9. Hausaufgaben

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Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, seifte ich mich gründlich ein. Danach wusch ich alles wieder ab, in Eile aus der Dusche zu kommen.

Ohnmächtig werden in einer Dusche? Nein danke.
Nach einer halben Ewigkeit bekam ich endlich das Shampoo aus meinem Haar und schaltete die Dusche ab. Ich stieg aus ihr heraus und trocknete mich mit meinem Handtuch halbwegs ab. Danach streifte ich mir meine Sachen über, wuschelte mit dem Handtuch fest durch meine Haare und bürstete sie anschließend durch. Ich betrachtete mich im Spiegel und seufzte leise. Mein Hautton war um eine Spur blasser geworden und meine Haare sahen aus wie hellgraue nasse Spaghetti. Angewidert wandte ich den Blick von meinem Spiegelbild ab und schnappte mir meine getragenen Sachen. Ich sperrte beide Türen wieder auf, schmiss mein Gewand auf mein Bett und mich gleich hinterher.

Hatte ich Hausaufgaben? Achja! In Mathe, Englisch und Bio. Das ganze war in meinem Rucksack. Und der Rucksack in der Küche. Stöhnend erhob ich mich, schlenderte lustlos aus dem Zimmer und eilte die Treppen hinunter. In dem Moment kamen Luxor, Shawn, Peter, Richard, die Zwillinge und zuletzt Taylor aus der Küche. Ich nickte unseren drei Freunden zu und sie nickten zurück.

*Ich weiß, dass du mit einem Blutsauger gesprochen hast. Du kannst mir nichts vormachen Lou!*,sagte mir Shawn noch einmal, aber auf eine kalte Art und Weise.

Er wandte den starren Blick von mir ab und verließ mit Peter und Richard die Wohnung. Von draußen hörte man kurz das Zerreißen von Stoff und Wolfsgeheul, dann war es still. Ich sah zu Taylor, der, wie ich jetzt gerade bemerkte, meinen Rucksack in den Armen hielt.

"Was ist da drinnen? Steine?",fragte er belustigt und reichte mir den Rucksack.

"Nein! Da sind Eier von ihren Maultier- Mähdrescher Verwandten drinnen! Wetten die schlüpfen jetzt?",erzählte Andrew aufgeregt.

Ich blieb wie erstarrt stehen.

Wow, sie haben einen neuen Spitznamen für mich gefunden. Maultier- Mähdrescher.. Besser als Pseudohäschen..

"Ooooh! Ihr Rucksack hat sich gerade beweg-"

"Halt die Fresse, Andrew. Oder ich stopf sie dir!",knurrte Taylor mit tiefer, bedrohlicher Stimme und baute sich etwas vor ihm auf.

Andrew wirkte nun etwas verloren und klein, doch in seinen dunklen Augen schimmerte nach einer Zeit wieder Trotz auf.

"Chill ab! War nur ein Scherz!",knurrte er und schien für seinen Teil etwas größer zu werden. Er war im Begriff sich zu wandeln.

"Treib es nicht zu weit damit!",fauchte Taylor, der anscheinend nichts mitbekam.

Luxor sprang schließlich dazwischen.

"Seid ihr wahnsinnig? Hört auf zu streiten! Besonders du solltest dich beruhigen, Andrew! Du kannst dich ja wandeln",knurrte er.

"Ich hätte mich jetzt vielleicht auch wandeln können",knurrte Taylor leise und kniff die Augen zusammen.

Luxor ignorierte die Bemerkung seines Sohnes und wandte sich ab. Taylor sah noch einmal wütend zu Andrew, und folgte dem Beispiel seines Vaters.

"Wo sind Charlotte und Clarissa?",fragte ich dann.

"Sie sind oben. Charlotte darf noch nicht hören was wir da besprechen..",antwortete Luxor langsam.

"Wenn sie älter ist werden wir sie dann in alles einweihen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ebenso ein Werwolf wird"

Autsch. Die Ehrlichkeit hat Taylor glasklar von seinem Vater geerbt.

"Okay schön zu hören",sagte ich kurz angebunden, drehte mich um und ging zu den Stiegen.

"Was? Hab ich was falsches gesagt?",hörte ich Luxor noch verwirrt fragen bevor ich mein Tempo erhöhte und dann die Tür meines Zimmer zuschlug.

