Kapitel 75

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Kapitel 75

Mirabella's POV

Das konnte nicht wahr sein. Alles zerfiel, noch ehe es richtig begonnen hatte. In meinen Augen brannten Tränen und mein Herz fühlte sich schwer an. Ich konnte kaum atmen.

Corin drehte sich um und sah Niall. Sie spannte sich an und hob leicht ihr Kinn. Ich war hinter ihr und konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch etwas hatte sich verändert. Nialls Augen leuchteten und waren wütend und beschützerisch.

Sie hatte mich eine Hure genannt.

Sie hatte mir nicht einmal die Chance gegeben, alles zu erklären. Nun kam die Erklärung in Form eines Mannes, der eigentlich im Verließ sein sollte. Ich glaubte nicht, dass Corin wusste, wer er war, doch es war klar, was wir getan hatten. Das war nicht mehr abzustreiten.

Die Stille war lang und angespannt, als Corin Niall anschaute, der jedoch mich ansah. Ich schluckte nervös. Es bräuchte nur ein Wort von Corins Lippen, und der Wächter würde hineinkommen und die Szenerie vor ihm sehen. Ein Wort.

Ein verdammtes Wort.

Als sie ihren Mund öffnete, kam nur ein Wort heraus, doch es war nicht jenes, welches ich erwartet hatte. Sie rief nicht nach den Wächtern oder meinen Vater. „Oh.", sagte sie.

„Corin.", begann ich sanft, und wusste nicht sicher, was ich sagen sollte. Es war klar, was geschehen war, doch sollte ich ihr alles erzählen? Nur meine Dienstmädchen wussten noch von der Schwangerschaft. Je mehr davon wüssten, desto gefährlicher würde alles werden.

Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und versuchte, zu vergessen, wie sie mich nur Momente zuvor behandelt hatte. Sie war aufgewühlt wegen Lord Tomlinson und ich wusste, dass sie verletzt war. Sie hatte gedacht, dass es meine Schuld war.

Nun ja, das war es ja eigentlich auch - doch nicht auf die Weise, wie sie angenommen hatte.

Ich sah Nialls Blick und seine Frage darin. Ich kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass er mich fragte, was ich tun wollte. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte keine Ahnung.

Ich sah Corins Reaktion nicht. Irgendwie verhielt sie sich komisch, doch ich wusste nicht, warum. Kälte lag in der Luft und ich sah Niall an, doch er war mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt.

Die Stille war unerträglich und ich fragte mich, wie ich reagieren sollte.

Was sollte ich sagen? Ich wusste nicht, wo ich anfangen oder enden sollte. Ich wusste nicht, wie viel ich ihr sagen konnte - oder ob ich ihr überhaupt etwas sagen sollte.

Es war schließlich Niall, der die Stille brach. Er blickte von mir weg und fuhr sich über den Kopf, ehe er einen Schritt auf Corin zutrat. Er verneigte sich leicht.

„Prinzessin Corin.", grüßte er sie zögerlich.

Sie nickte leicht, ehe sie sich zu mir umdrehte. Ihre Augen waren mit etwas gefüllt, das ich nicht verstand, und ich fragte mich, ob ich sie überhaupt schon einmal so gesehen hatte. Sie leuchteten, doch waren dann dämmrig. Ihre Lippen bewegten sich nach unten, als sie mich anstarrte.

Damit wusste ich, dass ich es nicht vor ihr verstecken konnte. Das Geheimnis für mich zu behalten wäre gefährlicher. Das würde nur zu Gerüchten führen, die ich nicht kontrollieren konnte. Die Wahrheit hingegen war zu kontrollieren.

Aber wo sollte ich anfangen?

Ich sah, dass sie darauf wartete, dass ich etwas sagte. Meine Augen fuhren nervös zu Niall, der ebenfalls wartete. Er wusste nicht, wie viel ich sagen wollte, also blieb er still.

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