8. Stress

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*Wieso lügst du?*,fragte mich Taylor scheinbar verletzt.

*Du kannst mir doch vertrauen*

*Ich weiß*,antwortete ich langsam und aß weiter ohne ihn anzusehen.

Er umklammerte sein Messer ziemlich stark, sodass seine Fingerknöchel weiß hervorstachen. Luxor stupste ihn mit den Ellbogen an.

"Was ist Taylor? Iss weiter",murmelte er leise.

Er sagte nichts und schien mich in dem Moment mit dem Messer wirklich abstechen zu wollen.

Hmpf. Soll er doch.
Halt, warte! Seit wann denke ich so 'nen Mist?

Seufzend lud ich mir noch mehr auf meinen Teller.

"Du isst wie ein Mähdrescher!",stellte Seth grinsend fest.

"Ein Maultier- Mähdrescher! Die perfekte Werbung für einen Staubsauger!",rief Andrew lachend.

Ich warf ihm giftige Blicke zu.

"Ein Wort noch und du kriegst deinen Mähdrescher zu Weihnachten",fauchte ich zurück und schnaubte.

"Uhhh! War das eine Kampfansage?",fragte er frech grinsend nach.

Mein Gott! Der war ja noch schlimmer als Emily!

Ich sah ihn langsam wieder an. Mein Blick war wütend, doch trotzdem gleichgültig.

"Ach, mach was du willst",knurrte ich und schob mir Reis in den Mund.

Luxor sah zwischen uns beiden hin und her.

"Keiner kämpft ohne meine Erlaubnis. Außerdem ist es unfair: Du kannst dich wandeln, doch Lou nicht",sagte er mehr zu Andrew als zu mir.

Autsch. Das tat weh..

Ich sah kurz zu Taylor hoch, der seinem Vater einen warnenden Blick zuwarf und mich dann musterte. Ich aß so normal wie möglich weiter und leerte meinen Teller in schon ein paar Minuten. Danach stand ich auf und trug ihn zur Spüle. Gerade wollte ich den Rest meines Wassers austrinken, als mir wieder Teller hingehalten wurden. Etwas angespannt sammelte ich alle wieder ein und stellte sie auf meinen Teller, auf die Spüle. Seth rülpste und Andrew tat es ihm gleich. Ich schlug beide mit dem Geschirrtuch auf den Kopf.

"Manieren!",knurrte ich und sah abwartend zu Luxor, der mir einen vielsagenden Blick zuwarf.

Ich seufzte erneut.

"Jaja, ich geh schon.. Besprecht ruhig euer Werwolfzeugs",grummelte ich und schlenderte aus der Küche.

Randvoll ging ich den Flur nochmals entlang und fand mich vor einer Treppe wieder. Diese stieg ich hinauf in den zweiten Stock. Dort war genau derselbe Flur wie im Erdgeschoss, doch hier war es praktisch eine Allee von Rüstungen. Ich ging mit den Händen in meinen Hosentaschen an den Rüstungen und auch an den verschiedensten Türen vorbei. Rechts neben mir war Luxors Büro, gegenüber das Schlafzimmer von Clarissa und ihm. Neben dem Schlafzimmer lag natürlich Charlottes Zimmer, das einmal Taylors Zimmer war. Ich schluckte meine Kindheitserinnerungen hinunter und lächelte leicht. Neben Luxors Büro war eine Abstellkammer und neben der Abstellkammer das Bad für diese Etage. Im Erdgeschoss gab es natürlich auch eins.
Gegenüber dem Bad war das Zimmer von Josh. Natürlich war das Zimmer neben Josh das von seinen zwei Brüdern. Nur weil sie Zwillinge waren hatten sie das größte Zimmer von allen- und dazu ein Bad in ihrem Zimmer. Das Zimmer gegenüber Josh war das von Taylor und mein Zimmer lag neben Taylors. Am Ende des Ganges war wieder ein Treppe. Diese führte zum zweiten Stock oder Dachboden- wie auch immer man es nennen wollte. Für uns alle war das eher ein Rückzugsort, denn dort waren Clubsessel verteilt und über den Clubsessel deckenhohe Bücherregale. Unsere Dachboden war eine kleine Bibliothek- und für mich das Paradies. Dort konnte ich ungestört für einen schwierigen Test lernen oder irgendwas über meine Rasse nachlesen. Naja, in den Büchern, die Luxor nicht konfisziert hat.. Und das waren nur zwei oder so..