*Man, genauer können sies nicht sagen*,dachte ich angepisst und holte mein Hausaufgaben aus dem Rucksack.

Ich verschaffte mir Platz auf meinem Schreibtisch und knallte die drei Hefte drauf. Lampe an und schon kanns los gehen. Englisch hatte ich schnell hinter mir: Ich musste nur einen Text schreiben und im Buch eine Nummer lösen. In Bio musste ich einen Lückentext ausfüllen und mehr wars nicht. Und dann kam Mathe. Mein Lieblingsfach! Nicht..
Ich war gerade dabei irgendeine Formel abzuschreiben, als es an meiner Tür klopfte.

"Was ist?",fragte ich absichtlich unhöflich und starrte die Aufgaben in meinem Buch an.

"Woah, nicht so unhöflich",brummte Taylor und trat ein.

Ich hörte wie er sich auf mein Bett setzte und seufzte. Danach konnte ich seine Blicke förmlich auf meinem Rücken spüren. Ich seufzte.

"Was brauchst du?",fragte ich so nett wie möglich.

"Gar nichts eigentlich. Ich wollte dir nur sagen, dass ich finde, dass Vater falsch liegt"

"Aha"

Resigniert kritzelte ich die Rechnung aufs Blatt und starrte aufs Lösungsblatt. Wieso ist das Ergebnis falsch? Okay, wenns zu einfach ist, ist es immer falsch. Ich ignorierte Taylor vollkommen und checkte meinen Rechnungsweg nochmal ab.

"Brauchst du Hilfe?",fragte Taylor dicht neben meinem Ohr und brachte mein Herz fast zum Ausrasten.

"Ooooooh mein Gott! Du Arsch! Erschreck mich nicht so!",schimpfte ich wütend schnaubend.

"Was?",lachte er und klang so unschuldig wie sein Vater.

Ich warf ihm einen Todesblick zu und starrte auf die ganzen Zahlen. Mir wurde bei dem Anblick schlecht und ich knallte meinen Kopf auf die Aufgaben.

"Wozu brauch ich das?",fragte ich resigniert und ignorierte Taylors Lachen.

"Das deute ich mal als Ja",murmelte er.

"Rutsch mal rüber"

Gelangweilt rutschte ich auf meinem Stuhl zur Seite und machte ihm Platz. Er pflanzte sich neben mich hin und warf einen Blick auf die Rechnungen. Ich betrachtete ihn von der Seite und legte den Kopf etwas schief.
Naaaaaw.. Er sieht so cute aus, wenn er nachdenkt..

"... Denkfehler",hörte ich ihn noch murmeln.

"Eh.. was?",fragte ich nach.

Oh shit.. Peinlichkeitsgrad auf Nummer 7 von 10.

"Du hast 'nen Denkfehler",begann er zu erklären und zeigte mir einen Fehler.

Oder besser: Die Fehler. Er wurde nach einer Zeit immer schneller und ich kam nicht mehr so richtig mit. Langsam glaubte ich, dass er sich in diesen Rechnungszeug buchstäblich eingraben könnte!
Das ganze Gelaber half aber, denn nach nur zehn Minuten machte es 'Klick' in meinem Kopf. Grinsend radierte ich die Fehler weg und schrieb viel schneller als sonst die Rechnung auf und rechnete was das Zeug hielt.
Boom! Und es ist richtig! "Woah.. Danke, hat echt geholfen",murmelte ich lächelnd und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung fest. Etwas zerquetscht löste ich in Null-Komma Nichts die anderen Rechnungen und sah dann skeptisch zu ihm.

"Hast du nicht auch Hausaufgaben?"

"Nop, bin schon fertig",antwortete er gelassen.

What?!

"Okeeeey.. *hust* Streber *hust*"

Er schubste mich leicht.

"Gar nicht",brummte er.

Ich streckte ihm die Zunge raus und klappte mein Heft zu.

"Endlich fertig.. Wieviel Uhr ist es?"

Taylor sah auf seine Uhr.

"Fast 23 Uhr"

"Ich sollte langsam pennen gehen.. Also dann, husch husch!"

Ich deutete zur Tür und streckte mich.

"Ich will nicht gehen",murmelte er trotzig.

"Hä?",fragte ich und wollte ihm vom Sessel drücken, doch er bewegte sich kein Stück.

The little Secret (Slow Update)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt