oder wie der Arzt etwas wissen konnte, doch es war schön, zu hören, dass es ihr gut ging.

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