Zuerst spielte ich mit dem Gedanken nach oben zu gehen und in einem der Clubsessel zu chillen, doch dann ging ich doch in mein Zimmer. Ich hatte eine dringende Dusche nötig. Seufzend betrat ich mein Zimmer und schloss die Tür. Wie jedes Mal sah ich mich um und lächelte. Gleich neben der Tür war mein vollgeräumter Schreibtisch und daneben mein Kasten.
Ungefähr drei Meter vor dem Kasten mein großes, breites Bett. Daneben, zwischen Wand und Bett, war ein Nachttisch mit zwei Schubladen. In einer waren Medikamente und auch Bandagen- für den Fall der Fälle. In der unteren war nichts. Auf dem Nachttisch war eine kleine Leselampe und daneben das Buch 'Herr der Ringe' das wir gerade in Deutsch lasen. Mit etwas Abstand neben meinem Bett war ein hölzernes Regal, wo ganz oben irgendwelche Bücher und Hefte eingeordnet waren. Unter der ersten Etage war ebenso fast gar nichts. Eine kleine Ansammlung von Mineralien lagen wiederum geordnet auf dem Regal. Daneben war ein Wackelkopf von Shelton aus Big Bang Theorie, unter dem 'Bazinga!' stand. Neben meinem Plastik- Shelton lag ein 'Rubiks Cube', den ich noch immer nicht gelöst hatte.
Ich ließ meinen Blick zum Fenster schweifen, das zwischen Bett und Schrank in die nun etwas schräge Wand eingebaut wurde. Es regnete immernoch.
Zwischen meinem und Taylors Zimmer lag wiederum ein Bad, das wir zwei uns teilten. Für mich war es in Ordnung so- ich war sowieso immer schneller als er. Taylor ist ein Morgenmuffel und braucht immer ein paar Minütchen, um sein Gehirn aufzuwecken. Grinsend schnappte ich mir einen anderen Pulli, eine lange, schwarze Pyjama- Hose und Wechselzeug und marschierte ins Bad. Ich richtete mir ein Handtuch her und betrachtete mich kurz im Spiegel. Keine Spur von restlichem Blut. Doch trotzdem war ich etwas blass. Ich unterdrückte ein Seufzen und sperrte die Tür, die mir Zugang zum Bad verschaffte, zu. Ebenso sperrte ich die andere Tür, die zu Taylors Zimmer führte, zu. Danach zog ich mich aus und sprang unter die Dusche. Ich ließ das warme Wasser auf meine Haut und meine Haare fließen und dachte wiederum nach.

Wie konnte man an mir den Geruch eines Blutsaugers bemerken? Ich hab Zayne doch kaum berüht..

Man darf eben niemals die feinste Nase in unserem Haus unterschätzen- auch wenn Shawn nicht zu unserem Rudel gehörte. Was die Sache mit dem 'Öffentlich- Gehen' betrifft stimmt es wirklich. Wir hatten kaum mehr Blutsauger und/oder Menschen in unserem Territorium. Anscheinend waren sie nun viel vorsichtiger als ich dachte. Immernoch nachdenklich massierte ich Shampoo in meine Haare und schloss kurz die Augen. Sofort setzte ein dumpfes Pochen ein und ich sah nur mehr rot. Benommen hielt ich mich an der nassen Fliesenwand an und atmete durch.
Nein, ich hatte wirklich keine Lust auf einen Anfall.

The little Secret (Slow Update)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt