Kapitel 53

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Kapitel 53

Mirabella's POV

Ein saurer, bitterer Geschmack erschien in meinem Mund und die Frau gab mir Mintblätter, um darauf zu kauen. Ich hatte mich noch nie zuvor in meinem Leben übergeben und ich hasste es. Ich fühlte mich schmutzig und eklig.

Aber zwei Stunden später lehnte ich mich aus dem Fenster unseres Raumes und tat das gleiche erneut.

Was stimmte nicht mit mir? Ich verbrachte den Tag im Bett und hielt mir an meinen schmerzenden Bauch. Es kam immer wieder in Wellen - in der einen Minute war alles gut und dann tat es verdammt weh.

Ich hatte vieles im letzten Monat durchgemacht, doch das hier war das Schlimmste. Zum ersten Mal seit Wochen wollte ich nach Hause gehen. Ich wollte, dass mir der königliche Arzt eine Medizin gab. Ich wollte mein kuschliges Bett. Ich wollte, dass meine Mutter mir ein Schlaflied sang.

Ich hatte Heimweh und ich hasste es. Ich liebte es, bei Niall zu sein. Ich liebte seinen Beschützerinstinkt und seine Eifersucht und, dass er mich brauchte. Ich liebte es, gewollt zu sein. Ich liebte es, wie er mich behandelte. Gott, ich liebte ihn.

Aber ich wollte dennoch irgendwie nach Hause. Im Wald und in der Hütte zu leben hatten mir nichts zum Vermissen zu geben. Doch nun hatten wir ein Bett, etwas zu essen und Waschutensilien.

Und ich hatte viel mehr Heimweh, als ich es jemals zugeben würde.

Niall lief die ganze Zeit umher und fragte immer, was ich haben wollte. Er brachte mir warme Milch, doch sie war zu dickflüssig. Er brachte mir mehr Kissen, doch es war noch immer nicht gemütlich.

Schließlich bat ich ihn einfach, sich neben mich zu legen.

Er zögerte, doch dann legte er sich neben mich und zog mich an sich, ehe er mit seinen warmen Händen vorsichtig über meinen Bauch strich.

Innerhalb von zehn Minuten war ich eingeschlafen.

***

„Du lügst mich jetzt besser nicht an."

Nialls wütendes Flüstern weckte mich auf und ich wusste nicht, ob ich noch schlief, oder träumte.

Die Stimme der Frau war sanfter und ruhiger. „Ich habe keine Angst. Er-"

Ich werde ihn töten."

Etwas zerbrach, weshalb ich aufwachte und ich sah, wie Niall wohl wütend gegen den Schrank geschlagen hatte, denn er blutete. Doch es schien ihm egal zu sehen. Ich jedoch machte mir Sorgen. Ich stand auf und lief zu ihm, meine Schmerzen waren vergessen.

Die Frau blickte ihn böse an, doch Niall blickte mich wütend an, als hätte ich etwas falsch gemacht. Ich zögerte und zog ihm dann langsam die Splitter aus der Hand. Er ließ mich.

Sie waren still. Ihr Gespräch hatte aufgehört, als sie realisiert hatten, dass ich wach war. Das war das dritte Mal, dass ich ausgeschlossen wurde und ich hasste es. Ich konnte schon damit umgehen, was auch immer es war. Ich war in einem Schloss aufgewachsen. Ich sprach drei Sprachen. Ich war gebildeter als die beiden zusammen.

Ich glaubte ich konnte gut mit dem umgehen, was sie mir verschwiegen.

Doch meine Stimme war dennoch schwach, als ich sprach.

„Was ist los?", fragte ich und band ein Stück Stoff um Nialls Hand. Ich blickte ihn an und sah, dass seine wütenden Augen nun auf den Boden blickten.

Die Frau sprach zuerst. „Niall, sie wird es früher oder später herausfinden."

Es verging noch ein Moment, ehe er sich regte. Er zog seine verwundete Hand aus meinem Griff und drehte sich von mir weg. Er machte mir Sorgen. Was war so schlimm, dass er mir nicht in die Augen sehen konnte? Was machte ihn so wütend?

Frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt